Sardinien Ostern2017
Verfasst: Di 25. Apr 2017, 23:34
Reisebericht Sardinien
Mal wieder Sardinien - die Fähre gebucht, bevor ich meine Einteilung fürs Jahr bekommen habe - das gibt Stress. Gebucht ist über Nacht vom 11. auf den 12.4. von Livorno nach Golfo Aranci mit der gelben Corsica-Sardinia-Ferries, war mit 70€ für mich und Kästchen ohne Kabine die unschlagbar günstigste Verbindung. Der Liebste fliegt am 12.4. abends ab Memmingen nach Alghero mit Ryanair für rund 60€, passt doch. Zurück fahren wir über Tag am Freitag, 21.4. zu zweit mit Kästchen auch mit der gelben zu 110€. Laut meiner Einteilung soll ich Meribel-Pendel am 8. und 9.4. fahren. Da heisst es, sich zu organisieren. Aber nachdem ich den Winter über viel daheim war, sollte das gelingen. Natürlich.
Ich wüte aufgrund des schönen Wetters und weil es nach Unfall im Herbst und Augenoperation im Februar dringend nötig ist, wochenlang im Garten herum. Bin krüppelkrumm und Arbeiten zu fahren ist die reinste Erholung, auch wenn dann wegen der frühen Fahrzeiten der Schlaf auf der Strecke bleibt. So robbe ich noch um halb sieben am Freitag, 7.4. auf allen Vieren auf dem vertikutierten Rasen herum, um Unkraut auszuräumen, Erde und Sand und neuen Rasensamen nachzufüllen und zu düngen. Dann noch Dusche - und dann mit dem eingepackten Wohnmobil in den Betriebshof. Das macht mal wieder richtig Spass. Ein richtig eingepacktes Kästchen mit Vorräten - mit Kleidung für alle Eventualitäten - mit den Utensilien, die man für eine knapp 2 Wochen-Reise so brauchen könnte.
Samstag, 8.4.2017
Die Tour nach Meribel ist erwartungsgemäß - verzögert, weil Ferienbeginn ist, fahren wir auch schon um 4h statt um 5h los.Wir kommen erst gegen halb drei nachts zurück. Nachdem ich vor halb drei die Nacht vorher im Betriebshof war, erfüllt sich mein 24-Stunden-Job mehr als genug. Bis alles fertig ist, ist weit nach 3h, wir - also die 2 Fahrer und ich - trinken noch zu dritt Feierabendbier im "Raucherkammerl" wie ich den Aufenthaltsraum im Betriebshof nenne - dann sinke ich ermattet und völlig kaputt im Kästchen ins Bettchen und schlafe tief bis um 9h durch.
Sonntag, 9.4.2017
Etwas langsam koche ich Kaffee und Tee. Das Wetter ist wieder verschwenderisch schön - gestern in Meribel hatten wir um 15h auf 1800m Höhe 26Grad. Ich fahre nach München zum Liebsten, dort gibt es ein paar Stunden Erholung auf dem Gartenstühlchen in der Sonne, dann fahren wir nach Freilassing. Ich mit Kästchen, er mit Pkw, hat geschäftlich dort am Montag und Dienstag zu tun, abends sind wir bei Freunden von mir. Es gibt den ersten Schrobenhausener Spargel, ein Genuss. Herrlich. Ruhige Nacht. Ich solle doch über Felbertauern fahren, wird mir geraten - gute Idee............... doch nach etlichen Baustellen fahre ich doch durchs Inntal und hinauf auf den Brenner. Zunächst Bundesstraße. Mir kommen kurz hintereinander 3 Motorradfahrer entgegen, die auf dem Mittelstreifen fahren und sich dann in die Kurven legen, in denen ihnen der Gegenverkehr entgegenkommt. Die Körper samt Maschinen liegen somit auf der Gegenfahrbahn, also da, wo man ihnen entgegenkommt.
Frage an die Motorradfahrer - welche Motivation ist das, dass man sein Leben derart aufs Spiel setzt und sich in unübersichtlichen Kurven auf die Gegenfahrbahn legt?
