Wir gehen mal die Sonne putzen

... eure Reiseberichte aus Spanien
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SuperDuty

Re: Wir gehen mal die Sonne putzen

Beitrag von SuperDuty »

Abschied von Chipiona
Nach einigen Internet-Problemen kann es nun mit den Berichten weiter gehen:

In Chipiona kann man glatt die Zeit vergessen. . .
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Ganze drei Wochen waren wir Gast in Chipiona und haben hier und in der Umgebung schöne Dinge erlebt. Aber wir waren nicht nur unterwegs, wir haben auch einfach Strand und Ort genossen, uns dem Nichtstun hingegeben. Vom Wohnmobil aus genossen wir freie Sicht auf den Golf von Cádiz, konnten die Schiffe beobachten, welche hier in den Guadalquivir bis Sevilla hinauf fahren. Derzeit ist dieser einize schiffbare Fluss Spaniens bis Sevilla auch für Hochseeschiffe befahrbar. Die Römer konnten den Guadalquivir bis Córdoba mit ihren Schiffen befahren.
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Bei Ebbe sind die Riffe vor Chipiona gut sichtbar. Diese wurden bereits zur Zeit der Römer angelegt und werden zum Fischen benutzt. Nach jeder Flut bleiben etliche Fische im Riff und können einfach eingesammelt werden. Für jedes Riff ist ein Fischer zuständig, denn es bedarf ständiger Pflege.
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An einem Relax-Tag gehen wir morgens zur Markthalle oder in den vielen kleinen Läden den Tagesbedarf besorgen, auf dem Weg in einer Bar vorbei, als zweites Frühstück Churros mit Café Americano – ok, wir wissen, traditionell müsste das Chocolate con Churros sein. Wir genießen den etwas dörflichen Charme, denn hier hat der Tourismus noch nicht allzu viel verdorben.
Wer Highlife will, für den ist Chipiona sicher nicht der richtige Ort, wir fühlten uns manchmal eher wie auf einer ruhigen Südseeinsel, einfach herrlich.
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Der Leuchtturm „Faro de Chipiona“ ist mit 69 Metern der höchste Spaniens und liegt an der Spitze einer kleinen Landzunge namens „Punta del Perro“, der Punkt des Hundes.
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Chipiona ist mit seinen gut 17.000 Einwohnern ein vorwiegend von Spaniern besuchter Ferienort. Einige wenige deutsche und englische Hotelgäste waren auszumachen.

Der alte Ortsteil liegt um die Iglesia Nuestra Señora de la O und die nahe Fußgängerzone kann sich mit Palmen, Blumen, Bars und zahllosen kleinen Geschäften durchaus sehen lassen. Der Kirchplatz lädt mit seinen großen Palmen und den üppig blühenden Bougainvillea zum Verweilen ein.
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Bemerkenswert ist das Kloster Santuario de Nuestra Señora de Regla de Chipiona. Die neogothische Kirche ist fast ins Meer gebaut.
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Der letzte Sonnenuntergang vor unserem RV war nochmal richtig schön, schöner als jedes TV-Programm.
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Lira
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Re: Wir gehen mal die Sonne putzen

Beitrag von Lira »

Ganz große Klasse, sehr stimmungsvoll und schön eingefangen!!
Wie warm ist es denn mittlerweile in Spanien? Müsste doch schon auf "mörderische" Temperaturen zurückgehen - aber am Meer wird es wohl so sein, wie in Sizilien - bissi Lüftchen geht immer ?!


Har-Pi
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Re: Wir gehen mal die Sonne putzen

Beitrag von Har-Pi »

Lira, an der östlichen Mittelmeerküste hatten wir schon 35 Grad echte Lufttemperatur, jetzt ist es auf ca 30 Grad zurückgegangen.

Am Atlantik, wo sich Monika und Gerd aufhalten, ist es immer windiger als hier, und damit oft erträglicher.

