Teil 5 Wieder unterwegs in Marokko

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Hannibal
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Teil 5 Wieder unterwegs in Marokko

Beitrag von Hannibal »

Hier ist ein weiteres Teil meines Berichtes. Vom 20.12.2011 bis einschließlich 31.12.2011.

Dienstag, 20.12-2011
Ich schreibe doch noch im alten Jahr – zu viel ist bereits „passiert“.....

Am 20.12.2011 gegen 16:20 Uhr marokkanischer Zeit soll der Flieger aus Düsseldorf in Agadir landen, was auch geschah. Wir haben die Kiste hinter dem Womo leergeräumt, um die Gepäckstücke unserer Kinder gut verstauen zu können. Wir sind auch pünktlich in der Abfertigungshalle um sie in Empfang zu nehmen. Es dauert und dauert. Viele Menschen verlassen den Zollbereich, doch unsere beiden sind nicht dabei. Zwei Putzfrauen fangen an, die Halle zu wischen. Verwundert reiben wir uns die Augen, wo sind denn unsere beiden? Als der Polizist der den Abfertigungsbereich beaufsichtigt durch ein Gespräch abgelenkt wird, schaue ich um die Ecke in den Zollbereich und sehe NIEMANDEN mehr. Alle Fluggäste sind weg. Wir schauen uns verdutzt an. Hat man sie unterwegs aus dem Flugzeug geworfen? Sind sie nicht mitgekommen? Wirre Fragen und Antworten gehen uns durch den Kopf. Vielleicht sind sie schon am Womo und warten auf uns? Wir rasen zum Auto. Es ist niemand zu sehen! Also geht Gabriele wieder zurück in das Abfertigungsterminal, ich muss mit den beiden Hunden auf die Wiese... Mir ist schon Angst und Bange.

Auf einmal lautes Winken und Rufen von der Halle aus. Da sind sie! Endlich! Inzwischen ist es auch schon 18 Uhr, es fängt an zu dämmern. Die Hunde und ich rennen zur Begrüßung hin. Man glaubt es nicht wie sich die Hunde freuen unsere beiden zu sehen. Emma hört mit Freuen gar nicht auf, sie kugelt sich über die Wiese, springt meiner Tochter in die Arme und ist völlig aus dem Häuschen, Lisa ist etwas gemäßigter. Ja und ich bin auch heilfroh beide in die Arme nehmen zu können. Gabriele ist schon bei ihnen. Und was war geschehen?

Ein Passagier hatte haargenau den gleichen Koffer wie meine beiden. Den ersten dieser Art hat er sich gekrallt und ist mit seinem Begrüßungskomitee zum Auto gegangen. Natürlich haben sie erst lange palavert, und sich gemeinsam gefreut. Dann wollte er den Koffer in den Kofferraum heben und hat festgestellt, dass ein komisches Schloss daran war, was er nicht selbst angebracht hatte. Die Beratung mit seinen Angehörigen ergab die Ansicht, dass der Zoll evtl. den Koffer geöffnet haben könnte und das Schloss daran gemacht hat. Also, dieser Angelegenheit wollte er auf den Grund gehen und packte den Koffer um wieder ins Abfertigungsterminal zu rollen.

Dort waren in einem Büro meine beiden jungen Menschen die viele Formulare ausfüllen mussten, um den Verlust ihres Koffers anzuzeigen. Ein gleicher Koffer lag noch auf dem Band – aber da war sich meine Tochter sicher: hier fehlte das Schloss, das war nicht ihr Koffer!!! .Eine Verwechselung der Koffer war ihnen klar. Aber wie kann man die Person mit fast gleichem Koffer finden? Schier ein Unding!

Auf einmal kam dann dieser Mann mit einem Koffer der gleichen Art in die Halle und dem Schalterbeamten fiel sofort auf, dass das ja der gleiche Koffer war. Meine beiden hatten den „anrollenden“ Mann noch nicht bemerkt. Ach, was war die Erleichterung auf beiden Seiten groß. Der „deutsche Marokkaner“ erklärte, dass er seine Weihnachtsgeschenke in dem Koffer hat – was meinen beiden genau so ging.

Nach Koffertausch konnten sie dann erleichtert die Halle verlassen. Anrufen konnten sie uns auch nicht, da sie noch keine marokkanische SIM-Card für ihr Handy gekauft hatten. Deshalb standen wir ohne Information an und in der Halle und waren ganz ratlos. Nur gut, dass die Kiste leer war, so ein riesengroßer Koffer hätte uns glatt allen den Weg im Womo versperrt, den Hunden und uns!

Eigentlich wollten wir auf dem Weg zum CP noch im MARJANE einkaufen, das klappte aber nicht, da ich im Dunkeln das Geschäft nicht fand, und mein Navi mir einen anderen Weg zum CP aufzeigte. Wir kamen an der METRO vorbei und kauften dort die nötigsten Lebensmittel für die beiden ein. Sie haben ja ein Chalet und können dort schalten und walten wie sie wollen – auch Frühstück machen, wann immer sie wollen. Jeder ist selbständig.

Essen wollte auch niemand mehr, also verabschiedeten wir uns sehr schnell und jeder ging in sein vorläufiges Zuhause. Wir waren alle geschafft.


Mittwoch, 21.12.2011
Der nächste Tag war erst mal mit Besichtigungen im äußeren und inneren Campingbereich verbunden. Für den Nachmittag hatten wir eine Tajine angekündigt, die Gabriele machen wollte. Dafür hatten wir frisch eingekauft. Im Souk hatten wir vor ein paar Tagen eine Tajine für 4 Personen gekauft. Ein Hähnchen, viele Zwiebeln und Knoblauch sowie viel Gemüse und Arganöl bildeten den Grundstock. Aber zunächst beschäftigte uns nachfolgendes:

