191- Die Kneipen am Hafen von Los Abrigos.JPG
Dienstag, regulärer Werktag – endlich – 7. Januar 2020
Wir sind ja nur wenige Kilometer vom Flugplatz weg, zum Frühstück bringe ich nichts hinunter, mir ist nur noch schlecht angesichts dessen, was alles kaputt sein könnte und was das alles wieder kostet. Ich setze mich erstmals seit den ganzen Tagen wieder ans Steuer – und bemerke starke Vibrationen am Kupplungspedal, die dann stärker werden, wenn das Rappeln lauter wird. Typisch Mann, er hatte das nicht bemerkt.
Schatzi steigt am Flugplatz aus – ich kann ja fast nicht anhalten – komm gut heim!!!
Es muss also wirklich dieses Ausrückdings sein. Hatte mir eine deutschsprachige Werkstatt ausgesucht in Las Chafiras, dahin fahre ich.
Bin um 8h da – ab 9h beginnt der Betrieb. Bis dahin hab ich Haushalt. Muss ja immer das Bett und alles umbauen, von 2 auf 1. Ziehe auch alles ab, packe meine zwei Wäsche-Taschen zusammen, die ich heute unten in La Tajita waschen will, sofern ich noch fahren kann. Wenn das Auto hier bleiben muss, dann ziehe ich mit Handgepäck in ein Hotel, habe mir schon einige angesehen, kommt billiger, als ein Heimflug in dieser Woche. Heimflug läge bei über 600€ - Hauptsaison halt – Hotels/Appartements sind ab 300€ für 9 Tage zu haben, ein Schnäppchen. Bin also so ziemlich auf Habacht-Stellung und bissi nervös.
Der langen Rede gar kein Sinn, die deutsche Kathrin, deren Sohn mit einem Freund vor Jahren die Werkstatt eröffnet hatte und dann tödlich verunglückt war, kommt kurz vor 9h, sie managt das Büro und übersetzt. Hasan, der Mechaniker, lässt das Auto an, horcht, erklärt mir – übersetzt von Kathrin – genau das, was ich mir im weltweiten Netz schon zusammengesucht hatte. Ich könne schon noch fahren, aber halt keine 3000km mehr, es könne auch sein, dass ein Getriebeschaden entsteht. Wir kommen überein, dass ich am Morgen des 16. Januar das Kästchen bringe und bis 29.1. da lasse, während dieser Zeit bin ich dann in Deutschland, die Flüge sind seit Dezember gebucht, weil ich daheim einiges zu erledigen habe. Sie würden die erforderlichen Teile bestellen und dann einbauen, der Einbau sei relativ kompliziert, da müsse der halbe Motor ausgebaut werden. Wäre aber innerhalb des Zeitfensters gut machbar. Naja. Der Kostenvoranschlag beläuft sich auf 850€. Ist ja noch gut, weil der Stundenlohn hier nur 38€ beträgt, in D wäre das doch beinahe das Doppelte?
Wäsche wird noch gewaschen und nebenan eingeparkt.
8. Januar 2020
Meine ganzen Probleme lassen mich irgendwie nicht schlafen – und Schlafstörungen hab ich ja eh. Deshalb lese ich ja nachts meistens zwei, drei Stunden und trinke dabei eine Kanne Tee. So auch diese Nacht. Aber nicht lange. Der Tolino steigt nach einer Viertelstunde aus. Er verweigert das Licht. Und ich kann kein Licht mehr machen, habe auch schon den Kühlschrank ausgeschaltet. Es ist zum Heulen!
So habe ich jetzt:
Auto kaputt
Solarregler kaputt
Internet geht nicht
Tolino tuts auch nicht.
Hat sich alles gegen mich verschworen? Ich bin dem Nervenzusammenbruch nahe - aber was mich nicht umbringt, macht mich nur noch stärker. Wie stark muss frau noch werden?
Um 10h öffnet der Movistar Laden in San Isidro. Dort haben sie auch nur 3 junge Mädels, die wahrscheinlich nicht mal richtig angestellt sind. Geschminkt wie die Affen und mit Nagellacken vom allerfeinsten, null Sprachkenntnisse in irgendwas. Nach einer halbstündigen Wartezeit (man muss Marken ziehen) lande ich bei einem Mädel, das in einem Redeschwall auf mich einredet, nachdem ich ihr auf dem Übersetzer in Spanisch gezeigt habe „Trotz Aufladung von Guthaben funktioniert das Internet nicht“. Sie rupft aus meinem Tablet die Karte, stopft sie mit ihren kleinen dunkelblau lackierten Fingerchen in ihr Smartphone und telefoniert irgendwie. Dauert paar Minuten, dann holt sie einen Block mit Bleistift-Aufzeichnungen, wählt eine neue Nummer, auf der dann ein Band läuft. Dazwischen immer wieder ein Redeschwall, während ich nur die Schultern zucke und ungläubig schaue und sie mir irgendwas erklärt von wegen dass nach dem neuen Aufladen die Karte hätte wohl neu aktiviert werden müssen. Warum ihre da drüben sitzende Kollegin mit den dunkelrot manikürten Nägeln das nicht getan hatte, nachdem ich 40€ hier aufgeladen und eingezahlt hatte, kann ich gar nicht fragen, ich werde die Antwort ja nicht verstehen. Irgendwann bedeutet sie mir, das würde jetzt 2 Stunden dauern, dann sollte das funktionieren. Ihr Wort in Gottes oder Internets Ohr.
Meine nächste Aktion wäre, nach La Laguna zu dem netten jungen Mann zu gehen, der mir die Karte verkauft hatte, der kann wenigstens recht gut Englisch sprechen – und gurrt nicht nur wie Brieftauben in unerträglicher Geschwindigkeiten irgedwelche Laute.