Hier haben wir normalerweise um die 70% Luftfeuchtigkeit, heute nur 53% und 27 Grad um 10 Uhr am Morgen.


SuperDuty

Re: Wir gehen mal die Sonne putzen

Beitrag von SuperDuty »

Die Temperaturen sind auf unserer Fahrt recht unterschiedlich, bewegen sich im Landesinnern meist um die 28 bis 36 Grad, wir hatten auch mal bis knappe 40 Grad. Selbst abends nach Sonnenuntergang (momentan 21:40) kühlt es nur seeeeehr langsam ab, kann in der Nacht dann aber schon auf 16 Grad fallen - wir sind/waren immerhin auf bis zu 1300 m Höhe. Aber in der Sonne ist es hier glühend heiß, den Nachmittag verbringt man lieber drin. Spanier suchen permanent Schatten, sogar die Parkplätze von Supermärkten sind fast obligatorisch überdacht.

Am 25. und 29.Mai.12 berichteten wir von der Romeria. Inzwischen hatten wir den Zielort der Wallfahrt besucht.

El Rocio
Da liegt es nun vor uns, das winzige Nest in einem riesigen Sandhaufen am Rande des Nationalparks Coto de Doñana: El Rocio.
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Ein Mal im Jahr wird die 700 Seelengemeinde zum Mittelpunkt Andalusiens und hat dann um eine Million Gäste.
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Und dabei geht es um dies:
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Wir kamen 14 Tage nach dem großen Ereignis, der Romeria, in den Ort. Der Alltag ist wieder eingekehrt, nur die üblichen Wochenendbesucher sind hier.
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Die riesigen Plätze und außergewöhnlich breiten Straßen bestehen allesamt nur aus Sand, nichts als Sand. Sie lassen Autos und Fußgänger – soweit sie sich überhaupt der sengenden Sonne und dem Staub der Straße aussetzen, winzig erscheinen.
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Romantisch die Seitenstraßen:
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Die Spuren der sensationellen Großveranstaltung sind noch nicht ganz beseitigt, die „Campingplätze“ der Wallfahrer gut zu erkennen, sie scheinen etwa die Größe zu haben, wie man sich amerikanische Getreidefelder vorstellt. Letzte Aufräumarbeiten sind noch in Gange.

Auffallend sind die Unterkünfte, welche sich viele Bruderschaften hier errichtet haben. Nicht wenige weisen eine stattliche Größe auf, die einem Bauernhof zur Ehre gereichen würde, haben Stallungen dabei und natürlich den Stellplatz für den üppig geschmückten Wagen, auf dem der Schrein der heimischen Kirche transportiert wird, erkennbar am Glockenturm.
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Am heutigen Sonntag war man noch in so manchem Haus mit den Aufräumarbeiten beschäftigt.

Bei sengender Hitze verlassen wir den einmaligen Ort wieder. Momentan ist das Fahren auf spanischen Autobahnen ein besonderes Erlebnis. Nein, nicht nur wegen der Klimaanlage im Fahrzeug, an vielen Strecken ist der Mittelstreifen mit Oleander bepflanzt, der jetzt in voller Blütenpracht steht, und das, soweit das Auge reicht.
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SuperDuty

Re: Wir gehen mal die Sonne putzen

Beitrag von SuperDuty »

Sevilla
Ja, die Städte. . .
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„Da der ökonomische Erfolg Sevillas vor allem den höheren Einkommensschichten zugutekam, erreichen Arbeitslosen- und Kriminalitätsrate Werte, die kaum von einer anderen spanischen Stadt übertroffen werden, usw.“ - soweit die Zeilen im Reiseführer.

Als wir uns der Stadt näherten, stellen wir fest, dass hier nicht nur, wie meist in Spanien, die Erdgeschossfenster vergittert sind, sondern des Öfteren auch die Fenster des ersten Obergeschosses. Bessere Industrieparks waren mit massiven Zäunen umgeben, die Zufahrt nur am Wachhäuschen vorbei möglich, solche Areale sind geschützt wie Kasernen.