Morgen, Donnerstag, sind wir mit Muhamed Harouri in Agadir verabredet. Eigentlich ist er ein Autolackierer. Im März 2011 hat er an unserem alten Hymer viel repariert, gepaintet. So hat er im Inneren des Fahrzeugs alle Schrankwandumrundungen glänzend lackiert, zwei Hymer-Streifen außen, die wir verloren hatten, am Fahrzeug aufgemalt, so dass wieder 3 Streifen zu sehen waren. Diesen Mann suchten wir also vor ein paar Tagen auf und fragten, ob er eine Autowerkstatt kennt, in der auch geschweißt wird. Eigentlich war das eine überflüssige Frage, denn überall wird ALLES gemacht. Nachdem er sich zuerst nach Gabrieles Befinden erkundigt hatte, denn hier in der Werkstatt geriet sie im März 2011 in die Fänge eines Pitbulls mit anschließendem marokkanischen Arztbesuch, der durch Muhamed organisiert und bezahlt wurde. Nachzulesen im Wochenbericht 2010/2011.
Nachdem sich Muhamed den Aufbau der Kiste von unten angesehen hatte, erklärte er uns prompt, dass er das machen kann. Wir brauchen nicht weiter zu suchen. Er hat Arbeiter an der Hand, die das für ihn/uns erledigen. Ja, wir wollten natürlich zuerst einen Kostenvoranschlag von ihm hören. Nach Abmessen des Gestänges, des Schaftes und der genauen Anweisung von mir wie wir das haben möchten, sagte er, dass wir in ca. 2 Stunden einen Kostenvoranschlag bekommen können, er muss sich erst nach den Preisen erkundigen. Und wenn wir zustimmen, kann er morgen auch schon mit der Arbeit beginnen.
Nach 2 Stunden waren wir wieder dort, nachdem wir im Marjane eingekauft hatten. Der Kostenvorschlag gefiel uns. Eine Autowerkstatt vor dem CP wollte 2000 DH für die Veränderung des Gestänges haben, aber es war nicht galvanisiertes Material. Muhammed hatte 1200 DH verlangt, was uns moderater erschien. Vor allen Dingen wollte er uns galvanisiertes Material besorgen. Und morgen schon beginnen, das gefiel uns auch. So schnell wie möglich.

Am Mittwoch versuchten wir den ganzen Tag Muhamed telefonisch zu erreichen, ob es denn bei morgen bleibt. Er geht nicht ans Telefon. Am späten Nachmittag dann klingelt das Handy und Muhamed ist dran. Morgen kann die Arbeit noch nicht beginnen, teilt er uns mit, der Elektriker, der die Lichtleitungen von der hinteren Stoßstange aus dem Verteilerkasten abmachen soll, kann erst am Freitag. So’n Schiet aber auch.

Nichts zu machen. Auch da müssen wir durch. Also gibt es heute nur das Tajine-Essen und nettes Zusammensitzen am Womo mit meinen Beiden. Gerade als wir essen wollten, fuhren 3 Womos vor unser Womo. Siggi, Willi und Franz waren angekommen. Leider hatten wir nur für 4 Personen zu essen, und die weitere Zubereitung hätte erst durch einen erneuten Einkauf gemacht werden können. Deshalb war die Begrüßung nur äußerst kurz möglich. Ein kurzes Drücken aller Ankommenden und schon fuhren sie weiter, den zugewiesenen Stellplatz zu suchen. Siggi und Franz kamen später wieder zu uns und erzählten uns ihre abenteuerliche Reise, die auch nicht ohne Probleme abgelaufen war (siehe Willis Bericht). Der Tag war erst einmal zu Ende, Ausruhen war angesagt.


Donnerstag, 22.12.2011
Nun haben wir also auch den Donnerstag frei. Ich fahre mit Sonja, meiner Tochter, in den Souk, sie ist sehr daran interessiert, während Dirk, Sonjas Mann, lieber zum Angeln gehen möchte. Gabriele hat keine Lust mitzukommen. So habe ich auch mal einen freien Hundetag und genieße den Tag mit meiner Tochter ausgiebig. Die vielen Waren, in Form von Obst und Gemüse, sind dann doch nicht so beeindruckend, das hat sie alles schon mal in Tunesien gesehen. Sie lässt sich aber von einem Verkäufer ansprechen, der ihr sämtliche Waren seines Geschäftes zeigt und sie an allem riechen lässt. Ja, so erfahren ist sie dann doch nicht, dass sie merkt, wann man den Rückzug antreten muss. Ein Händler, heftet sich auch prompt an unsere Fersen, als Sonja sich darauf einlässt, dass er ihr zeigen will, wo sie Pfeffer kaufen kann. Als wir in dem Gewürzstand eintreffen, will der Händler gleich 100 Gramm Pfeffer in ein Tütchen füllen. Als ich ihn frage, was das denn kosten soll, antwortet er ohne Zögern: 120 DH (12 Euro). Nach meinem energischen „la schukran“ zerre ich Sonja aus dem Stand und raune ihr zu, dass sie das im Marjane wesentlich preiswerter bekommt. Der anhängliche „Wegweiser“ verlässt uns jetzt zum Glück, er kann keine Provision einstreichen!

Wir trinken uns erst einmal einen frisch ausgepressten Orangensaft, das Glas für 4 DH, 40 Cent. Dann geht es weiter durch alles was ein Haushalt haben sollte: Vom Teesieb bis zur Toilettenbürste oder einem Schrank und das passende Bett, alles kann man hier kaufen. Um alles zu sehen braucht man viele Stunden. Wie das Arganöl gewonnen wird, wird an vielen Ständen von Frauen, die einen Mahlstein drehen, gezeigt. Eine mühsame Arbeit.

Die vielen Gänge sind natürlich auch ermüdend, auch weil die Wege durch den Souk uneben und voller Löcher sind. Es werden Gänge neu angelegt und aufgerissen, aber niemand sperrt gefährliche Stellen, wo man hineinfallen könnte, ab. Man muss also aufpassen. Man wird auch von allen Seiten aufgefordert, die Waren im eigenen Geschäft zu begutachten. Da hilft nur ein freundliches „la Schukran“ (Arabisch: nein, danke!).

Die Parkplatzkosten am Souk, in Höhe von 2 DH sind schnell bezahlt. Nun machen wir uns auf den Weg ins Marjane, dort haben wir noch einiges einzukaufen.. Und im Hellen finde ich das Marjane auch schnell.