Nach diesen Manövern bin ich entnervt. Ich will keinen Motorradfahrerkopf auf dem Kästchen haben- ich will doch nur entspannt in eine Urlaubswoche fahren und mein Hörbuch hören - und fahre brav auf die Autobahn, zahle meine 9€ Maut und gut ist. Sollen sie sich doch derrennen wie sie wollen, ich will das nicht. Schlimme Seuche sowas.
Irgendwann doch glücklich und zufrieden komme ich in Peschiera auf dem SP an, den ich noch gar nicht kannte. Er ist für meinen Geschmack relativ weit weg vom Örtchen, hat mit dem See nix zu tun, man sieht den See nicht mal, dafür rauscht dahinter häufig der Zug vorbei - ist aber mit VE und www und allem gut ausgestattet - und kostet die nicht wenigen 18€. Nach Begrüßungsprosecco mit Freunden und In-der-Sonne-sitzen gehts ab in die nächste Pizzeria zur Vertilgung einer solchen, danach wollen wir noch draußen sitzen - aber es tut so - als würde ein Gewitter kommen. Wetterleuchten, Donner und mal mehr und mal weniger Tröpfeln - das wars. Um 21h noch 20Grad, toll.
In der Nacht schlafe ich schlecht. Ist es der Vollmond, mein durchgedrehter Rhythmus, die vorbeirauschenden Züge - oder was.
Dienstag, 11.4.2017
Am Morgen wird getrödelt, das ist nötig. Mein Plan ist, nach Castelnuovo in die dortige Cantina zu fahren und Bianco di Custoza zu bunkern. Es soll auch Markt in Castelnuovo sein - naja, was dann dort immer los ist, kann man sich denken. Die Realität hingegen ist, dass ich gleich im Stau stehe, als ich nach Verabschiedung der Freunde sofort auf der Hauptstraße nach Peschiera fahre. Für sowas hab ich ja jetzt mal so gar keinen Nerv. Fahre also einfach Richtung Süden - am Mincio entlang - ich will nach Mantua und dort auf die A22. Gelingt. Bin durch herrliche Landschaften auch gefahren, noch geflutete Reisfelder, welche, deren Triebe schon 20cm hoch frischgrün gesprießt sind, an Bewässerungskanälen entlang - aber immer schön in Richtung Süden. Durch Orte, in denen ich im Leben noch nie war, die aber durchaus nicht hässlich sind....
Folge der üblichen Rennstrecke Modena-Bologna-Firenze. Überraschung: Es gibt eine neue Alternativroute zur stets höllisch überlasteten Bologna-Firenze-Autobahn, über "Badia". Die verläuft durch den Appenin genauso wie die "alte" Trasse über Tunnels und Brücken im Wechsel, der längste Tunnel ist immerhin fast 9km lang. Nicht mein Freund, ich mag das nicht so. Ich atme wirklich auf, als ich diesen Autobahnabschnitt hinter mir habe und nach Westen dem Meer auf der A11 entgegenstreben kann.
Das Hörbuch von Arto Pasilinna gelesen von Jürgen von der Lippe trägt mich über die Autostrade. Komme am hellen Nachmittag bei Livorno an und finde auch die einzige Stichstrasse, die zum Meer führt - aber das gefällt mir nicht. Ich wende, mache mir einen Salat und setze mich in die Sonne und studiere die Karten. Auch hat man offenbar die Mautautomaten umgerüstet - meine Güte, wie lange war ich denn nicht mehr privat mit dem Fahrzeug in Italien unterwegs, dass sowas an mir vorbeigegangen ist? Ich fand bisher noch keinen Schlitz, in den ich zur Maut-Bezahlung meine Kreditkarte einführen konnte - es stand an den aufwändigen Automaten immer dort "solo Banconote", also zahlbar nur mit Bargeld, obwohl vorn an der Einfädelspur sämtliche Karten aufgelistet waren. So reduziert sich mein gewöhnlich geringer Bargeldbestand ziemlich, als ich bei Livorno runterfahre, ist es gar so weit, dass ich nur noch messingfarbene Münzen in meinem Geldbeutel finden kann, weil ich alles andere in den Mautautomaten geworfen hatte.