Angesichts der Gegebenheiten verzichten wir gerne auf stadtnahe Stellmöglichkeiten, wir fahren raus aufs Land und finden 20 km entfernt einen ruhigen und sicheren Platz für die nächsten Tage.

Sevilla ist wohl eine Gründung der Iberer, wurde später von Phöniziern und Karthagern besiedelt und 205 v. Chr. von den Römern erobert. Nach einem kurzen Zwischenspiel der Vandalen geriet Sevilla 441 in die Hände der Westgoten. 712 wurde die Stadt von den Mauren erobert und fiel 1248 wieder in die Hände der Christen. Mit der Eroberung Amerikas begann für Sevilla eine neue Blütezeit. Hier und in Cádiz entluden die spanischen Galonen ihr geraubtes Gold und Silber. Und es ist fast nicht zu glauben, nachdem jüngst eine Firma eine solche Galeere mit solch geraubtem Gold gehoben hatte, klagte der spanische Staat auf die Herausgabe seines Eigentums und bekam vor internationalen Gerichten Recht. In was für einer Welt leben wir hier eigentlich???

Sevilla ist eine schöne, moderne, großzügige Stadt mit gepflegten Parkanlagen, Palmen und zahlreichen prachtvollen historischen Gebäuden. Wir haben das Bilderbuch-Sevilla besucht, den Stadtteil Santa Cruz. In erster Linie interessierte uns die Kathedrale von Sevilla (Santa María de la Sede), sie ist die größte gotische Kirche der Welt und zählt zu den größten Kathedralen der Welt. Ihre Länge beträgt 115 m, ihre Breite 76 m. Die Höhe des mittleren von insgesamt 5 Kirchenschiffen beträgt 42 m. Die Kathedrale wurde in den Jahren 1401 bis 1519, und wie könnte es anders ein, auf den Überresten der im 12. Jahrhundert errichteten arabischen Mezquita Mayor gebaut. Offenbar trauten damalige Baumeister allerorten ihren christlichen Fundamenten nichts zu.
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Da der große Altar wegen Renovierungsarbeiten verhängt war, und wegen des stattfindenden Gottesdienstes ein Teil der Kathedrale abgesperrt war, gab es eigentlich nicht viel zu sehen. Später war dann mehr geöffnet, aber wir hatten absolut keine Lust uns in eine ewig lange Schlange wartender Touris einzureihen.
Übrigens soll in der Kathedrale Cristóbal Colón (Kolumbus) beerdigt sein, eine nicht ganz so ehrenhafte Person, wenn man sich näher mit seinen Motiven und seinem Handeln beschäftigt. So geht aus seinen Logbüchern und Briefen hervor, dass er vorrangig auf der Suche nach Edelmetall-Vorkommen war.
Er hatte von Königin Isabella I. den Auftrag, die einheimische Bevölkerung freundlich zu behandeln, er aber versklavte 550 Indios und brachte davon die überlebende Hälfte nach Spanien. Dort wurden sie von Königin Isabella I freigelassen und lebende Überrest zurück in ihre Heimat gebracht.

Seitengang eine Kirche
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Wir schauten uns etwas in der Stadt um
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Als zweites wollten wir zum "Royal Alcazars of Seville", ein orientalischer Festungspalast, so scheint es jedenfalls auf den ersten Blick. Die Anlage gilt als älteste Königsresidenz in ganz Europa und geht auf eine maurische Burg der Almohadenherrscher zurück. Der Palast an und für sich wurde jedoch erst ab 1364 von dem Liebhaber islamischer Kunst, Pedro I. „der Grausame“ erbaut.
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Es muss damals ganz schön was los gewesen sein, wenn man den Malern glauben darf. Hier ein Wandteppich.
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Die Bäder oder sowas. . .
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Die Gärten
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Der Palast
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Sevilla wirkte etwas steril und zu durchgestylt auf uns, die Leute (90 % Touristen) vielfach angespannt und so gar nicht spanisch. Wir konnten uns nicht so recht anfreunden mit der an und für sich recht schönen Stadt Sevilla.


