Estland 2024

... eure Reiseberichte aus dem Baltikum
Antworten
Germany
dietmardd
Visitor
Visitor
Beiträge: 16
Registriert: Di 29. Aug 2023, 16:01
Wohnmobil: Hymer BMLT 780
Danksagung erhalten: 16 Mal

Estland 2024

Beitrag von dietmardd »

Wir waren vergangenes Jahr das 3. Mal in Estland. Wer die Natur liebt, für den ist Estland nach Norwegen das schönste Land in Europa.
Was ist besonders sehenswert?

- Altstadt von Tallinn: alte rekonstruierte Hansearchitektur, Tallinn hieß früher Rewal und war ca. 800 Jahre deutsch.
- Der Süden von Estland ist vor allem im August sehr pilzreich, ideal für Pilzgänger. Vor allem Pfifferlinge und Rotkappen waren sehr zahlreich. Achtung: Dort braucht man sehr guten Mückenschutz, z.B. Hüte mit Gaze ringsherum. Autan und Antbrumm beeindrucken die Mücken kaum.
- Für Waldwanderungen eignet sich auch der Osten längst des Peipussees.
- Nördlich des Peipussees gibt es ein berühmtes russisches Kloster.
- In Narva ganz im Norden gibt es auf beiden Seiten des Grenzflusses eine Festung. Auf russischer Seite eine russische und auf estnischer Seite eine von den Kreuzrittern.
- Sehr sehenswert sind auch die beiden Inseln Sareemaa und Hiiumaa , beide gut erreichbar mit Fähren.
- Das Besondere in Estland ist die staatliche Forstbehörde RMV, weil diese auch Wanderparkplätze im Wald, gut ausgeschilderte Wanderwege und sehr gute Bretterwege durch Moore unterhält. Die bemannten RMV-Stationen haben zumeist kostenlose Wanderkarten und Trinkwasser.
- Es gibt noch viele Relikte aus der Kreuzritterzeit - Burgen und Kirchen - in etwa von 1230.
- Sehr gut für Freisteher. Man kann auf allen RMV-Parkplätzen und auch anderswo frei stehend übernachten - Regeln wie in Skandinavien, also z.B. eigene Toiletten benutzen, Rücksichtnahme usw., kein Dauercamping, kein ausgeprägtes Camping, aber Campingstühle und Campingtische werden toleriert.
- Frischwasser und Entsorgungsmöglichkeiten sind knapp. Listen oder Karten dafür gab es nicht. Aber insbesondere an LKW-Raststätten und an einigen neueren Marinas findet man welche. Es ist von Vorteil, wenn man eine 2. Toilettenbox dabei hat.
- Eine unserer Vorlieben ist das Übernachten unmittelbar am Ufer von Seen und der Ostsee, insbesondere mit Sonnenuntergang. Wenn man etwas findig ist, findet man viele Möglichkeiten. Wenn es mal etwas schwieriger ist, dann findet man praktisch immer einen Übernachtungsplatz an Marinas oder alten kleinen Fischereihäfen. Professionellen Fischfang gibt es nicht mehr, aber noch viele kleine Häfen mit Parkplätzen. Wenn ich unmittelbar sage, dann im Blickkontakt zum Wasser, z.T. nur 3 ... 5 m vom Ufer entfernt. Die Ostsee hat im allgemeinen keinen Wellengang. Wir habe in ca. 75 % der Nächte am Ufer gestanden.
- Anfahrt: Als Dresdner sind wir über Görlitz quer durch Polen bis nach Litauen gefahren (ca. 900 km) und dann durch Lettland bis Estland. Im Baltikum gibt es keine Maut für Wohnmobile, in Polen eine für über 3,5 Tonnen, aber viel billiger als in West- und Südeuropa. Achtung: Die Mauterfassung ist wahrscheinlich einzigartig in Europa. Es geht für Privatpersonen nur noch per Smartphone. Die Installation der erforderlichen App ist etwas schwierig, aber es gibt verstreut über Polen Infopunkte, wo einem geholfen wird. Google hilft bei der Suche.
- Preise: Leider stark angezogen und jetzt wie in etwa Schweden.
- Freundlichkeit der Anwohner: Es gibt zwei Volksgruppen in Estland: ca. 80 % Esten und ca. 20 % Russen. Die Esten sind sehr deutschfreundlich, denn es gab in der Geschichte kaum Konflikte zwischen der dt. Urbevölkerung und den später zugewanderten Esten. Auch im 2. Weltkrieg haben die Esten die Deutschen als Befreier angesehen. Leidtragende war nur der jüdische Bevölkerungsteil. Das Verhältnis zu den Russen ist in letzter Zeit komplizierter geworden. Ein Teil der Russen ist zweifellos eine sogenannte 5. Kolonne Putins. Ein Teil der Russen ist gegenüber Esten und Europäern frech und aggressiv geworden und träumt von der Rückholung in ein russisches Imperium. Das Verhältnis zwischen Esten und Russen ist aufgrund der für Esten tragischen Geschichte wohl für viele Generationen grundsätzlich auf absolutem Tiefpunkt. Die Sowjetunion hat bei der Invasion 1939 in wenigen Monaten etwa 15 ... 20 % der Bevölkerung ermordet. Bis 1972 gab es im Baltikum Partisanenkämpfe gegen die Russen. Die Russen kamen zum größten Teil erst nach 1939 als Besatzer.
Die Russen sind besonders zahlreich in Narva (ca. 95 %). Ich würde gegenwärtig davon abraten, dorthin zu fahren und gleich gar nicht über den dortigen Grenzübergang nach Russland. Wir wurden auch einmal ohne Anlass von einem Russen aggressiv angegangen und es half auch nicht, dass wir etwas Russisch spechen können. Im Moment hetzt Putin die Russen in Estland und Lettland massiv auf und die dortigen Regierungen befürchten, dass frühestens ab Herbst dort wie früher "grüne Männchen" auf der Krim im Raum Narva einfallen.
Die Kriminalität ist ansonsten sehr gering, höchstens mal Taschendiebstahl in Tallinn, aber bei weitem weniger als in I, F und E.
Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag

Zurück zu „Baltikum“