Wenn man eine Verabredung, einen Termin oder sonstwas - in diesem Fall eine Schiffsanfahrt hat - ist man irgendwie immer in Hab-Acht-Stellung. Derer kann ich mich leider immer noch nicht erwehren, obwohl ich soooo viel verreise. Also haue ich die Dachluken zu, drücke alle Verriegelungsknöpfe und fahre zum Fährhafen. Hochsicherheitstrakt. Alles eingezäunt. Wir sind vor ganz vielen Jahren mal von Livorno weggefahren, ich erinnere mich, dass es nur wenige Schritte bis in die nicht hässliche Stadt waren - das ist heute so einfach offenbar nicht mehr möglich. Ich parke Kästchen, mache auch dort mittels meiner Zusatzschlösser und Kette Hochsicherheitstrakt, und bemühe mich, in die Stadt zu gehen. Nachdem es keinerlei Fusswege gibt, muss man schon aufpassen dass man von den nicht gerade vielen aber doch vorhandenen Lkws nicht über den Haufen gefahren wird. Das gefällt mir gar nicht. Ich kehre um. Gehe zurück zum geparkten Kästchen, habe herausgefunden, von wo wohl das Schiff verladen werden wird und will dahin fahren. Fährt ein Polizia-Auto her, springen zwei Polizisten raus und verlangen meinen Ausweis. Ich zeige mein Schiffsticket, das interessiert nicht, und gebe ihnen meinen Reisepass. Wichtig, wichtig, der wird mit ins Polizeiauto genommen, auch der von einem anderen Kleinlasterwagenfahrer, der grade des Weges daherkommt und es wird telefoniert mit meinem Pass in der Hand. Es sei nur Routine. Naja, besser so - obwohl ich doch wirklich kein "Fahnungsbuch-Aufschlags-Gesicht" habe, wie mein Liebster mir versichert, er aber meint auf meine diesbezügliche Nachricht "Frau allein ist mit dem Familienbesitz durchgebrannt" - muss man untersuchen, ob zur Fahndung ausgeschrieben. Bin ich nicht. Natürlich nicht. Der Pass wird mir zurück gebracht. Ich bedanke mich artig und frage noch, ob die Herren denn den nächsten Bancomat benennen könnten. Natürlich. Der befindet sich da vorne in der Stazione Marittima...... aha. Grazie tanto. Und der spuckt auch tatsächlich die angeforderte Menge an Euros aus. Toll. Gehe zurück zum Kästchen, das in der Reihe steht, die sich nun nach hinten immer weiter verlängert. Ich bin müde. Packe paar Sachen fürs Schiff, lege mir das zurecht, was ich anziehen werde, und lege mich auf die Bank. Ich habe offenbar tief geschlafen, das Trommeln an das Kästchenfenster gegen 19.15h holt mich von ganz weit weg. Ich stürze ans Steuer, finde den Schlüssel auf den zweiten Blick und fahre barfuss auf das Schiff. Man lässt mich neben einem Lkw schön dicht einparken. Der Lkw ist angekettet..... Kästchen hat "nur" angezogene Handbremse... Das Schiff entpuppt sich halt als ein wieder typischer italienischer Kahn. Morbider Charme, sagen wir mal so. Spreche an der Rezeption vor und erkundige mich nach einer Kabine - Innenkabine, die letzte, kostet 69€, eine mit Fenster gar 115. Klar. Touristik ist auf Paare und nicht auf Einzelreisende ausgelegt. Danke, ich werde die Überfahrt auch ohne Kabine schaffen. 10 Min. Vor regulärer Abfahrt gehts los. Die Fähre dreht im Hafenbecken, die Moby und Grimaldi liegen noch am Kai, sollen aber heute auch noch losfahren, die hatten ja auch großartig beladen. An Bord sind nur ganz einzeln Wohnmobile, Deutsche glaube ich fast gar nicht, Osterwoche, da fährt man zur sardischen Verwandtschaft.