SuperDuty

Re: Wir gehen mal die Sonne putzen

Beitrag von SuperDuty »

Córdoba, ein Highlight
eigentlich wollten wir durch Córdoba durchfahren und am östlichen Stadtrand unser Wohnmobil parken. Aber westlich, kurz vor der Stadt, boten sich wunderbare Plätze zum Stehen an, völlig einsam, ruhig und kaum zu sehen, sowas gefällt uns.
Um 22:30 Uhr genießen wir noch bei angenehmen 30 Grad die laue Abendstimmung. Ja, 30 Grad sind wirklich ein angenehmer Genuss, wenn man das mit den Mittagstemperaturen vergleicht. Überhaupt haben wir uns an die Wärme hier sehr gewöhnt und wenn es nur noch knapp über 20 Grad hat, empfinden wir das als sehr frisch.
Bei den Temperaturen versteht man auch den Tagesablauf der Spanier, der völlig anders ist als bei uns. Ab ca. 13:30 Uhr bis 17 Uhr ist Siesta. Da ruht nahezu alles in Spanien. Lediglich der eine oder andere Supermarkt hat noch offen. Ab 17 Uhr wird wieder bis 20 bzw. 21 Uhr gearbeitet. Dann beginnt hier der Feierabend. Entsprechend sind natürlich die Essenszeiten verschoben und es ist normal, dass Leute noch nach 23 Uhr spazieren gehen. Ab Mitternacht bis zum Morgen wird die Zeit madrugada genannt. In der Folge beginnt die Arbeit auch etwas später wie wir das gewohnt sind, in der Regel ab 9 Uhr. Allerdings gibt es auch Bereiche, in denen nachts, in der madrugada gearbeitet wird. Es ist nicht selten, dass zwischen 2 und 5 Uhr die Mülltonnen geleert werden. Auch die Straßenkehrer beginnen oft vor Sonnenaufgang mit ihrer Tätigkeit. In beiden Bereichen sind übrigens etliche Spanierinnen tätig. Aber kommen wir wieder zu unserer Städtetour.
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Unser erster Ausflug galt dem Stadtteil Juderia
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und der Mezquita de Córdoba, von außen relativ schmucklos, von innen überwältigend.
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Die Römische Brücke, Puente Viejo, führt mit 16 Bögen über den Guadalquivir direkt auf die Moschee zu.
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Am stadtauswärtigen Ende der Brücke befindet sich der "Torre de la Calahorra", ein mittelalterlicher Wachturm, in dem heute ein Museum untergebracht ist.
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Der Emir Ab dar Rahman I. begann 785 mit dem Bau dieser Moschee, die heute mit 23.000m² die drittgrößte der Welt wäre. Ungefähr 860 Säulen tragen jeweils 2 übereinander liegende Bögen und erzeugen ein interessantes Spiel aus Licht und Schatten.
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Nicht nur Granada ist mit Assoziationen an die Zeit der Maurenherrschaft verbunden, in Córdoba erreichte die Macht des Islam in Europa, noch völlig unangefochten durch christliche Herrscher, ihren Höhepunkt bereits über 500 Jahre vor dem Fall von Granada.
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Auch Córdoba wurde von den Iberern gegründet, später schlossen sich die Bewohner dem Karthager Hannibal auf dessen Feldzug gegen Rom an, 206/169 v. Chr. (die Angaben sind widersprüchlich) wurde es von den Römern erobert. Bis zum Bau des Kolosseums und des Amphitheaters von Karthago stand hier das größte Amphitheater des römischen Reiches, welches 40.000 Besuchern Platz bot. Irgendwann zerstörten die Vandalen Córdoba, die Stadt blieb jedoch Teil des Westgotenreiches. Von 554 bis 571 gehörte es zum Byzantinischen Reich. Nach der Rückeroberung durch die Westgoten 572 verlor es an Bedeutung und verfiel zusehends. Das übliche Trauerspiel.
