Teil 1 Wieder unterwegs nach Marokko 2011/2012

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Hannibal
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Teil 1 Wieder unterwegs nach Marokko 2011/2012

Beitrag von Hannibal »

Wir sind wieder unterwegs in Richtung Süden mit dem Ziel Marokko.

Noch sind wir nicht da, sind bisher nur bis Malaga gekommen. Aber was uns bis dahin alles passierte, kann man hier nachlesen. Und wenn gewünscht, wird auch eine Fortsetzung folgen......


Eva’s Urlaubsbericht vom Überwintern im Süden 2011/2012

Dienstag, 17.10.2011 Reparatur der Schweißnaht an der Kiste

Montag, kurz in Frankreich, bei einem Rundumcheck bevor es wieder los geht, sehe ich die Schweißnaht an der neuen Kiste, die hinten drauf montiert ist.. Wieder ist sie gerissen. Ein Strich ist zu sehen. Verdammt.... Dabei hattest Dirk (mein Schwiegersohn) mir noch geraten, wieder zu dem Typen zu fahren und zu reklamieren. Habe ich nicht gemacht, es fehlte an der Zeit und der Mensch vom TÜV hatte mir auch gesagt: "das kann man auch in Marokko schweißen"! Nun hatte ich den Salat. Es wurde mir schon Angst und Bange, das kennt man schon von mir. Ich war mir aber sicher, dass ich das so schnell wie möglich machen lassen wollte. Denn sollte die Kiste hinten abreißen und zur Erde fallen, oder nur an der rechten Seite zur Erde pendeln, kann das Auto mich in eine Ecke ziehen, in die ich nicht will. Außerdem kann sie auch ganz abreißen und ein nachfolgendes Auto fährt hinein. Unter Umständen kommt dabei auch ein Mensch zu Schaden..... ja! das wollte ich auf jeden Fall verhindern! Gabriele meinte noch, ich solle in eine größere Stadt fahren. Aber dort sind die Parkmöglichkeiten miserabel und ich muss vielleicht durch enge Gassen fahren. Habe mir aus dem Sprachtool von Google den Satz in Französisch rausgesucht, wo eine Autowerkstatt ist, die schweißen kann. 3 x wurde ich weitergeschickt. Dann fand ich Herrn Lehmanns Autowerkstatt, durch einen Mann der an seinem Haus den Zaun strich und von mir befragt wurde. Herr Lehmann ging mit zum Auto und wiegte den Kopf hin und her. "Problem"? fragte ich? "No" war die Antwort. Aber es war schon kurz nach 16 Uhr. Es war bald Feierabend. Ich machte ihm klar, dass wir morgen wiederkommen und dann daran arbeiten. Er war einverstanden. Ab 8 Uhr konnten wir kommen. Wir fanden ein schönes Plätzchen, sehr ruhig und still, wo wir erschöpft in den Schlaf fielen. Um Punkt 8 Uhr heute morgen erwachte ich. Oh Gott, so spät schon? Ich raste in die Klamotten und mit den Hunden nach draußen. Gabriele machte einen Kaffee und räumte die Bude auf damit wir fahren konnten. Um 9 Uhr waren wir dann an Herrn Lehmanns Werkstatt. Es war kein Problem mit der Verspätung. Er sagte nur in Gebärdensprache: Fahrrad ab, Kiste leer und abmachen. Dann sauste er wieder in seine Werkstatt und wir konnten beginnen. Nach einer halben Stunde war es so weit, wir hatten mit vereinten Kräften die Kiste leer und die Fahrräder ab. Gabriele staunte nicht schlecht, welche Unmengen an Tüten mit Kleidung und Schuhen aus der Kiste zum Vorschein kamen. Der Boss half mir dann, die Kiste zu Boden zu lassen. Ich hatte die Schlossschrauben auch selbst rausgedreht, hatte ich doch jetzt auch so einen feinen Werkzeugkasten wie Dirk....! Dann fing er an, der Lichtleitung nachzugehen, die zu den hinteren Lichtern führt. Er machte den Deckel der Rücklichter ab und fing an, hinten