Mal wieder Sardinien - die Fähre gebucht, bevor ich meine Einteilung fürs Jahr bekommen habe - das gibt Stress. Gebucht ist über Nacht vom 11. auf den 12.4. von Livorno nach Golfo Aranci mit der gelben Corsica-Sardinia-Ferries, war mit 70€ für mich und Kästchen ohne Kabine die unschlagbar günstigste Verbindung. Der Liebste fliegt am 12.4. abends ab Memmingen nach Alghero mit Ryanair für rund 60€, passt doch. Zurück fahren wir über Tag am Freitag, 21.4. zu zweit mit Kästchen auch mit der gelben zu 110€. Laut meiner Einteilung soll ich Meribel-Pendel am 8. und 9.4. fahren. Da heisst es, sich zu organisieren. Aber nachdem ich den Winter über viel daheim war, sollte das gelingen. Natürlich.
Ich wüte aufgrund des schönen Wetters und weil es nach Unfall im Herbst und Augenoperation im Februar dringend nötig ist, wochenlang im Garten herum. Bin krüppelkrumm und Arbeiten zu fahren ist die reinste Erholung, auch wenn dann wegen der frühen Fahrzeiten der Schlaf auf der Strecke bleibt. So robbe ich noch um halb sieben am Freitag, 7.4. auf allen Vieren auf dem vertikutierten Rasen herum, um Unkraut auszuräumen, Erde und Sand und neuen Rasensamen nachzufüllen und zu düngen. Dann noch Dusche - und dann mit dem eingepackten Wohnmobil in den Betriebshof. Das macht mal wieder richtig Spass. Ein richtig eingepacktes Kästchen mit Vorräten - mit Kleidung für alle Eventualitäten - mit den Utensilien, die man für eine knapp 2 Wochen-Reise so brauchen könnte.
Samstag, 8.4.2017
Die Tour nach Meribel ist erwartungsgemäß - verzögert, weil Ferienbeginn ist, fahren wir auch schon um 4h statt um 5h los.Wir kommen erst gegen halb drei nachts zurück. Nachdem ich vor halb drei die Nacht vorher im Betriebshof war, erfüllt sich mein 24-Stunden-Job mehr als genug. Bis alles fertig ist, ist weit nach 3h, wir - also die 2 Fahrer und ich - trinken noch zu dritt Feierabendbier im "Raucherkammerl" wie ich den Aufenthaltsraum im Betriebshof nenne - dann sinke ich ermattet und völlig kaputt im Kästchen ins Bettchen und schlafe tief bis um 9h durch.
Sonntag, 9.4.2017
Etwas langsam koche ich Kaffee und Tee. Das Wetter ist wieder verschwenderisch schön - gestern in Meribel hatten wir um 15h auf 1800m Höhe 26Grad. Ich fahre nach München zum Liebsten, dort gibt es ein paar Stunden Erholung auf dem Gartenstühlchen in der Sonne, dann fahren wir nach Freilassing. Ich mit Kästchen, er mit Pkw, hat geschäftlich dort am Montag und Dienstag zu tun, abends sind wir bei Freunden von mir. Es gibt den ersten Schrobenhausener Spargel, ein Genuss. Herrlich. Ruhige Nacht. Ich solle doch über Felbertauern fahren, wird mir geraten - gute Idee............... doch nach etlichen Baustellen fahre ich doch durchs Inntal und hinauf auf den Brenner. Zunächst Bundesstraße. Mir kommen kurz hintereinander 3 Motorradfahrer entgegen, die auf dem Mittelstreifen fahren und sich dann in die Kurven legen, in denen ihnen der Gegenverkehr entgegenkommt. Die Körper samt Maschinen liegen somit auf der Gegenfahrbahn, also da, wo man ihnen entgegenkommt.
Frage an die Motorradfahrer - welche Motivation ist das, dass man sein Leben derart aufs Spiel setzt und sich in unübersichtlichen Kurven auf die Gegenfahrbahn legt?