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711 wurde die Stadt von den Mauren eingenommen und war ab 756 die Hauptstadt des umayyadischen Emirats von Córdoba. Im 10. Jahrhundert wurde das Kalifat von Córdoba errichtet. In dieser Zeit lebten über eine halbe Million Menschen in Córdoba, das damals eine der größten Städte der bekannten Welt war. Es gab über 80.000 Werkstätten und Geschäfte, 600 öffentliche Bäder, 300 Moscheen und 50 Krankenhäuser!!!! in der islamischen Metropole. Christen, Juden und Muslime lebten meist friedlich zusammen. Die Omaijaden-Herrscher regierten tolerant, ließen Christen und Juden nach deren Fasson selig werden, gerade aus heutiger Sicht besonders bemerkenswert: in Córdoba teilten sich damals Muslime und Christen 20 Jahre lang ein und dasselbe Gotteshaus, und als es einfach zu klein wurde, kaufte Abd-al-Rahman den Christen ihr Gotteshaus für 100.000 Golddinare ab, damit sich diese ein neues Gotteshaus an anderer Stelle bauen konnten. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen, von so viel Toleranz und gegenseitiger Achtung konnte und kann sich Rom noch heute eine Scheibe abschneiden.
Wie wäre es denn, wenn sich mal die Katholiken mit Muslimen ihr Gotteshaus teilen, bis diese ihre eigene Moschee errichtet haben? Schließlich beten doch beide denselben Gott an.
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Die blühende Stadt zog damals Gelehrte aus der ganzen Welt an. Das Wissen dreier Kulturkreise und dreier Religionen konnte sich hier zum Wohle aller ergänzen.
Händler aus dem Osten, aus Bagdad, aus dem byzantinischen Konstantinopel und sogar Wikinger kamen hierher, um ihre Waren anzupreisen. Reisende, Dichter, Poeten und Denker kamen; die Weisheit des Ostens drang in die geistige Öde des Westens und veränderte den Alltag und die Gewohnheiten, z. B. die Folge der Speisen (Suppe, Fleisch, was Süßes), Trinken aus Kristallgläsern, die Kleidung (Leichtes im Sommer, Pelz im Winter) oder das Schminken und Frisieren, wie man sich mit einer Creme die Zähne putzt, Waschen/Baden . Dies und vieles mehr lehrte uns Zirjab, ein schwarzer Muslim, ein Revolutionär der feinen Lebensart. Zu einer Zeit, in welcher der Rest von Europa sich im Dreck suhlte, gab es alleine in Córdoba hunderte Bäder. Maimonides, ein jüdischer Gelehrter aus Córdoba hatte bereits vor 1200 Prophylaxe und Hygiene zum Mittelpunkt seiner medizinischen Ansichten gemacht. Abu al-Qasim aus Córdoba schuf um 1000 mit seinem 30-bändigen Lehrbuch Grundlagen, welche die Chirurgie für ein halbes Jahrtausend bestimmte. Ibn Ruschd dokumentierte mit seinen Werken die antike Philosophie für die Nachwelt.
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Nach dem Untergang des Kalifats wechselte ab 1031 die Herrschaft mehrfach, Dschahwariden, Abbadiden, Almoraviden, Almohaden führten Regie, bis 1236 christliche Truppen Córdoba eroberten. Die neuen Herrscher duldeten keinen Zweifel an ihrer durch fanatisches Christentum geprägten mittelalterlichen Weltlehre. Inquisition und Vertreibung von Juden und Mauren trugen dazu bei, Córdobas strahlenden Stern zum Erlöschen zu bringen. Die einstige Metropole der Geisteswissenschaften erlosch zur bedeutungslosen Provinzstadt. Wen wundert´s, wenn so viel Kleingeist an die Macht kommt.
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Was er wohl heute zu all dem sagen würde, was die Leute in seinem Namen machen?
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Lira
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Re: Wir gehen mal die Sonne putzen

Beitrag von Lira »

Welch ein Prunk !! Und ganz toll eingefangen, vielen Dank. Das sind Anregungen, man möchte am liebsten sofort losbrausen.