Dann nächstes Problem lösen – das mit dem Solarregler. Mundo Caravanas – ein Italiener. Ist doch was, da kann ich wenigstens quasseln. Gelingt. Toller Service. Der junge Italiener hat einen Schrauber, der offenbar alles schraubt, was es zu schrauben gibt, ziemlich alternative Szene, aber gut. Der Canario (der mir wie ein direkter Nachfahre der Ureinwohner aussieht und sich sicher auch so fühlt) hat es echt drauf. Sehr freundlich, er spricht in sauberem Kastilisch und langsam mit mir, dass ich auch einiges verstehe – denn wenn Spanisch oder Katalan ordentlich gesprochen wird, komme ich einigermaßen zurecht.
Baut den Solarregler aus – überprüft alle Verbindungen, ist begeistert, wie schön das alles bei mir angeordnet ist – und beglückwünscht mich zu meiner tollen Anlage. Na bitte. Weiss ich doch, dass ich mir generell kein Glump kaufe. Dann stellt er noch die Leiter auf und wäscht mir die Solarplatte sauber – die Anzeige am Messgerät hüpft in die Höhe. Herrlich. Ich hab doch tolle Sachen verbaut, das weiss ich doch – aber es muss halt nur funktionieren. Da waren wohl einige Kontakte locker oder korrodiert. 20€ wollte der Italiener, ich geb ihm 40 und bedanke mich für den super-Service. Mit Gracias und Hand aufs Herz werde ich verabschiedet ich tu es ihm gleich. Der hier wäre auch eine Adresse, wenn man das Wohnmobil wegen Heimflug einstellen muss, die fahren einen auch zum nahen Flugplatz. Das wollte ich ursprünglich auch machen, die Nürnberger, die ich im Flieger treffen werde, die ich in Abona kennengelernt habe, lassen ihr Kästchen hier stehen. Ich ja jetzt in der Werkstatt. Dann kostet der Parkplatz schon nix. Positiv denken im Alltag – mein Motto...…
Bevor ich dann zum Worten (Art Media Markt) nach Los Cristianos in die Urlaubshölle fahre – hänge ich den Tolino mal zum Laden hin, der Akku zeigt halbvoll an. Das Wunder geschieht – als er voll geladen ist, tuts auch wieder das Licht. Warum muss man immer so gequält werden........ ich fahre wieder runter nach La Tajita auf den Parkplatz am Strand, muss überprüfen, ob das www geht oder ob ich nach La Laguna muss. Es funktioniert!!! Jipppppiiiiiiiiiieeeee! Ich konnte tatsächlich Problemlösung offenbar nachhaltig betreiben. Was für ein schöner Tag!
Ich sitze noch ein wenig bei den Schweizern im Wohnmobil, bevor ich losfahre, meine Freunde landen laut Anzeige in Tenerife-Sur um 15.05h, ich habe angeboten, sie nach Puerto de la Cruz zu fahren. Der Aufbruch aus dem gemütlichen Schweizer Kästchen geht relativ flott, aber wir bleiben in Verbindung! Als ich zum Flugplatz komme, läuft mir meine Freundin schon entgegen – der Flieger hatte den Turbo ausgepackt – und sie waren fast eine Stunde früher hier – und warten schon eine halbe Stunde. Ohhhhhhhh. Wir verladen die großen Koffer – sie bleiben für 3 Monate im Hotel hier – und wir fahren entspannt nach Puerto rüber. Ist nett. Was nicht nett ist, sind die Vibrationen am Kupplungspedal und das mittlerweile so laute Geratter im Leerlauf, ich muss in die Zehen atmen, um nicht verrückt zu werden und entspannt zu wirken. Meine ältere Freundin glaube ich traut meinen Autofahrerkünsten sowieso nach 40 Jahren Bekanntschaft immer noch nicht, weil sie ihre „schlimmsten“ (ich weiss nicht in welchem Sinn) Autofahrten mit mir hatte. Naja, sie ist halt so gar nicht der Autofahrer-Typ, das muss man mal so sagen......
Aber es gelingt. Parke unten am Parkplatz ein. Die Freunde sollen sich erst in ihrem Quartier einrichten, ich kaufe mir Bier und Pizza, bin dann unendlich müde und schlafe schon bald ein...…
9. Januar 2020
Das Meer haut heute wieder ganz schön gegen die Mauer – der Himmel ist grau und dann beginnt es auch noch, ein wenig zu regnen. Das klingt nach Winter – und motiviert nicht, in den Tag zu starten.
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Und weil der Tolino doch wieder funktioniert, wird er auch ausführlich benutzt. Es wird fast 11h bis ich loskomme, streife mal ziellos durch die Stadt, schaue mir den neuen Busbahnhof, Estacion de Guagua an. Toll ist er geworden, es wiebelt und wabelt vor Menschen.
193- Estacion de Guaguas, sehr schön und ganz neu.JPG
Ich muss unbedingt nochmal Busfahren, wo ich doch schon nicht mehr soviel Kästchen fahren will. Später kaufe ich mir noch was zu essen und trinken – und schlappe am Nachmittag wieder heim, um Ruhe zu halten.
194- Am Martianez Strand.JPG
195- An der Manrique-Badeanstalt in Puerto de la Cruz.JPG
Grade als ich mich aufmachen will, in die andere Richtung zu marschieren, beginnt es wieder leicht zu regnen, also bleib ich auf dem Sofa liegen – mit dem Tolino vor der Nase. Am Abend treffe ich mich mit den Freunden in der Stadt – wir haben ein fröhliche, weinselige Stunden
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