Nach diesen Manövern bin ich entnervt. Ich will keinen Motorradfahrerkopf auf dem Kästchen haben- ich will doch nur entspannt in eine Urlaubswoche fahren und mein Hörbuch hören - und fahre brav auf die Autobahn, zahle meine 9€ Maut und gut ist. Sollen sie sich doch derrennen wie sie wollen, ich will das nicht. Schlimme Seuche sowas.
Irgendwann doch glücklich und zufrieden komme ich in Peschiera auf dem SP an, den ich noch gar nicht kannte. Er ist für meinen Geschmack relativ weit weg vom Örtchen, hat mit dem See nix zu tun, man sieht den See nicht mal, dafür rauscht dahinter häufig der Zug vorbei - ist aber mit VE und www und allem gut ausgestattet - und kostet die nicht wenigen 18€. Nach Begrüßungsprosecco mit Freunden und In-der-Sonne-sitzen gehts ab in die nächste Pizzeria zur Vertilgung einer solchen, danach wollen wir noch draußen sitzen - aber es tut so - als würde ein Gewitter kommen. Wetterleuchten, Donner und mal mehr und mal weniger Tröpfeln - das wars. Um 21h noch 20Grad, toll.
In der Nacht schlafe ich schlecht. Ist es der Vollmond, mein durchgedrehter Rhythmus, die vorbeirauschenden Züge - oder was.
Dienstag, 11.4.2017
Am Morgen wird getrödelt, das ist nötig. Mein Plan ist, nach Castelnuovo in die dortige Cantina zu fahren und Bianco di Custoza zu bunkern. Es soll auch Markt in Castelnuovo sein - naja, was dann dort immer los ist, kann man sich denken. Die Realität hingegen ist, dass ich gleich im Stau stehe, als ich nach Verabschiedung der Freunde sofort auf der Hauptstraße nach Peschiera fahre. Für sowas hab ich ja jetzt mal so gar keinen Nerv. Fahre also einfach Richtung Süden - am Mincio entlang - ich will nach Mantua und dort auf die A22. Gelingt. Bin durch herrliche Landschaften auch gefahren, noch geflutete Reisfelder, welche, deren Triebe schon 20cm hoch frischgrün gesprießt sind, an Bewässerungskanälen entlang - aber immer schön in Richtung Süden. Durch Orte, in denen ich im Leben noch nie war, die aber durchaus nicht hässlich sind....
Folge der üblichen Rennstrecke Modena-Bologna-Firenze. Überraschung: Es gibt eine neue Alternativroute zur stets höllisch überlasteten Bologna-Firenze-Autobahn, über "Badia". Die verläuft durch den Appenin genauso wie die "alte" Trasse über Tunnels und Brücken im Wechsel, der längste Tunnel ist immerhin fast 9km lang. Nicht mein Freund, ich mag das nicht so. Ich atme wirklich auf, als ich diesen Autobahnabschnitt hinter mir habe und nach Westen dem Meer auf der A11 entgegenstreben kann.
Das Hörbuch von Arto Pasilinna gelesen von Jürgen von der Lippe trägt mich über die Autostrade. Komme am hellen Nachmittag bei Livorno an und finde auch die einzige Stichstrasse, die zum Meer führt - aber das gefällt mir nicht. Ich wende, mache mir einen Salat und setze mich in die Sonne und studiere die Karten. Auch hat man offenbar die Mautautomaten umgerüstet - meine Güte, wie lange war ich denn nicht mehr privat mit dem Fahrzeug in Italien unterwegs, dass sowas an mir vorbeigegangen ist? Ich fand bisher noch keinen Schlitz, in den ich zur Maut-Bezahlung meine Kreditkarte einführen konnte - es stand an den aufwändigen Automaten immer dort "solo Banconote", also zahlbar nur mit Bargeld, obwohl vorn an der Einfädelspur sämtliche Karten aufgelistet waren. So reduziert sich mein gewöhnlich geringer Bargeldbestand ziemlich, als ich bei Livorno runterfahre, ist es gar so weit, dass ich nur noch messingfarbene Münzen in meinem Geldbeutel finden kann, weil ich alles andere in den Mautautomaten geworfen hatte.