Müde kommen wir auf dem CP wieder an und finden Gabriele in helleer Aufregung vor. Was ist denn hier los? Gabriele will sofort den Campingplatz – mit mir – verlassen. Ich versuche sie erst einmal zu beruhigen. Und sie erzählt. Sie hat mit Emma am Strand gespielt, Bällchen ins Wasser geworfen was Emma dann schwimmend wieder herausholte, als ein anderer kleiner Hund angelaufen kam und sich das Bällchen schnappte. Das war zu viel für Emma, sie stürzte sich auf den Hund und soll ihn gebissen haben. Auf jeden Fall hat Emma fürchterlich gegrollt und geknurrt. Die Besitzerin des kleinen Hundes, eine Holländerin, wurde darauf fuchsteufelswild (was für ein Wort?!) und schrie Gabriele an, dass solch ein gefährlicher Hund in Holland erschossen würde. Dann gingen die Parteien auseinander. Nach einer Weile ist ein Mann von der Rezeption und diese Holländerin zu Gabriele an den Stellplatz gekommen.. Die Frau hat Gabriele dann erneut beschimpft. Wenn Emma noch einmal ohne Leine angetroffen wird, würde sie die Polizei rufen, sagte die wütende Holländerin. Dabei haben wir beide Hunde auf dem CP IMMER an der Leine, nur im freien Feld lassen wir sie laufen. Das machen viele Hundebesitzer.
Gabriele war so sauer, dass sie sofort den CP verlassen wollte. Wir haben aber über den CP die Verlängerung des Aufenthaltes beantragt und müssen deshalb 4 Wochen auf dem CP bleiben Da aber Sonja und Dirk ein Holz-Haus (Chalet) haben, in dem auch 4 Personen schlafen können, haben wir den Deal mit der Rezeption gemacht, dass wir Menschen auch in dem Haus wohnen (somit auf dem CP gemeldet sind) und nur die Hunde im Womo neben dem CP stehen werden. Denn Hunde dürfen nicht in ein Ferienhaus. Damit waren die Rezeptionsleute einverstanden. So kam es, dass wir Hals-über-Kopf den CP verließen und uns in das freie Feld stellten, wo schon einige Womos standen. Hier war eine herrliche Freiheit. Alle Hunde liefen frei rum. Allerdings waren diese alle sehr groß, größer als Emma. Viele junge französische Leute waren hier, man könnte sie auch als Hippis bezeichnen, mit Rasterhaaren, orientalischer Bekleidung, Henna an den Händen. Wir betrachten sie als Aussteiger. Es war auch eine kleine Kolonie deutscher Womofahrer, zu diesen stellten wir uns dann. So war es möglich, auch mal ein kleines Schwätzchen zu halten. Diese Herren und Damen waren alle in etwa in unserem Alter.
Wir wollten aber unsere Hunde nicht allein lassen, sie sind es gewohnt dass wir nachts bei ihnen sind, und haben auch im Womo geschlafen. Zum Ent- und Versorgen sowie zum Duschen suchten wir aber den CP auf, da wir ja dort noch gemeldet sind.
So sahen wir herrliche Sonnenuntergänge, die man vom CP aus nicht sehen kann, da dort Womo an Womo steht. Wir hatten/haben einen riesigen Platz um unser Womo und können uns richtig ausbreiten. An manchen Abenden wurden Lagerfeuer an den Womos angezündet, es wurde getrommelt und Feuerkünstler zeigten ihr Können, also hie war richtig Aktion. Es gefiel/und gefällt uns sehr gut hier.


Freitag, 23.12.2011 Abenteuer im Handwerkerbereich
Heute hat der Elektriker Zeit. Wir sind um 9:30 Uhr bei Muhamed. 10 Uhr sollten wir dort sein. Es geht los. Zwei Jüngelchen, fast noch Schulbuben, gehen an unser Fahrzeug und wollen die Kiste (von uns auf dem CP leergeräumt) an dem Gestänge abmontieren. Ich gehe dazwischen, nein, erst von innen die Verschraubung der Kiste lösen, dann kann man sie abheben. Ich weiß doch genau wie mein Schwiegersohn und ich zusammen die Kiste zu Haus ab- und aufmontiert haben. Auch in Frankreich habe ich –mit Erfolg- den Arbeitern gesagt wie man die Kiste demontiert. Muhamed ist ein wenig verwirrt, er will es nicht glauben und lamentiert, nur über die 10 cm hohen Stempel kann man die Kiste abmachen. Aber ich bleibe dran:: nein, so geht das nicht. Ist mir doch egal was er von mir denkt. Ich hole mein Werkzeug und löse im Innern der Kiste die Verschraubung. Ein langgezogenes „ahhhh“ kommt über Muhamed Lippen, jetzt hat er kapiert, was und wie ich das meine. Es ist ja auch schlimm, wenn man sich nicht mit Worten verständigen kann.... Nun heben die Jüngelchen mit dem Meister die Kiste ab und tragen sie in den engen Eingang, wo sie an der Wand abgelagert wird. Hier kommen in einem Plastikbeutel dann auch die Schrauben drauf, worauf ich sehr achte, dass keine verloren geht. Jetzt ist die Elektrik dran. Der Elektriker kommt. Ich zeige ihm den Verteilerkasten für die Rücklichter unter dem Auto. Er nickt bedächtig und macht sich ans Werk. Und siehe da, die Beleuchtungsstränge hängen sehr bald rechts und links herunter. Das ist auch geschafft,. Nun soll das komplette Gestänge herausgezogen werden Muhamed und seine beiden Jüngelchen reißen an der Stoßstange, um sie nach hinten herauszuziehen. Ich rufe ein energisches STOPP und sie hören auf zu ziehen. Ich weiß doch, dass hinten an jeder Seite des Gestänges eine Kontermutter sitzt, die das Herausfallen verhindert. .Diese Mutter zeige ich den dreien. Nun wissen sie auch, dass diese erst herausgedreht werden müssen. Ich leihe ihnen mein Werkzeug. Sie haben ständig falsche Schlüssel , müssen immer wieder in die Werkstatt laufen und andere Schraubenschlüssel holen. Einem der jungen Männer fällt ständig ein Schraubenschlüssel auf die Erde - damit hat er noch nicht oft gearbeitet (denke ich)!
Inzwischen ist es Mittag geworden. Einige Leute verschwinden einfach zum Mittagessen. Die Schrauben des Gestänges sitzen einfach sehr fest. In Frankreich wurden diese mit einem Luftkompressor abgeschraubt. Das ging ruckzuck. Aber hier? Mir wird flau im Magen. Wann sollen wir fertig werden? Morgen ist Heilig Abend, da will ich mir Ruhe antun.
Ich gebe auch meine Ringschlüssel heraus, damit man arbeiten kann. Ein zweiter 17er Schlüssel fehlt. Zum Kontern. Auch den habe ich und gebe ihn raus (bekomme ihn später auch nicht wieder, er ist einfach weg). Abwechselnd versuchen die Jungen, die Muttern zu lösen. Ich hole eine Dose Rostlöser aus dem Womo und sprühe die Schrauben ein. Nach einer Weile geht es dann.
Das habe ich mir so nicht vorgestellt. Ich bin einigermaßen entsetzt. Ich schnappe mir Mustafa und zeige auf die Uhr. Wann sollen wir hier fertig werden? Es dauert unendlich mit dem Lösen der Schrauben. Er zuckt mit den Schultern und sagt, dass in Europa die Devise „Time is Money“ herrscht - aber hier spielt Time keine Rolle!!! Nun weiß ich es endlich: Weihnachten in der Werkstatt wird wunderschön werden......... Aber es kommt noch schlimmer, das ahne ich aber noch nicht!
Gegen 16 Uhr ist endlich das Gestänge ab.
Mir wird geraten, in die Seitenstraße zu fahren. Zu einer Schweißerei. Dort sollen die beiden Schäfte (oder sagt man Traversen dazu?) abgemacht werden. Oh Gott, was geht hier vor? Ich hatte wohl einen schlechten Tag, als ich Muhamed erlaubte, die Arbeit in Angriff zu nehmen. Ich gebe zu, dass ich mir nicht darüber im Klaren war, dass ein Maler eine Veränderung des Gestänges vornehmen will – das kann ja nicht klappen .Ich hätte sofort einen Rückziehen machen müssen.
Aber es war zu spät. Ergeben stellt ich mich meinem Schicksal. Nur nicht bange machen lassen.... Das gilt nicht!