die Schrauben zu lösen. Ich schaute auch unter das Auto und sah etwas hinten den Verteilerkasten der Stromleitungen. Den zeigte ich ihm und wollte, dass er die Leitungen hier löst. Aber nachdem er die vielen Stromleitungen herausgezogen hatte, machte er mir klar, dass er lieber die Lichter hinten abmachen möchte. Daraufhin rief ich Dirk an und er sagte auch das gleiche, dass er besser den Verteilerkasten nehmen sollte. Aber ich kann ihm doch nicht vorschreiben wo er anfängt.... Dann verlässt mich auch der Mut wenn ein Mensch ganz direkt sagt, dass er das so und so und nicht anders machen will. Also habe ich mich darauf eingelassen. Habe ihm noch gesagt, dass dort ein "petite" Loch ist für die Leitungen. Er winkte ab. Dann band er einen Draht um die 6 Stromleitungen, ließ am Ende der Leitungen ein ca. 1 m langes Drahtende stehen. Wickelte die mit Draht umwickelten Leitungen mit Isolierband ein und hatte jetzt einen langen Draht an dem er die Leitungen durchziehen konnte. Ganz geschickt, wie ich fand. Er machte sich auch Aufschreibungen, welche Farbe zu welchem Punkt geführt werden musste. Dann hatte er das Kabel aus dem Schaft herausgezogen. Er machte mit einem Druckluftschrauber den kompletten Schaft ab, zeigte ihn mir und beschrieb, wie er ihn schweißen wollte. Dann verschwand er in seiner Werkstatt und ich im Womo um erst mal zu frühstücken. Dann dauerte es nicht lange und er klopfte an die Tür. Er hatte ein U-förmiges Stück auf die gesäuberte und geschliffene alte Schweißnaht gelegt und fragte, ob es so ok wäre. Ich nickte. Er verschwand wieder mit dem Schaft in der Werkstatt. Dann kam er heraus und zeigte das Stück, was er angeschweißt hatte. Es sah sehr stabil aus und ich war froh. Er brachte den Schaft wieder an und führte die Stromleitungen da hindurch. Er bekam auch tatsächlich die umwickelten Leitungen mit etwas Zerren und Ziehen durch das "petite" (kleine) Loch, und sah mich triumphierend an. Geschafft. Der schwierige Teil folgte nun. Welche Leitung musste zu welchem Steckteil? Also, ein Elektriker ist er nicht! Das kann Dirk besser! Nach Deckel abmachen der Lampe links konnte er sehen, wie es wiederangeschraubt werden musste. Er hielt ständig die Leitungen an die jeweilige Lampe, um zu sehen, ob sie brennt. Dann knipste er die Steckschuhe ab und zog seine aus der Werkstatt geholten Steckschuhe auf. Er zeigte mir auch, dass eine weiße Leitung kurz vor dem Steckschuh in eine rote Leitung überging (mit Isolierband umwickelt), die weiße Strippe war wohl zu kurz gewesen und wurde mit einer roten verlängert. Aber was soll’s, er fand die richtigen Zuleitungen durch Probieren - und das allein zählt. Die Lampen funzten dann alle.
Um 11:30 Uhr war er fertig. Ich drückte ihn einmal heftig, das musste er sich gefallen lassen - aber er war sichtlich verlegen. Er packte dann mit mir zusammen die Kiste wieder auf und fand auch die Löcher für die Schlossschrauben. Sie sind nicht ganz gerade untergelegt - aber das macht doch sicher nichts? Er zeigte auf das Gestänge und hob den Daumen, fand er wohl gut, die Dinger. Ich suchte im Wörterbuch nach dem Wort "Schwiegersohn" und zeigte es ihm. Nun wusste er auch WER diese Teile gemacht hatte.
Ich packte dann alle Sachen wieder ein. Mit Herrn Lehmanns Hilfe bekam ich die Fahrräder wieder drauf und um 12 Uhr war alles wieder unter Dach und Fach. 3 Stunden dauerte die Prozedur. 75 Euro kostete der Spaß.