Wenn man eine Verabredung, einen Termin oder sonstwas - in diesem Fall eine Schiffsanfahrt hat - ist man irgendwie immer in Hab-Acht-Stellung. Derer kann ich mich leider immer noch nicht erwehren, obwohl ich soooo viel verreise. Also haue ich die Dachluken zu, drücke alle Verriegelungsknöpfe und fahre zum Fährhafen. Hochsicherheitstrakt. Alles eingezäunt. Wir sind vor ganz vielen Jahren mal von Livorno weggefahren, ich erinnere mich, dass es nur wenige Schritte bis in die nicht hässliche Stadt waren - das ist heute so einfach offenbar nicht mehr möglich. Ich parke Kästchen, mache auch dort mittels meiner Zusatzschlösser und Kette Hochsicherheitstrakt, und bemühe mich, in die Stadt zu gehen. Nachdem es keinerlei Fusswege gibt, muss man schon aufpassen dass man von den nicht gerade vielen aber doch vorhandenen Lkws nicht über den Haufen gefahren wird. Das gefällt mir gar nicht. Ich kehre um. Gehe zurück zum geparkten Kästchen, habe herausgefunden, von wo wohl das Schiff verladen werden wird und will dahin fahren. Fährt ein Polizia-Auto her, springen zwei Polizisten raus und verlangen meinen Ausweis. Ich zeige mein Schiffsticket, das interessiert nicht, und gebe ihnen meinen Reisepass. Wichtig, wichtig, der wird mit ins Polizeiauto genommen, auch der von einem anderen Kleinlasterwagenfahrer, der grade des Weges daherkommt und es wird telefoniert mit meinem Pass in der Hand. Es sei nur Routine. Naja, besser so - obwohl ich doch wirklich kein "Fahnungsbuch-Aufschlags-Gesicht" habe, wie mein Liebster mir versichert, er aber meint auf meine diesbezügliche Nachricht "Frau allein ist mit dem Familienbesitz durchgebrannt" - muss man untersuchen, ob zur Fahndung ausgeschrieben. Bin ich nicht. Natürlich nicht. Der Pass wird mir zurück gebracht. Ich bedanke mich artig und frage noch, ob die Herren denn den nächsten Bancomat benennen könnten. Natürlich. Der befindet sich da vorne in der Stazione Marittima...... aha. Grazie tanto. Und der spuckt auch tatsächlich die angeforderte Menge an Euros aus. Toll. Gehe zurück zum Kästchen, das in der Reihe steht, die sich nun nach hinten immer weiter verlängert. Ich bin müde. Packe paar Sachen fürs Schiff, lege mir das zurecht, was ich anziehen werde, und lege mich auf die Bank. Ich habe offenbar tief geschlafen, das Trommeln an das Kästchenfenster gegen 19.15h holt mich von ganz weit weg. Ich stürze ans Steuer, finde den Schlüssel auf den zweiten Blick und fahre barfuss auf das Schiff. Man lässt mich neben einem Lkw schön dicht einparken. Der Lkw ist angekettet..... Kästchen hat "nur" angezogene Handbremse... Das Schiff entpuppt sich halt als ein wieder typischer italienischer Kahn. Morbider Charme, sagen wir mal so. Spreche an der Rezeption vor und erkundige mich nach einer Kabine - Innenkabine, die letzte, kostet 69€, eine mit Fenster gar 115. Klar. Touristik ist auf Paare und nicht auf Einzelreisende ausgelegt. Danke, ich werde die Überfahrt auch ohne Kabine schaffen. 10 Min. Vor regulärer Abfahrt gehts los. Die Fähre dreht im Hafenbecken, die Moby und Grimaldi liegen noch am Kai, sollen aber heute auch noch losfahren, die hatten ja auch großartig beladen. An Bord sind nur ganz einzeln Wohnmobile, Deutsche glaube ich fast gar nicht, Osterwoche, da fährt man zur sardischen Verwandtschaft.