So, hier in der Nebenstraße sollten jetzt die Halterungen für das Gestänge abgemacht werden. Diese waren ja nur 15 cm lang und die neuen Halterungen waren 40 cm lang. Das müsste doch wohl zur Aufnahme des neuen Gestänges, welches auch viel länger als das alte war, reichen? Ich ließ mir das neue Gestänge und die Halterungen zeigen. Die alten Stangen hatte meine Tochter, die Galvanik-Meisterin ist, in ihrer Firma galvanisieren lassen. Diese sahen hervorragend aus. Muhamed war auch sichtlich begeistert von der Qualität des deutschen Gestänges. Nur kam er mit den neuen Stangen nicht annähernd an diese Qualität heran. Und er hatte extra galvanisiertes Material aus Casablanca kommen lassen..... Ich war herbe enttäuscht. Aber es gab jetzt kein Zurück mehr.

Die Schäfte mussten abgemacht werden. 2 Stunden brauchte einer der jungen Leute für eine Mutter. Wie lange sollte denn die Prozedur dauern? Auch hier holte ich wieder Dosen mit Schmiermitteln heraus um alles zu beschleunigen. Mehrere junge Männer lösten einander ab um die Muttern zu lösen. Einige gingen gut raus, einige weniger gut. In dieser Werkstatt sollten die Löcher in die Aufhängung gebohrt werden, deshalb musste ich hier hin fahren.

Während meiner Wartezeit kam mir die Idee, dass ich die Maße des neuen Gestänges mit dem alten vergleichen konnte. Es lag ja alles herum. Und siehe da, die alten Maße waren 3,5 x 5,5 cm während die neuen Maße 3 x 5 cm maßen. Über diesen Unterschied in den Maßen machte ich mir Gedanken. Ein paar Mal rief ich meine Tochter und ihren Mann auf dem CP an, die mich aber beruhigten. Nur gut, dass ich sie nicht mitgenommen hatte, was hätten sie in der Zeit machen sollen? Es war schon blöd, dass Gabriele und die Hunde dabei waren, die während der Zeit im Auto hockten oder eine kleine Gassirunde machten. Gabriele brauchte ich zum Übersetzen, denn Muhamed sprach gut Englisch – ich nicht.

Die letzte Mutter, die sich nicht lösen ließ, wurde mit der Flex abgebrannt. Dann wurde mir das Material gezeigt, welches als neue Halterung angeschweißt werden sollte. Die alte Halterung hatte eine Höhe von 9 cm und darin waren jeweils 4 Löcher, in denen die Schrauben mit Muttern saßen. Das neue Material hatte nur eine Höhe von 6 cm. Das war mir aber doch entschieden zu wenig. Ich holte Muhamed aus seiner Firma und besprach das aufgeregt mit ihm. Er winkte mir, ich solle ihm folgen. Lisa, meinen Golden-Retriever-Hund hatte ich bei mir. Er riss die Hintertür seines PKWs auf und bat mich Platz zu nehmen, mitsamt meinem Hund. Was er nun vorhatte, war mir schleierhaft. Er fuhr mit Tempo durch die Straßen und stoppte vor einem Metallshop. Hier ließ er mich aussteigen und ging mit mir hinein. Wir standen vor einem Laden, der Vierkantrohre in unterschiedlichen Längen und Dicken und Breiten vorrätig hatte. Ich staunte nicht schlecht. Mustafa hatte ein Stück der neuen 6 cm Aufhängung mitgenommen und hielt das jetzt an ein ähnlich dickes Stück Material. In der Höhe von 3 cm. Nun hatte auch ich kapiert. Die 6 cm hohe Aufhängung wurde an das Vierkantrohr geschweißt – ebenso dann das 3 cm hohe neue Material noch darüber. Dann war die 9 cm Höhe wieder gegeben.

Wieder machte ich mir arge Gedanken, dass diese vielen Schweißereien doch nicht gut sind. Wie soll das alles halten? Mit meinen Sorgen sollte ich aber weder Gabriele noch meine Kinder auf dem CP belasten – hatte ich mir das doch selbst alles zuzuschreiben.....

Mustafa kaufte dann die Erhöhung von 3 cm für die beiden 40 cm-Schäfte und ab ging es wieder zur Schweißerei. Hier staunte ich nicht schlecht, als mir nach einer Weile die Schäfte/Traversen gezeigt wurden. Sauber, ohne dicke Schweißnähte, wurde das 6 cm und darüber noch die 3 cm Erhöhung angeschweißt. Das war fachmännisch, so meine ich es jedenfalls. Ein richtiger Fachmann wird evtl. etwas anderes darunter verstehen...

Dann wurden Löcher in die Aufhängung gebohrt, gemäß der alten Aufhängung. Da aber jetzt mehrere Löcher gebohrt wurden, machte ich Mustafa darauf aufmerksam, dass jetzt mehr Schrauben und Muttern mit Unterlegscheiben der bestimmten Größe angebracht werden mussten. Er winkte ab “no Problem“ und sauste wieder ab, diese zu besorgen. Auf alles musste ich achten.....

Jetzt war das neue Gestänge fertig. Es sollte jetzt angebracht werden. Aber dazu mussten neue Löcher unter dem Wohnmobil gebohrt werden. Der Schaft war ja jetzt länger. Dazu fuhr ich wieder in die Werkstatt von Mustafa.

