Dienstag, 17.9.
Trödeln noch ein wenig rum, bis wir alle gut versorgt und geduscht abreisen. Tingeln auf der Landstraße, suchen später noch eine Einkehr, finden nix Gescheites, fahren bis Patra, kehren dort im Hafen ein.
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Wir wollen nicht wieder zu früh im Fährhafen stehen, so prickelnd ist das ja nicht. Fahren im Hafengelände herum und finden keinen „Superfast“-Schalter. Bis uns einer erzählt, die Fähre nach Ancona ginge von hier gar nicht, sondern vom Neuen Hafen ein gutes Stück südlicher außerhalb der Stadt. Aha. Also los, es ist schon nach 15h, um 17h soll das Schiff gehen. Das zieht sich aber – sind wir noch richtig? Die letzten Häuser von Patra liegen schon mehrere Kilometer hinter uns – ahhhhhhh – da kommt sowas wie ein Hafen. Auf der Straße fahren wir rund 2km lang entlang, dann kommt eine Einfahrt und dann drin das ganze wieder zurück. Als Fussgänger wäre man hier wirklich arm dran angesichts dieser Strecken, die hier zu überwinden sind. Und auf den Tickets und nirgendwo steht „New Port“. Von da her sind wir nicht draufgekommen, dass der Fährhafen außerhalb der Stadt sein könnte.
Es herrscht ein riesiges Tohuwabohu, es gibt keine gescheiten Parkplätze, wo man das Fahrzeug stehenlassen kann während des Eincheckens. Lassen sie in zweiter Reihe einfach so stehen, gehen zum Schalter, dort werden wir angewiesen, schier um das ganze Gebäude herumzugaloppieren um innen hinein zu kommen. Drinnen werden wir von ohrenbetäubendem Lärm erschlagen, „Musik“ brüllt, dazwischen Durchsagen, entsetzlich. Die Frau am Schalter erzählt zwar irgendwas, was wir aber wegen des Lärmpegels nicht ausmachen können, wir fragen noch nach, wo das Schiff stehen könnte, sie weist uns, wir müssten also nochmals um das gesamte Hafengelände herumfahren und das Schiff stünde quasi genau hinter ihrem Rücken.
Man fragt sich dann schon, was die Architekten eines Hafens von Beruf sind, wir fahren also nochmals Kilometer um Kilometer, stehen dann im Stau, es geht einfach nix weiter. Es ist schon halb vier, also eine halbe Stunde vor Schiffsabfahrt und es geht einfach – NICHTS. Wir sehen aber, dass noch mehrere genervte Autofahrer mit uns im Stau stehen, die offenbar auch aufs gleiche Schiff wollen. Der Grund für den Stau offenbart sich, als wir durch die Kontrollen fahren. Um Illegalen den Übertritt nach Italien zu verhindern, werden die Fahrzeuge auseinandergenommen. Mit wichtiger Miene steigt einer in mein Badezimmer, reisst alle Schränke auf, der Pkw vor mir muss gar eine große Reisetasche aufmachen, naja, es dient eigentlich ja der eigenen Sicherheit, also kann man dagegen nix sagen. Nur könnte man das auch irgendwie anders organisieren bzw. ist die Hafenanlage nicht so ausgestattet, dass diese Schleuse grad der richtige Standort für so umfangreiche Kontrollen ist, wenn sich dahinter alles staut bis zurück zu dem Check-In-Gebäude.
Die Plätze vor den Schiffen sind verwaist, da wäre auch Platz genug für das. Egal, wir fahren zu unserem Schiff, 10min vor eigentlicher Schiffsabfahrt ist es nun geworden und dann dasselbe wie bei der Hinfahrt wieder. Obwohl die Fahrzeuge nur ganz spärlich auf die Rampe rollen, ein Wirrwarr von Einweisern, wo der eine einen hierhin und der andere einen dorthin brüllt. Ich bleibe stehen und mache den Motor aus. Ich bin zahlender Kunde und kein Vollidiot erkläre ich dem Einweiser, der dann endlich herkommt und will, dass ich weiterfahre. Damit mache ich mir wirklich keine Freunde. Ich soll neben zwei Kühllastern einparken, die vor den großen offenen Fenstern stehen und deren Aggregat wohl die ganze Nacht laufen wird. Ich weigere mich. Auf dem offenen Deck sind noch ganze zwei Fahrspuren frei, auf eine davon würden wir zu dritt schön hintereinander passen. Ich fahre vor. Da kommt der Einweiser, reisst mir die Tür auf, langt in mein Fahrzeug, reisst das Lenkrad rum, schlägt soweit ein, dass ich in diesem Winkel unten einen Stufenabsatz, der an der Schiffswand entlanggeht, unweigerlich mitnehme und herrscht mich an, rückwärts zu fahren. Ich fahre nicht rückwärts, haue ihm auf den Arm, schreie ihn an, das sei MEIN Auto und parke schließlich gerade noch unter dem Dach hinter einem französischen Wohnmobil mit Auto-Anhänger ein. Gut. Geschafft. Meinen Schwager lässt er neben mich hinfahren, auch einschlagen und hinter mich rückwärts einparken. Hätte ich nicht wildtrommelnd meinen Schwager von seiner Rückwärtsfahrt abgehalten, hätten wir beide die Außenspiegel abgerissen gehabt. So ein Zirkus! So ein Theater! Sowas habe ich noch niemals auf einer Fährfahrt erlebt. Die zwei freien Spuren müssten für die Camping an Bord-Leute die in Igoumenitsa kommen, frei bleiben, erklärt mir auf meine freundliche Nachfrage später einer mit goldenen Knöpfen und Schulterklappen, der auf dem Campingdeck nach dem Rechten sieht. Mein Vorschlag, wenn das Schiff fährt, fahren wir drei einfach vor auf das offene Deck und in Igoumenitsa sind wir einfach nicht an den Fahrzeugen, verwirft die Verwandtschaft, das könne man nicht machen. Am nächsten Morgen, als sie schlaflose Nächte wegen der Kühllaster neben und hinter sich durchlebt haben, meinten sie, ja, das wäre das Richtige gewesen. Auf dem offenen Deck werden dann Pkws und Motorräder stehen – die ganz sicher kein Camping an Bord gebucht hatten.