Diese Lebensweise ähnelt auch sehr der im südlichen Italien und den italienischen Inseln.
In Palermo auf dem Stellplatz mitten in der Stadt machten wir auch mal kein Auge zu, da nebenan von 2.00h bis 5.00h mit allem Krawall und Lärm und Gestank der Müll von kleinere auf größere Müllautos umgeladen wurde. Das war so ziemlich meine schlimmste (in Bezug auf Unruhe) Wohnmobilnacht. Die Straßenreinigung hingegen fährt auch in Italien auch sonntags gerne schon vor 6.00h rum, und das aber auch im Winter. Wie oft sind wir da schon im Bett gestanden, als der Reiniger wohl aus lauter Lust an der Freude seine Kreise um unser Wohnmobil gezogen hat.

Wie lange bleibt ihr noch in Spanien – oder habt ihr in Deutschland am Ende gar kein Zuhause mehr?


Mary

Re: Wir gehen mal die Sonne putzen

Beitrag von Mary »

Hallo, ich bedanke mich auch für die sensationellen schönen Fotos, die mich echt beeindrucken.

Was mir aufgefallen ist, in Spanien sieht man kaum tätowierte, was mir im Gegensatz hier in Deutschland schon wie eine Sucht vorkommt. Dadurch sehen die Frauen einfach auch natürlicher aus ohne Tattoo

LG
Zuletzt geändert von Mary am Mi 27. Jun 2012, 22:54, insgesamt 1-mal geändert.


SuperDuty

Re: Wir gehen mal die Sonne putzen

Beitrag von SuperDuty »

Lira hat geschrieben: Wie lange bleibt ihr noch in Spanien – oder habt ihr in Deutschland am Ende gar kein Zuhause mehr?
Hallo Lira,
wir haben im Dland kein Zuhause mehr, das notwendigste haben wir im DG bei Monikas Mutter abgestellt, von allem anderen haben wir uns getrennt. Bei Monikas Mutter haben wir jedoch ein Bett für den Notfall.

In Spanien waren wir gute 8 Monate unterwegs. Inzwischen sind wir jedoch im Dland angekommen und stehen am Ausgangsort unserer Reise.
Leider hinken die Berichte etwas nach, da wir im letzten Monat Probleme mit dem Internet hatten. Wir haben zu viel verbraucht für unsere Routen- und Stellplatzplanung und dann ging mit Bildern hochladen nichts mehr.

Mit unseren 16 m können wir schlecht einfach mal drauf los fahren und schauen wo ein Plätzchen zum Stehen frei ist. Da landet man schnell in engen Dorfgassen, aus denen nur schwer (rückwärts) wieder rauszukommen ist. Stellplätze in unserem Sinn gibt es in Spanien ja nicht und Campingplätze sind für uns, mit ganz wenigen Ausnahmen, auch nicht sonderlich geeignet. Wir planen daher alles mit google maps und Satellitenansicht. Da haben wir schon ein richtiges Auge für geeignete Plätze entwickelt. Das verbrät halt viel Volumen vom Stick, hat aber bisher super geklappt.

Es folgen in den nächsten Tagen noch einige schöne Berichte.


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Re: Wir gehen mal die Sonne putzen

Beitrag von Turboarrow4 »

Ich wollte auch einfach mal Danke sagen für die vielen Wochen, die wir auf Eurer Reise in Bildern, Texten und Kopfkino mitfahren dürfen. Es ist wirklich ein grandioser Bilderbogen. Vielen, vielen Dank dafür und allzeit gute Reise.


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