Da gab Mustafa auf, es war inzwischen 19 Uhr geworden. Es war einfach Feierabend. Mir wurde klar gemacht, dass ich morgen um 8 Uhr wiederkommen sollte. Ich hatte mich schon darauf eingestellt, dass heute nicht alles fertig wird. Ich sagte Mustafa, dass ich hier bleiben würde. Gegenüber ist ein freier Platz, da möchte ich schlafen. Nein, da wurde Mustafa energisch, das möchte er nicht. Ich soll mit dem Womo in dem Gang zwischen Wohnhaus und seiner Werksatt stehen. Dort standen bereits 2 Wohnmobile. Ich sollte als letztes hinten stehen, das Tor wird dann geschlossen und wir stehen sicher.

Es war nett, dass er sich um uns sorgte. Wir nahmen sein Angebot dankend an. Er zeigte mir noch, wie das Tor geöffnet wird, falls ich mit den Hunden noch raus müsste. Danach war Stille. Wir gingen alle 4 nach einem kurzen Abendessen ermattet zu Bett und schliefen schell ein. Wir hatten meine Kinder noch informiert, dass wir in der Werkstatt schlafen und erst morgen zum CP kommen, so dass sie sich keine Sorgen machen.


Samstag, 24.12.2011
Heute Abend ist das große Weihnachtsbufett auf dem CP – und wir stehen in der Werkstatt.... schöne Aussichten.

Wer A sagt – muss auch B sagen: Um 8:30 Uhr sollte es losgehen. Ich fuhr unser Womo aus der Einfahrt heraus, damit das vor uns stehende Womo herausfahren konnte. Als ich mit Mustafa neben dem Womo stand, fiel mir vor Schreck der Unterkiefer herunter: der Auspuff bzw. das Rohr vor dem Schalldämpfer, dem Mitteltopf, hing herab. Das war also das Geräusch, welches Gabriele gestern öfter hörte. Ich habe Hörprobleme, muss eigentlich Hörgeräte tragen, und kann Geräusche schlecht einordnen von wo sie kommen. Daher habe ich die veränderten Geräusche nicht gehört. Wie lange und wie viele Kilometer bin ich mit dem kaputten Auspuff wohl schon gefahren??????

Mustafa winkte ab als ich aufgeregt unter das Womo zeigte, „no Problem“ sagte er wieder. Er ging ins haus um zu telefonieren, wie er mir sagte. Gabriele war auch ganz entsetzt als sie mit den Hunden wieder zum Womo kam. Mustafa stieg in unser Womo ein und brachte uns zu der Autowerkstatt in der das repariert werden sollte.

Anscheinend hatten wir noch nicht genug Aufregungen...

Dort angekommen erklärte Mustafa den beiden Handwerkern das Problem. Sie nickten und Mustafa verschwand wieder in seine Werkstatt. Zuerst wurde ein Taxi „behandelt“. Dieses fuhr nach einer halben Stunde von der Grube wieder auf die Straße – jetzt kam unser Auto dran. Oh Gott, in die enge Öffnung sollte ich rein? Auf die Grube fahren? Ein Arbeiter fragte mich, ob er fahren solle. Ich verneinte. Aber es klappte alles bestens. Das Rohr wurde sauber abgeschnitten, ein Stück in die beiden Hälften hineingesteckt und alles miteinander verschweißt.

Mustafa kam wieder als alles fertig war und holte uns ab. Er bezahlte dort 250 DH die er uns später auf die Rechnung setzte. Egal, für 25 Euro wurde uns also geholfen. Das ist auch nicht die Welt.... Dann fuhren wir in Mustafas Werkstatt.

So stand ich in der schrägen Auffahrt. Jetzt kamen wieder die jungen Männer, die den neuen Schaft anbringen sollten. Es mussten neue Löcher gebohrt werden. Sie hielten den Schaft unter das Womo und zeichneten die Löcher an, .wo sie hinkommen sollten. Ich bekam schon wieder die Krise, wie kann man in einer schrägen Auffahrt einen Schaft in der Waagerechten anbringen???? Ich holte meine Wasserwaage aus dem Womo. Die hielten sie jetzt unter das Womo und wollten wieder anzeichnen. Ja, diese jungen Leute haben noch nicht viel handwerkliches in ihrem Leben erlebt. Aber jeder muss es ja mal lernen.

Ich stoppte die ganze Geschichte und fuhr das Womo auf eine gerade Fläche in der Einfahrt, legte die gelben Plastikauffahrkeile unter und vergewisserte mich, dass das Womo vollkommen in der Waage stand. Danach gab ich grünes Licht zum Anzeichnen der neuen Löcher. Mustafa hatte neue Schrauben etc. besorgt. Nun wurden Löcher gebohrt. Ein Topf Wasser stand auch unter dem Womo. Nach ca. 5 Minuten Bohren wurde mit der Flex der Bohrer neu „angespitzt“. Dieses wiederholte sich ständig: bohren, anspitzen, bohren, anspitzen..... Ich fragte Mustafa, ob er einen Widia-Bohrer habe, ein Diamantbohrer hält das alles aus... Er sagte, dass dieser 5000 DH kostet und unerschwinglich sei.... Na, das hätte ich mir auch denken können, dass solche „Spezialwerkzeuge“ hier nicht vorrätig sind.

So dauert es und dauert....Jedes Loch hat mindestens 10 neue Schleifungen des Bohrers zur Folge. Ich bin so langsam nur noch genervt und sehe schon nser Festessen schwinden. Gegen 13 Uhr sind alle Löcher gebohrt und das Gestänge hängt. Es passt. Hätte mich nicht gewundert, wenn da auch noch etwas nicht passt. Jetzt kommt die Kiste drauf. Auf jedem Stempel sitzt ein 7 x 7 x 1 cm dicke gelbe Plastikunterlage. Darauf liegt eine Edelstahlplatte von 15 x 15 cm. Nun soll die Kiste darauf gesetzt werden, jede Unterlage hat das passend gebohrte Loch für die Kiste. Diese drei Dinge müssen nur haargenau übereinander liegen. Sonst findet man die Bohrung nicht. Innen in der Kiste ist auch noch eine Edelstahlplatte mit dem gleichen Bohrloch wo die Schrauben durchmüssen.

