Correos – die spanische Post ist ein Kapitel für sich. Ich finde auf meiner digitalen Landkarte die Post von Sanlucar de Barrameda, markiere mir die Radlstrecke und radle mal los. Weit komm ich nicht, da spricht mich ein Stellplatznachbar an, ich steige ab, wir unterhalten uns angeregt – die Frau dazu – blablabla....... Es hatte nur 9°, der Wind wird immer kälter – paaaaaahhhhhhhh – will ich bei diesem Wetter tatsächlich radeln? Dann wird mir noch erzählt, da hätte irgendjemand 100€ in Spanien bezahlt weil er ohne Helm unterwegs gewesen sei. Na sowas. Ich habe keinen Radlhelm dabei und bin auch nicht gewillt, mir einen zu kaufen, obwohl der sicher billiger wäre als die Strafe. Hmpf. Was tun? Ich radle mal aus dem Platz raus, in paar Hundert Metern entscheide ich mich. Nach rechts – also nach Chipiona – geht’s via der Via Verde auf Radweg, nach links via Straße nach Sanlucar. Chipiona ist 1 km mehr also 5,9. Also nix wie hin. Das Radeln auf dem Radlweg ist angenehm, wenngleich diese Via Verde kein Vergleich zu der vorgestrigen ist. Es geht durch ziemlich – naja – sagen wir mal „ungepflegtes“ Gebiet – auch Tierleid wie angebundene Pferde sind zu sehen. Viel Müll auch. Eigentlich ja nicht so meine Welt, aber da muss ich jetzt durch.
Die Strecke ist brettleben, das geht schnell, bis ich in Chipiona einlaufe und die Via Verde endet. Man kann nahtlos auf den Paseo Marittimo wechseln und somit bis zum Leuchtturm und weit darüber hinaus radln. Am Paseo entlang ist eine Kneipe nach der anderen, unterhalb der Sandstrand, an den die Atlantikwellen rollen, im Sommer steppt hier sicherlich der Bär – jetzt ist alles geschlossen. Nicht mal wenn ich möchte, könnte ich eine Cervesa oder einen Vino Tinto bekommen. Ich radle bis raus zu den Dünen, wo es dann um die Ecke zum nächsten Ort, Rota, geht und suche dann mal im weltweiten Netz nach einer Correos-Filiale.
Treffer! 600M entfernt..... Das schaff ich. Post in Spanien ist ein Kapitel für sich. Man sollte viel Zeit mitbringen, alles ist wichtigwichtig. Man zieht eine Nummer wie bei der Kfz-Zulassungsstelle und wartet dann bis man dran ist. Vor mir sind 9 Personen, ich warte geschlagene 25 Minuten, es sind 3 Schalter besetzt. Was sie nicht alles bereden und wie sie nicht beraten werden. Ich glaube, da werden millionenschwere Verträge abgeschlossen, so fühlt sich das zumindest an, auf jeden Fall werden Geldgeschäfte getätigt. Endlich komme ich auch dran, auch ich habe einige Minuten zu verweilen, bis meine 5 Briefe frankiert sind und ich die 8,25€ dafür gelöhnt habe – aber dann habe ich wenigstens ein reines Gewissen und das Gefühl, heute „was geschafft“ zu haben.
62- Faro Chipiona.jpg
63- Strandansicht Chipiona.jpg
64- Nicht allen Ernstens attraktiv diese Via Verde, aber zweckmässig.jpg
Inzwischen ist es sonniger geworden, in der Stadt ist ja in den Fussgängerzonen, durch die ich das Radl schiebe, richtig was los. Kaufe noch paar Kleinigkeiten ein und fahre dann wieder raus zum Leuchtturm, der mit 69m der höchste Spaniens, der dritthöchste Europas und der fünfthöchste der Welt sei und dessen Leuchtfeuer bis zu 80 Seemeilen sichtbar wäre – also knapp 150km. Also – das ist schon auch „was“.