Hier ist es warm, jetzt noch 19° draußen um 22:02 Uhr


Hiobsbotschaft aus Pergignan – Marokko ade.....
Leider war mein heutiger Geburtstag (Donnerstag, 20.10.2011) anders als ich ihn mir vorgestellt hatte!!! Wir sind hier in Perpignan auf einem Campingplatz um am kommenden Montag unseren Hannibal in die Klinik (Werkstatt) zu geben. Hat er es doch schwer am Herzen (Getriebeschaden). Gestern Mittag - als ich das Steuer von Gabriele übernahm, merkte ich, dass der 5. Gang dauernd aus dem Gang heraussprang. Außerdem pfiff der Gute in hohen Tonlagen. Dabei hatten wir ihm nicht das hohe A vorgesungen. Als wir dann von der AB abfuhren, machten auch die Gänge 1. und 2.sehr laute Geräusche. Dies alles war in Versance. Wir fanden einen Fiat-Händler, der uns aber nicht weiterhelfen konnte (wir meinen, wollte). Es war auch nur eine kleine Werkstatt. 3 Wochen Dauer meinten man dort. Ne, ne ne. Ich fand dann in dem Fiat-Händler Buch im Auto eine Adresse in Nimes von einem Fiat-Händler. Dort endlich war ein junger Bursche, der ein wenig Englisch konnte, dass man das auch erst "in weiter Ferne" reparieren könnte. Und dann weiß man immer noch nicht, ob man ein Ersatzteil für das alte Auto findet. In Pergignan wäre aber ein größerer Händler, der uns evtl. helfen könnte. Deshalb fuhren wir dann auch hierhin. Immer schön nur im 4. Gang bei höchstens 80 Std./km. Hier sind wir nun. Erst Montag kann man ihn unter die Lupe nehmen und mitteilen, ob etwas zu machen ist. Vergangene Nacht (auf den 21.10) haben wir auf einem Stellplatz auf der AB 9 geschlafen. Aber die Lösung ist das auch nicht. Deshalb haben wir uns entschlossen, auf einen CP zu gehen, ganz gegen unsere Gewohnheit. Hier gibt es auch Mobilheime. Wenn man unserem Hannibal nun "wieder auf die Beine (Räder)" helfen kann, werden wir ein paar Tage in einem Mobilheim auf dem CP verbringen. Denn wir können mit Sicherheit nicht während der Nacht in dem Auto schlafen, wenn er repariert wird.
Was auch schlimm ist, wir können uns kaum verständigen. Fast niemand spricht Englisch und wenn, verstehen wir es kaum. Deutsch ist schon gar nicht an der Tagesordnung. Und wie es der Zufall will, heute stehen wir an der Kasse im Lidl. Die Kassiererin sagt etwas zu uns. Und ich sage auf Französisch, dass ich kein Franz. kann. Da ruft eine Frau aus der Warteschlange uns auf Deutsch zu, was die Kassiererin will. Dann kommt sie auf uns zu und sagt, dass sie Deutsche sei und schon 20 Jahre hier lebt. Wir fragen sie dann alles was wir wissen wollen und sie gibt bereitwillig Auskunft. Wir erzählen von unserem Automissgeschick und sie erklärt sich bereit, uns am Montag bei der Übersetzung zu helfen. Haben wir ein Glück!!!!! Sie fährt auch bis zur nächsten Station, wo wir etwas besorgen wollen, vor uns her. Bei einem weiteren Gespräch erklärt sie uns, dass sie Künstlerin ist und malt. Ich treffe natürlich den Nagel auf den Kopf als ich frage, "ob sie expressionistische Bilder malt"? Das macht sie natürlich ganz Happy, dass ich das schon ahne. Im Moment findet in Perpignan eine Ausstellung von ihren Bildern statt und am Samstag sogar ein Interview mit einem Reporter. Samstag und Sonntag macht sie Führungen durch die Ausstellung. Dazu haben wir uns dann natürlich auch eingeladen. Sonntags kommen nicht so viele Leute, da will sie dann die Führung in Französisch und in Deutsch für uns machen. Wir werden von ihr sogar vom CP abgeholt und wieder zurück gebracht. Ich glaube, wir nehmen ihr ein Fläschchen deutschen Sekt mit. Macht sich sicher gut.
Ja nun warten wir natürlich den Montag voller Ungeduld ab - bzw. üben uns in Geduld. Wir hoffen, dass unsere Reise nicht schon hier zu Ende sein wird. Dann mehr als 500 km im 4. Gang soll man einem 5-Gang-Auto nicht zumuten, las ich im Internet. Es können sogar schon Lager kaputt gegangen sein, was auch noch weitere Kosten verursacht.
Das einzig Schöne ist das Wetter. Den ganzen Tag blauer Himmel. Temperaturen aber nicht so hoch. Ich sitze noch im T-Shirt hier draußen am Womo und schreibe diese Mail. Die Hunde liegen in der Sonne und schlafen. Morgen haben wir den ganzen Tag Zeit und aalen uns in der Sonne. Mit dem Womo werden wir nicht viel fahren, um es zu schonen. Montag ziehen wir dann hoffentlich in ein Mobilheim um.....
Sollte man uns nicht helfen können, muss ich den Schutzbrief in Anspruch nehmen, dass man uns nach Hause holt. Das gibt auch erst mal Aufregung pur. Aber daran will ich noch gar nicht so recht denken.....
Bis bald mal wieder - und ich hoffe, dass der nächste Geburtstag schöner sein wird..... wo immer ich auch bin. Drückt uns die Daumen, dass wir doch noch nach Marokko kommen....... eine etwas trauernde EVA