Mein Schwiegersohn und ich haben zu hause in gemeinsamer Arbeit die 4 Platten und Bohrlöcher haargenau gefunden. Nach seinen Angaben habe ich die Kiste geknippt an jeder Seite angehoben und er hat die Schrauben durchgesteckt. Passte alles wunderbar. War auch alles gerade. Aber wie soll ich diesen Burschen erklären, wie das gemacht wird. Mir wächst so langsam alles über den Kopf. Ich möchte nur noch fertig werden. Letztendlich ist die Kiste auf dem gestänge. Aber sie sitzt auf der Stoßstange auf. Das geht so nicht, mache ich ihnen begreiflich. Die Flächen arbeiten beim Fahren und ratschen übereinander. Da hat Mustafa die Idee eine dicke Mutter unter die Edelstahlplatten hinten rechts und links zu legen. Also wieder, Kiste ab, Plastik drauf, Mutter drauf, Edelstahlplatte drauf, Kiste drauf, und innen das Loch in der Längsplatte suchen und vor allem FINDEN! Mit durchgeschobenem Schraubendreher wird das Loch gefunden, jetzt schnell die Schraube rein.... nach ein paar versuchen klappt es auch. Die Kiste sitzt hinten nicht mehr auf. Allerdings sind die Unterlegsachen alle nicht ordentlich gerade darunter sondern die Ecken sehen in alle verschiedenen Himmelsrichtungen. Aber das ist mir jetzt egal. Ich bin es leid. FERTIG!!!! Ich will nur noch WEG!!! Um 14:30 Uhr ist es dann so weit, wir können fahren. Haben bezahlt, gedankt und können einsteigen und nichts wie weg von hier.

Aber auch aus dieser Sache habe ich meine Lehren gezogen. Nur noch von Handwerkern etwas machen lassen, die auch ihr Handwerk verstehen!! Sie müssen Referenzen vorweisen, mir Handwerkszeug zeigen. Fragen, ob sie das schon häufiger gemacht haben. Notfalls aus dem Sprachtool übersetzen lassen.
Dies war eine Arbeit, die nicht ordnungsgemäß war – aber es war mein eigenes Versagen. Habe alles geglaubt, was man mir erzählte. Das soll so schnell nicht wieder vorkommen, habe ich mir geschworen. Versuch macht Kluch!. Jetzt nicht mehr ärgern, sondern sich auf Weihnachten einstellen.

Gegen 15 Uhr kommen wir auf dem CP an. Dort herrscht wieder Aufregung an der Rezeption. Wir sollen sofort zur Polizeistation nach Tafraoute kommen. Die Hundebesitzerin hat die Polizei verständigt weil sie glaubte, wir hätten uns aus dem Staub gemacht und Gabriele wollte die Tierarztkosten nicht bezahlen. Dabei wussten meine Kinder und auch die Mitarbeiter der Rezeption dass wir in Agadir in einer Werkstatt waren und eine Nacht nicht am CP waren. Gabriele ging sofort zu der Familie und beglich die Kosten. Daraufhin wurde von ihnen die Polizei angerufen und der Antritt auf der Polizewachei war aus der Welt geschafft. Was müssen wir noch alles aushalten?

Meine Zahnschmerzen sind auch immer noch da. Schon 2 x war ich einen halben Tag bei einem Zahnarzt. Jetzt habe ich Antibiotika in Pulverform verschrieben bekommen und auch Diclofenac in geringer Dosis (50 mg/Tabl.). Anlässlich Weihnachten nehme ich zwei Tabletten. Das Abendessen will ich ohne Schmerzen zu mir nehmen. Ich gehe duschen und wasche alles Unmögliche der letzten Tage von mir ab!

Wir treffen uns mit unseren Kindern um 19:45 Uhr vor dem Restaurant. Endlich ist mir auch etwas nach Feiern zumute. Dirk hat Alkohol mitgebracht und wir auch unseren Wein, denn das Essen im Restaurant (kostet pro Person 290 DH) ist OHNE Alkohol. Den gibt es nicht. Man kann ihn aber mitbringen, kein Problem wird signalisiert. Etwas später treffen auch Sigi, Willi und Franz ein und setzten sich an den Tisch neben uns. Wir haben einen Vierertisch, sonst hätte ich die drei zu uns an den Tisch gebeten. Aber wir können uns auch so unterhalten. Ich gehe zu ihnen an den Tisch und drücke sie erst einmal herzlich.

Ein Lifemusiker macht schöne (europäische) Musik auf seiner Orgel. Es ist alles festlich gedeckt. Feierliche Stimmung kommt bei dem Anblick auf. Die Menschen sind alle festlich gekleidet – so auch wir. Die Kellner bringen Gläser, passend zum mitgebrachten Alkohol. Das Menue ist angerichtet und wir alle sind hungrig und warten auf das Startzeichen. Zuerst werden Fotos gemacht. Meine Tochter fällt aus allen Wolken als sie von ihrem Mann plötzlich ein Weihnachtsgeschenk erhält, was nicht geplant war. Die Überraschung und Freude ist groß, auch bei uns! Endlich ist Lachen und Entspannung angesagt..... das tut gut.

Irgendwann erklärt die Chefin das Hauses, dass das Bufett eröffnet ist und wir stellten uns, mit einem Teller bewaffnet, in der Reihe an. Lecker sieht alles aus. Hier das Menue und meine Übersetzung aus dem Google-Sprachtool (natürlich laienhaft übersetzt!):


Salade russe Veloute de champignons Osso Bucco de dinde au Marron
Salade de poulet exotique Harira Marocaine Filet de Boeuf sauce Roquefort
Mini Brochette Terre-Mer Darne de Dorade ala Marocaine
Salade Riche Garniture: Gratin d'Amphinois Legumes Croquantes

russischer Salat Cream of Mushroom Osso Bucco der Türkei an der Brown
Exotic Chicken Salad marokkanische Harira Rinderfilet Roquefort-Sauce
Mini Kebab Land-Sea Dorado Steak ala Marocaine
Reichhaltiges Salat Füllung: Crunchy Gemüsegratin Amphinois

Es war alles reichlich und sehr köstlich. Dazu die schöne Musik, alles trug zur Feierlichkeit bei. Es wurde auch getanzt.

Nach dem Essen kam auch eine marokkanische Tanzgruppe mit einem ca. 12 jährigen Sänger. In der Tanzgruppe, die lange weiße Gewänder trugen, schlug jeder eine Trommel, und antwortete dem jungen Vorsänger in rhythmischem Gesang.. Eine marokkanische Frau war unter den Weihnachtsgästen im Saal. Ich bemerkte, dass sie fleißig mitsang und ebenso rhythmisch in die Hände klatschte. Wenn ich besser „drauf“ gewesen wäre, hätte ich mich zu den Klängen und Gesängen bewegen können, aber ich war „geschafft“ von den Aufregungen der letzten 48 Stunden......

Eine Nachspeise sollte auch noch kommen. Diese habe ich nicht mehr gesehen, da Gabriele und ich gegen 23:30 Uhr in unser Womo gingen um die Nachtruhe endlich zu genießen. Ruhe nach den Aufregungen war die beste Medizin die wir uns antun konnten. Noch eine Hunderunde im Feld, so dass auch unsere Fiffis besser schlafen konnten, dann hüllte uns der Schlaf ein.



