Am anderen Morgen lacht die Sonne schon früh vom Himmel und die Laune steigt auch gleich wieder. Wir haben es nicht sonderlich eilig, wollen mit den Fahrrädern zum Ausgangspunkt der Wanderung fahren, dann dort hinauf, etwas Aufenthalt auf dem 25x25m großen Felsplateau und dann wieder runter und den Abend hoffentlich sonnig vor dem Wohnmobil sitzend auf dem Campingplatz, dem teuren, verbringen. So ist der Plan. Was soll ich sagen, er gelingt.
Es ist ein Traum-Tag, wir ratschen erst noch mit den einen und dann mit den anderen Nachbarn, gegen halb elf wird der Platz leerer, gut, es soll ja bis 11h abgereist sein, wir ziehen um auf einen anderen Platz nur ein Stück weiter, wo wir uns am Abend aber länger Sonne versprechen. Dann radeln wir los. Es geht bergauf, und zwar stellenweise ganz schön heftig. Andere Radler sehen wir nicht – wohl aus gutem Grund!
Als wir fast 3km hinter uns haben, stelle ich entsetzt fest, dass ich meine Kamera im Wohnmobil vergessen habe. Schöner Mist. Andreas verspricht mir nach ausführlichem Bitten, mir ein paar Bildchen später aus seinem Fundus zu überlassen. Ich kann doch nicht auf eine DER Natursehenswürdigkeiten des Landes steigen und kein Bild davon haben?! Nun gut. Ein gutes Stück unterhalb des eigentlichen Parkplatzes hat man einen weiteren Parkplatz geschaffen, in den fleissig alle Fahrzeuge gewunken und zur Zahlung von 80NOK aufgefordert werden. Hätte man dafür auch noch über Nacht drin stehenbleiben dürfen, hätten wir das gestern abend natürlich auch gemacht. Aber uns auch noch der Gefahr auszusetzen, einen Strafzettel wegen untersagter Nächtigung zu riskieren, war uns dann ja doch zu blöd. So haxeln wir halt weiter bergauf mit den Rädern, 4 km und 200 Höhenmeter, wie ich meinem Höhenmesser entnehme.
Nahe der Bushaltestelle oben dann schließen wir die beiden Räder ab und machen uns auf den Weg. Da laufen wir doch gleich den Wohnmobilkollegen von der Fähre durch den Lysefjord von gestern in die Arme! Um Himmels Willen, wir sollten jetzt bloss nicht da rauf wollen, es seien Massen unterwegs! Sie mussten an den paar neuralgischen Punkten stehen und warten, es sei alles unterwegs, mit allem Schuhwerk, es sei einfach Wahnsinn. „Aber es lohnt sich!“
Wir beraten uns kurz, entschließen uns aber doch dazu, aufzusteigen, verabschieden uns von den Kollegen, die heute noch nach Bergen weiterfahren wollen, und laufen los.
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Ich bin ja schon viele populäre Wege in den Alpen gegangen, auch Klassiker wie Watzmannüberschreitung, Mindelheimer Klettersteig, den Gratweg vom Herzogstand zum Heimgarten usw., die also auch sehr stark begangen sind – auch haben wir DEN Norwegen-Klassiker schlechthin, die Wanderung über den Besseggengrat vor zwei Jahren gemacht – aber SOWAS habe ich noch nie gesehen!! Mit uns sind genausoviel Menschen aller Nationalitäten unterwegs aufwärts wie uns auch entgegenkommen. Teilweise ist es wirklich mühselig, weil man immer wieder warten und die Herunterkommenden durchlassen muss. Irre.
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