Heute, Sonntag, 23.10.2011, wurden wir von unserer Lidl-Bekanntschaft am CP abgeholt. Und denkt euch wer es war? Nein, es war nicht das Christkind: es war ZEYNO ARCAN, eine deutsche Künstlerin, studierte Malerin und Tänzerin die seit ca. 20 Jahren zuerst in Paris, heute in Perpignan wohnt und arbeitet, über ein Stipendium die Kunstakademie in Paris besuchte und sehr arbeitsam dort ihre Doktorarbeit schrieb, die von den Professoren als überaus interessant angesehen und mit Höchstnoten bewertet wurde (eigene Aussage).

Zitat aus ihrer Webseite:
Malerei, Mischtechnik
Nacktheit, bei Zeyno Arcan ist es nicht die äußere Form, sondern der Zustand natürlichen Seins. Gleich einer zweiten Haut druckt sie mit hauchdünner Gaze nackte Körper ab. In dichter Schichtung staffelt sie die Gaze, legt sie über Fotografien oder überarbeitet sie im Aquarell. Die Transparenz der Körperabdrücke erinnert an Wasser. Die Künstlerin selbst sagt dazu, dass sie das Äußere der Körperabdrücke so weitet, bis das Ego sich auflöst und die Seele sichtbar wird. Körper in kraftvoll präsenter Haltung, weiblich oder männlich reichen sie weit über die Leinwand hinaus. Ganz im Sinne des Ausdruckstanzes, mit dem sie sich ihrer Arbeit über Mary Wigman intensiv auseinandersetzte, sind es Körper ohne gemachte Haltung, ohne Pose, ohne Attitüde – und mit einem künstlerischen Zitat: der liegende Frauenakt mit geöffnetem Blick auf das weibliche Geschlecht verweist explizit auf den Ursprung der Welt: „L´Origine du monde“ von Gustav Courbet aus dem Jahr 1866 - der im Kontext ihrer Arbeit daran erinnert, dass Innen und Außen nicht zu trennen sind.
Ende des Zitats!