Sonntag, 25.12.2011
Am Weihnachtsmorgen wurde versucht zu skypen. Gabrieles Sohn mit Familie in Düsseldorf und der 2. Sohn mit Familie in Iserlohn wurden angerufen und die Verbindung klappte, sehr zur Freude aller Beteiligten. Ist doch eine feine Sache, diese Technik!

Ich habe heute einen dicken Kopf vom Durcheinandertrinken. Ich musste ja schließlich alles probieren was meine Lieben mitgebracht hatten, als da war VAT 69, Bailys, Wein in weißer und roter Form, einen Sekt. Da ich nur manchmal Alkohol zu mir nehme, war das offensichtlich zu viel. Ein langer Strandspaziergang mit Gabriele und den Hunden tat uns allen gut.

Auch auf dem CP haben wir unseren früheren Nachbarn Helga und Norbert sowie Roland und Karin „Frohe Weihnachten“ gewünscht. Alle wollten natürlich wissen wie die Feier im Restaurant gewesen ist – wir konnten nur Gutes berichten.

Und die Sonne ist einfach herrlich, Die Freiheit für unsere Hunde und uns macht uns froh. Wir sind einfach keine Campingplatzbewohner. Die Schrebergartenidylle ist nichts für uns. Jeder kann es so halten wir er mag – aber wir sind nur ohne Zwang und überstrengen Regeln glücklich. Ein Arbeitsleben lang haben wir uns nach den Maßgaben des Arbeitgebers richten müssen, jetzt wollen wir uns nicht mehr in Ketten legen lassen. Und alle die hier in ihren Womos um uns herum leben haben die gleiche Meinung wie wir. Man kommt ins Gespräch und hört genau die Ansichten, die wir auch zum Womoleben haben. Das verbindet. Ob jung oder alt. Wir hören das Meer, riechen es, sehen die Surfer, die Spaziergänger, sehen die Fischerboote und die dicken Frachter (habe ein gutes Fernglas dabei), sehen die sich austobenden Jugendlichen am Strand bei Ballspielen oder Rangeleien, sehen spielende Hunde, Kinder, sehen die untergehende Sonne. Der dicke Vollmond geht über der Bergkette auf. Eine Wolkenstrich schiebt sich davor, fast sieht es aus, als würde der Mond uns angrinsen...... taghell ist die Nacht am Meer..... einfach nur schön!!!
Wären wir auf dem CP säßen wir schon längst im Inneren und würden Spiele machen oder Fernsehen oder Lesen. Tagsüber sieht man rechts/links nur die Womowand des Nachbarn oder vorbeigehende Womolisten mit oder ohne Hund................, Händler, die ihre Waren anbieten. Also neeee! Dafür müssen wir mit dem Strom haushalten, haben am Abend nur die LED-Lampen an, die man in Kaufhäusern bekommt. Oder unsere Minileuchten für das E-Book, das reicht. Aber nun ists genug.



Montag und Dienstag, 26. und 27.12.2011
Nur Relaxen ist angesagt – wenn da nicht die immer wieder auftauchenden Zahnschmerzen wären. Meine Wange ist geschwollen. Morgen gehe ich noch einmal zu einem anderen Zahnarzt.


Mittwoch, 28.12.2011
Dirk und Sonja, sowie Gabriele und ich fahren nach Agadir zu Zahnarzt Dr. Essen Mekki (kein Witz, er heißt wirklich so!). Dirk kann durch seinen Kanadaaufenthalt bei der Bundeswehr gut Englisch und soll übersetzen. Am Taxiplatz Nr. 6 soll Dr.Mekkis Praxis sein. In fast jeder Straße ist auf der linken sowohl als auch auf der rechten Seite eine Zahnarztpraxis. Ich zeige den Namen des Dentisten und werde überall hingeschickt, nur ein Dr. Mekki ist nicht dabei. Dann finde ich ihn aber doch, ein Meditel-Mitarbeiter hat ihn mir gezeigt. Eine steile Treppe im Hinterhof führt nach oben in die 1. Etage. Ich habe den Namen und die Adresse aus dem Internet. Alles sieht ordentlich und sauber aus. No Problem!!!
Wir warten erst einmal ca. 1 ½ Stunden bis ich dran bin. Dr. Mekki hat einen sauberen weißen Kittel an, einen Mundschutz um. Gabriele geht mit in den Behandlungsraum – wird es schwierig mit dem Verstehen, soll Dirk geholt werden, der im Wartezimmer sitzt. Dr. Mekki kann etwas Englisch, es ist kein Problem dass sogar ich ihn verstehe. Ich soll im Oberkiefer durch das gebrochene Implantat einen Abszess haben. Eine Entzündung. Hier kann er nichts machen. Er verschreibt mir auch wieder Antibiotika und Schmerztabletten. 6 Tage a 2 x nehmen – dann sehen wir weiter. Ich fühle mich hier gut behandelt....
Für den Besuch muss ich 150 DH bezahlen. Dann für die Medikamente noch einmal 168 DH in der Pharmacia.
Eine Tablette nehme ich sofort und bin erleichtert, als die Schmerzen endlich nachlassen. In einem Cafe trinken wir daraufhin erst mal einen Pfefferminztee, das Nationalgetränk der Marokkaner. Einfach nur köstlich. Dann will auch Dirk in den Souk, den ich mit Sonja bereits besucht habe.

Das Gedränge im Souk bleibt aus. Es ist Mittagszeit. Wir essen sogar im Souk, was ich Sonja gar nicht zugetraut hätte, denn eigentlich darf man hier nicht in die Ecken schauen, sooo sauber ist es hier nicht. Der Gast bekommt ein weißes großes Blatt als Tischdecke untergelegt, darauf kommt dann die Tajine und ein Korb mit Brot wird dazugestellt. Die Marokkaner essen die Fische mit den Fingern, zerlegen sie so, dass die Gräten neben die Tajine gelegt werden. Mit dem Brot wird dann das Fischfleisch gepackt und in den Mund geschoben. Dabei liegt der Oberkörper schwer auf dem Tisch auf. Bei uns würde man sagen, „der Mensch hat keine Tischkultur“. Aber andere Länder – andere Sitten. Man muss ja nicht so genau hinschauen... Nach dem Essen wird der Rest in das große weiße Blatt eingeschlagen und der Tisch ist wieder „fein“ für den nächsten Gast.