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76 - Am Morgen irgendwo in der Adria ....jpg
Die Fährfahrt ist wieder kotzlangweilig, wir sind froh, als wir mit einer Stunde Verspätung am anderen Abend in Ancona ankommen – und müssen nochmal eineinhalb Stunden warten, bis alle Fahrzeuge auch in Italien nochmal nach Illegalen kontrolliert sind und wir runterfahren können.
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Pizzaessen am Gardasee – so war der Wunsch. Es wird nur Pizzaessen in Fano – und für mich endet die Griechenland-Reise am gleichen Stellplatz, wo sie vor zweieinhalb Wochen begann.....
78 - In Fano endet unsere gemeinsame Reise - natürlich beim Abendessen in einem der wenigen noch geöffneten Lokale.jpg
Fazit:
Griechenland mit dem Wohnmobil war große Klasse. Toll das Wetter, im September bis auf die letzten beiden Tage tagsüber 35-37°, immer ein Lüftchen, abends 25-27°, nachts um die 20°, herrlich zum Draussensitzen. Langärmeliges, Strümpfe – alles nicht gebraucht. An den letzten beiden Tagen ist dann der Herbst gekommen, es war dann bloss noch so 25-27° tagsüber warm und nachts auch schon unter 20°,in Fano in Italien saßen wir zum Abendessen bereits innen.
Wir waren sehr viel auf Campingplätzen, nicht zuletzt auch wegen der Ver- und Entsorgung. Wie mir zwischenzeitlich versichert wurde, ist ein Spaten unverzichtbar, wilde Entsorgung die Regel. Das haben wir nun so nicht gemacht, haben auf Campingplätzen aber auch nicht viel bezahlt (1Pers.+1Fahrzeug zw. 10 und 19€, die mit mehreren Personen halt p.P. Rund 4-5€ mehr). Essengehen waren wir reichlich, immer mit Wein und Bier haben wir zu sechst von knapp unter 50 bis max. 80€bezahlt, waren dann dafür voll und toll. Das Essen war durchgängig gut,ich habe mich an die vegetarischen Dinge gehalten, herrliches Gemüse, die Verwandtschaft hat schon Lamm und Fischzeugs und sowas vertilgt, das meiste war sehr gut. Ouzo gibt es in Griechenland nicht automatisch wie bei uns, dafür immer Wasser kostenlos.
Die Straßen sind größtenteils super, von einzelnen Strecken mit üblen Schlaglochpisten abgesehen. Die drei Tage als wir nahe Patra auf dem Camping waren,machte das Radfahren keinen Spass, alle paar Meter lag irgendein verwesender Tierkadaver auf der Straße, das packt meine Seele nicht. Überhaupt – vor dem Tierleid habe ich mich gegruselt – wir haben gar nicht viel gesehen. Straßenhunde, ja, gut genährt, naja, nach der Saison wurden sie gut von den Touristen gefüttert, viele Katzen auch. Und – auf irgendwelchen Weiden einzeln angebundene Pferde und Esel, die dort stehen mussten in der prallen Sonne. Schlimm.
Diesel kostete zwischen 1,33 und 1,41/l. Gefahren sind wir in Griechenland rund 1000km, also gar nicht so viel, waren ja aber nicht weit um.
Ich werde auf jeden Fall wieder runterfahren, dann aber nur mit meinem Schatz und dann so reisen, wie wir es gewöhnt sind, mit Neugierde hier und da, aber es ist halt auch schwierig, drei Fahrzeuge mal auf der Strecke schnell anzuhalten, bloss weil in einem von 6Köpfen irgendeine wahnwitzige Idee herumkurvt. In der Gruppe muss man halt Abstriche machen, das ist ja aber auch jedem bewusst. Dafür ist man nicht allein und hat Spass und Gaudi, wenn man sich gut verträgt.
Ob ich nochmal mit Anek und Superfast fahre, weiss ich nicht, der Autoput soll ja mittlerweile auch ganz gut sein und Autofahren macht mir generell nichts aus, auch weite Strecken nicht. Und ich arbeite ja auch im Tourismus, aber meine Kunden anzuschreien, das käme mir niemals in den Sinn, auch wenn siesich noch so blöd verhalten. Und habe ich noch auf keiner Fährlinie so erlebt, weder in Italien noch im Norden. Es wird aber auch von den erfahrenen Griechenlandreisenden, die ich zB nach dieser Tour in der Schweiz während einer mehrtägigen Schweiz-Rundfahrt getroffen habe, geschildert, dass dieses Einweiser-Geschrei durchaus üblich und gängig sei und man da gar nicht hinhören bräuchte und sich einfach wo hinstellen solle.
Nun, das ist dann wiederum auch nicht meine Art – oder ich muss einfach noch was lernen.
Schön wars.
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