Odin hat geschrieben: ↑Di 29. Okt 2024, 15:59
Vielleicht passt dieser Beitrag , den ich hier mit der Bewilligung von meinen Freund Hampi aus dem Schweizer Wohnmobilforum kopiert habe und nun hier öffentlich machen darf.
Kopie:
Neulich am Strand habe ich einen Griechen, der hier regelmäßig zum baden kommt, mit "Kaliméra" und "Jassas" begrüßt.
Dieser geht an mir vorbei, bleibt dann aber stehen,
dreht sich um und spricht mich auf Englich und Deutsch an.
Wer bist du, woher kommst du?
Aus der Schweiz, Swiss, "Helvetica" antworte ich.
Darauf der Grieche:
Ich habe 40 Jahre in Deutschland gearbeitet, dort wurde auch gegrüßt.
Jetzt lebe ich seit 5 Jahren hier in meinem Haus.
Jedes Jahr stehen viele Wohnmobile hier am Strand.
Viele kenne ich bereits vom Vorjahr.
Doch Du, Du bist der Erste, der mich grüßt.
Alle anderen grüßen nicht. Sie schauen zur Seite.
Was müssen dies für arme Leute sein.
Sie kommen mit ihren großen Autos, stellen sich an den Strand vor mein Haus und nehmen mir die Aussicht aufs Meer.
Aber sie grüßen nicht.
Sie leben hier, benützen meine Dusche, die ich gebaut habe und nehmen von meinem Wasser,
aber sie grüßen nicht.
Ich höre, wie sie zu einander sagen: "Ja, ja den alten Griechen, den kennen wir gut. Der kommt jeden Morgen schwimmen."
Wie kann man jemanden kennen, den man gar nicht grüßt.
Sie prahlen wie viel Solarpanel sie auf dem Dach haben und das ihr Wassertank 200Lt und mehr fasst.
Und wie schön es ist, hier so autark zu stehen.
Ich frage dich mein Freund: Wieso nehmen sie dann von meinem Wasser und ist denn dies autark, wenn sie in der Nacht ihre Kassette in die Büsche auf mein Grundstück kippen?
Sie denken, der alte Grieche wird's schon nicht sehen.
Ja, vielleicht sehe ich nicht alles, aber ich rieche es.
Sie bleiben bis sie kein Bier mehr haben und ihre Vorräte aufgebraucht sind.
Dann fahren sie weiter und während der Fahrt lassen sie ihr Grauwasser ab.
Ach ja, hab es vergessen, sie sind ja autark.
Zum Einkaufen fahren sie zum LIDL.
Unsere Geschäfte oben im Dorf wären so froh, wenn bei Ihnen eingekauft würde.
Die kleine Bäckerei, die jeden Tag frisches Brot backt, der Fleischer, die Gemüsefrau und der kleine Supermarkt.
Aber nein, die müsste man alle begrüßen.
Im LIDL grüßt niemand.
Was müssen dies für arme Leute sein.
Ich frage ihn: Kommt denn hier keine Polizei?
Ja, die Polizei kommt ab und zu. Blitzschnell packen sie alles zusammen und hauen ab.
Dann kehrt hier für zwei, drei Tage Ruhe ein.
Wie ist dein Name, frage ich ihn: Costa, ganz einfach Costa und Du ?
Hampi, bzw. Hans-Peter. Ach so, "Jannes" lacht er mir zu.
Weißt du Jannes heute gibt's eine warme Nacht.
Wenn es dir recht ist, nehme ich heute meinen Stuhl und setze mich zu dir an den Strand.
Hier ist's etwas kühler und ich habe jemanden zum Reden.
Seit meine Frau vor zwei Jahren gestorben ist, bin ich viel alleine.
Ja sicher, schließlich ist es dein Land, antworte ich ihm.
Und so sitzen wir bis spät abends zusammen und erzählen uns Geschichten.
Costa von seinem Leben in Deutschland und wir von unserem Leben.
Die anderen Wohnmobilisten sitzen vor ihren Wohnmobilen, schauen immer wieder zu uns hinüber, sagen aber kein Wort.
Ich brauchte heute lange, sehr lange, bis ich einschlafen kann.
Ich musste immer wieder darüber nachdenken, was Costa alles erzählt hat.
Am nächsten Morgen fällt uns auf, dass auch wir nicht mehr begrüßt werden.
Sie schauen uns nur mit grossen Augen an.
Und wir sagen uns: Was müssen dies für arme Leute sein, die keine Freunde haben.
Beim Abschied von unserem griechischen Freund Costa läuft diesem eine große Träne über sein Gesicht.
Peloponnes, im Oktober 2024