Wir essen Chickentajine. Ist lecker – aber sehr wenig Fleisch befindet sich darin. Auf Holzbänken und an Holztischen sitzen wir. Wenn man in den Essbereich des Souks kommt, wird man von allen Seiten bedrängt, hier zu essen. „Komm kucken“, heißt es, und die verschiedenen Tajindeckel werden hochgehoben, so dass man sehen kann, was sich darunter verbirgt. So kann man sich Appetit holen. In der Ecke wo die meisten Europäer sitzen, haben wir uns niedergelassen. Nach dem Essen wird ein frisch gepresster Orangensaft getrunken (4 DH).

Weitere Rundgänge durch den Souk runden dann den Tag ab. Hinter jedem Eingang rechts oder links befinden sich weitere interessante Dinge, ob Schmuck oder Kleidung, Arganöl oder Berberteppiche und Berberschmuck. Man könnte den ganzen Tag darin verbringen. Aber gefährlich ist so ein Soukbesuch nicht, wie manch einer sicher vermutet. Es wird nichts gestohlen oder gar meine Tochter geraubt. Es sind zu 99,9 zivilisierte Menschen wie du und ich. Viele sprechen Deutsch, was ich ja schon mal geschrieben habe. Es geht mir nur auf den Wecker wenn immer die gleichen stereotypen Fragen kommen, wie: wo kommen Sie her? Almanya? Ah, gut, welche Stadt? Wie geht’s? Kommen Sie hier rein, nur kucken, habe guten Preis, extra für Sie! Das „la schokran“ (nein, Danke) kommt mir dann manchmal nicht mehr so freundlich über die Lippen...Aber man kann ja weitergehen....

Wir sind dann auch schnell wieder am Auto. 2 DH Tankgebühr und ab geht es zum Geschäft Marjane. Hier kann man europäisch einkaufen. Käse ist allerdings teuer. Ein Päckchen Gauda kostet 50 DH. Käse ist für die Marokkaner Abfall, da sie aus gegorener Milch gemacht wird. Frischkäse wird gerne gegessen.

Der Tag ist dann auch schnell vorbei. Keine Schmerzen – endlich alles genießen...


Donnerstag, 29.12.2011 bis Samstag 31.12.2011
Am Donnerstag kochen wir bei Sonja und Dirk in ihrem Chalet. Haben wir doch gestern im Souk frisches Gemüse eingekauft und im Marjane eine große Mengen Garnelen dazu. Es gibt also Tajine mit Garnelen. Dirk spendiert eine Flasche Rotwein.

Die nächsten Tage sind allesamt mit Nichtstun , Sonnen, Schwimmen und Hundegängen ausgefüllt. Da kann ich nichts Sonderliches berichten. Morgens kommt ein Marokkaner mit einem Moped am Womo vorbei und bringt Baguette für 2 DH. Bei Hassan in Laden würde ein Baguette 1,20 DH kosten. Das Bringen hat eben seinen Preis.

Auch Willi, Franz und Sigi besuchen uns am Womo und bekommen Kaffee und Plätzchen serviert. Wir freuen uns alle auf den Silvesterabend, da wir zusammen am Tisch sitzen werden. Hoffentlich wird es auch so nett wie zu Weihnachten. Franz will sich leider ausklinken, da er nur sehr wenig isst. Und der Preis zu Silvester ist extrem hoch. 500 DH kostet es für 1 Person – ohne Alkohol, den kann man wie immer mitbringen.

Am Abend beginnen die Feierlichkeiten zum Jahresausklang um 20 Uhr. Vor dem Eingang zum Restaurant stauen sich die Menschen. Jeder muss sein Ticket zeigen, da man ihn an einen Tisch platziert, der für ihn vorgesehen ist. Wir kommen mit Willi und Sigi an einen Tisch – aber noch weitere 4 Franzosen sitzen auch am Tisch. Da machen sich schon arge Verständigungsschwierigkeiten bemerkbar. Wir 6 waren die einzigen Deutschen unter all den Franzosen und Marokkanern. Es sind nur 10-er Tische dort. Es ist alles ein wenig eng. Und da manche Leute doch ein recht beachtliches Ausmaß haben muss man sich schon ganz schmal machen. Ein Schmusesänger singt Playback life zu bekannten Hits. Es sind alles nur langsame Melodien. Da kommt wenig Stimmung auf. Willi gibt sich redlich Mühe, fast alle deutschen Frauen zu betanzen. Als ich mit ihm tanzen will, müssen gerade alle Tanzenden die Tanzfläche räumen. Warum das so ist, weiß ich nicht, die Ansage kam auf Französisch. Gabriele geht es genau so. Nur mit Sigi kann er durchgehend tanzen. Es sei ihnen gegönnt.

Das Essen besteht an diesem Abend überwiegend aus Meeresfrüchten. Der erste Gang war eine Fischsuppe, die mit einem Holzlöffelchen aus einem kleinen Gläschen gelöffelt wurde. Das Hauptmenue hatte ich aus „Werkstatttgründen“ nicht ins Deutsche übersetzt, so war ich doch sehr überrascht als ich das sah. Fisch gehört nicht zu meinen Leibspeisen... Aber Hummer und Langusten hatte ich auch noch nie im Leben gegessen, jeder bekam 1 Auster. Ein paar Gemüsesorten waren auch sehr dekorativ angeordnet. Aber so richtig zum Sattessen war das nicht. . Aber alles sah sehr dekorativ aus. Als 3. Gang bekam man eine Art Pastete. Dies war wiederum für den Deutschen Geschmack gewöhnungsbedürftig. Es war eine Taube, die in eine Art Kuchen eingebacken wurde. Knochen befanden sich darin und dann das süße Drumherum. Mag sein, dass ich das auch alles falsch beschreibe, Willi, kann mich sicher berichtigen wenn er dies liest. Ich habe die Beschreibung des Menues nicht mehr vorliegen!!!
Wir haben also 2 x Silvester gefeiert. Einmal um 23 Uhr – als in Deutschland die Korken und das Feuerwerk knallte und dann wieder um 24 Uhr mit Viva la France sowie Viva la Maroc und auch Viva la Germany!!!! Ein paar Böller gingen draußen los, aber im Grunde war es sehr gemäßigt.

Ja und das war es dann auch. Ein Derwisch in buntem Gewand tanzte noch durch den Saal. Aber uns war nach Bett zumute. Wir waren geschafft und verabschiedeten uns mit vielen Drückerchen und Wünschen – auch von und mit den Franzosen am Tisch. Damit war das Jahr 2011 für uns abgeschlossen. Das neue Jahr kann beginnen und wir wünschen uns und allen Lesern ein friedliches gesundes neues Jahr.

Bis zum nächsten Teil grüßen Gabriele und Eva-Maria


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