Radle im Gegenwind – was sonst? - zurück – und werde wieder in ein längeres Gespräch verwickelt, die Leute werde ich morgen auf der Fähre wiedersehen – und auf Lanzarote bestimmt auch..... Am Nachmittag noch bissi draußen sitzen, gut eingepackt – passt. Waren zwar nur 15km mit dem Rad – ist aber besser als nix.
Dienstag, 18. Dezember 2018
Heute ist endlich der Tag der Überfahrt! Das heisst, die Fähre geht ab Cadiz, knapp 50km entfernt um 17h. Also vormittag ist noch Zeit für Auf- und Rumräumen, eine Maschine Wäsche waschen lassen, Körperpflege betreiben und VE – und losfahren.
Mist, im Display erscheint „Motoröl kontrollieren“. Die ersten über 40km sind Autobahn – keine Tankstelle weit und breit in Sicht. Ich habe Auftrag von meiner Freundin, ihr bestimmte Artikel von einem Aldi mitzubringen, die es auf dem Festland nur bei Aldi gäbe. Habe den in Cadiz rausgeschaut und lass mich mal dahin navigieren. Die Display Anzeige wegen des Motoröles macht mich nervös, die Fahrt geht eigentlich recht gut, aber sowas stresst mich.
65- Der erste Osborne-Stier auf dieser Reise.jpg
Der Aldi stellt sich als Innenstadt-Aldi raus, ich fahre dreimal um den Stock, ohne einen Parkplatz fürs Kästchen zu finden – stattdessen gibt es eine Tiefgarage, hilft mir ja nix, will ja kein Cabrio-Kästchen haben. Schräg gegenüber der Einfahrt in die Garage gibt es eine Tankstelle, die auch über wenig Parkraum verfügt, stelle Kästchen an eine Zapfsäule und gehe in den Verkaufsraum, erkläre dem guten Mann, was ich brauche (Motoröl) und der zuckt nur die Schultern. Hat er nicht.
Es gäbe allerlei Lebensmittel, aber Motoröl nicht (Repsol-Tankstelle!!). Also nächste Tankstelle angefahren, selbes Spiel, nächste nochmal. Mist.
Das artet jetzt beinahe in Stress aus, ich sollte doch erst mal in den Hafen fahren. Dort angekommen entpuppt sich das als riesiges Gelände, keinerlei Beschilderung weist auf den Trasmediterranea- Schalter hin. Ich fahre bis ins hinterste Eck, frage nochmal wo, man weist mich ganz nach hinten, ich kann dieses verdammte Terminal einfach nicht finden. Steige aus und gehe mal zu Fuß vor, da hält ein Polizist, der erklärt mir, wie ich da hin komme. Danke.
66- Zufahrt auf die Brücke de la Constitution Cadiz 3095m lang.jpg
Paar Schildchen wären hilfreich. Überhaupt habe ich noch keinen so unstrukturierten Fährhafen gesehen. Es gibt keine Einfädelspuren, die spätere Verladung ist ähnlich chaotisch wie die auf die Griechenlandfähre, nur dass hier niemand mit hochrotem Kopf rumbrüllt, sondern der Einweiser mehrfach jeden fragt, wo er aussteigt (weil angeblich ein Gelbkittelmann Zettel verteilt, die man in die Frontscheibe legen solle, aber das halt nicht bei allen Fahrzeugen so tut).
Irgendwann dürfen die Fahrzeuge aufs Schiff fahren, die in La Palma aussteigen, dann die für Teneriffa, dann die für Gran Canaria und zuletzt die für Lanzarote. 4Mal wird abgefragt, wohin ich will. Unglaublich. Bei der Einfahrt neben das kleine Terminal bekomme ich dann einen Zettel für die Frontscheibe, auf der „Arrecife“ steht – als nur noch die Lanzarote-Fahrzeuge auffahren. Idiotisch.