Wir gelangten in einer schmalen Straße an ein Haus, welches uns mit seinem früheren Glanz und Pomp beeindruckte. Von außen war es staubig und nicht sehr ansehnlich, aber von innen, ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus....Hingerissen betrachtete ich die marmornen italienischen Treppen und Säulen, in einer Größe und Farbenpracht, die von den schon beeindruckenden Bildern der Künstlerin (wovon ich nachstehend berichte) stark ablenkten. Das Haus hatte früher einem gewissen Menschen JOB gehört, der mit der Herstellung von Zigarettenpapier zu wahrhaft immensem Reichtum gelangte. Heute gehört das Haus der Stadt Perpignan. Im Inneren des Hauses war ein Innenhof mit mehreren übergroßen Statuen (z.B. einem Jungen mit einer Schalmei), einem Springbrunnen und vielen Glaskuppeln, welche Licht spendeten aber die Wärme absorbierten bzw. in ihren Kuppeln sammelte. Die Treppenaufgänge mit überdimensionalen Gemälden versehen, ich schätze mal 15 x 10 m breit und hoch (den Maler konnte ich nicht ermitteln). Die Bilder zeigten, wie es einmal im Himmel sein wird...... In einem Raum war ein riesengroßer Kamin auf dem eine Büste stand und ein noch größeren Spiegel dahinter. Die Räume waren sicher 10 m hoch. Die Bilder durften auch nicht an der Wand aufgehängt werden. Dort standen rechteckige Stahl-Konstruktionen, an denen die Bilder aufgehängt waren. Alles war pompös und übergroß. Ob man sich darin heimisch fühlen konnte? Also wir fühlen uns in unserem kleinen Wohnmobil sehr wohl und brauchen solchen Luxus nicht. Aber nun zu unserem eigentlichen Besuch dieses Hauses.
Expressionismus (aus Wikipedia):
„Der Schrei“ gilt als das berühmteste Werk des norwegischen Malers Edvard Munch und neben Leonardo da Vincis Mona Lisa und Vincent van Goghs Sonnenblumen als eines der bekanntesten Gemälde weltweit sowie als expressionistisches Meisterwerk.
Es ist schon sehr spannend, von der Künstlerin durch die Ausstellung geführt zu werden, wobei sie auf einer manchmal spirituellen Sichtweise ihre Gefühle beschreibt, durch die sie zum Gestalten eines Bildes inspiriert wurde. Weiterhin hat sie sich mit der Malerin und Tänzerin Claudia Schmidt aus Hannover zusammengetan, wobei z.B. eine der Künstlerin ein Bild inszeniert hat, welches von der anderen weiterentwickelt wurde, wobei aber jede für sich eine andere Stilrichtung hat. Wir haben die Art der Gestaltung und des Ausdrucks der Bilder noch nie gesehen und waren angenehm überrascht. Sie hat verschiedene Stilrichtungen in 3 verschiedenen Epochen wiedergegeben. Thematisiert wurde in ihren Bildern auch die griechische Mythologie, welche sie uns eindrucksvoll mit ihren Gebärden und Auslegungen darstellte.
Natürlich waren einige Bilder in ihren Farben sehr intensiv, aber das ist ja auch ein Ausdruck des Expressionismus, darauf war ich vorbereitet.

Abschließend kann ich sagen:
Zeyno Arcan ist eine sehr liebevolle, hilfsbereite Frau, die viel von sich und ihrem Inneren sowohl in ihren Bildern als auch in ihren Erzählungen preisgibt. Wir gingen nach der Führung in Perpignan mit ihr, ihrer Pflegetochter und einigen Freunden auf den Theaterplatz, um einen gemeinsamen Tee zu trinken, wo sie – zu unserem Erstaunen - sich fundamental öffnete und ihr Leben beschrieb. Aus jedem Desaster was ihr wiederfuhr, ging sie letztendlich stets gestärkt wieder hervor. Die Liebe zum Leben half ihr, sich selbst zu retten und nicht unterzugehen.
Wir kehrten beeindruckt von dieser Frau zurück in unser Wohnmobil und dachten noch lange über ihre Lebensphilosophie nach....

Und Frau Doktor Arcan (in Paris schrieb sie vor 6 Jahren ihre Doktorarbeit) will morgen früh (wahrscheinlich für sie in aller Herrgottsfrühe) mit uns zum Fiat-Händler fahren und uns bei solch profanen Dingen, wie das einer Dolmetscherin, helfen. Dank sei ihr! Na ja, und so eine Frau trifft man nicht alle Tagen bei Lidl an der Kasse..... zurück auf dem Boden der Tatsachen.


Und heute, Montag, 24.10.2011 ist der Tag des Jubelns: wir werden am kommenden Donnerstag unseren Hannibal einer REHA zuführen. Er kann und wird wieder hergestellt. Die Kosten sind unseres Erachtens moderat: geschätzte 900 Euro. Man hatte uns unterwegs in Werkstätten schon Kosten zwischen 2000 und 6000 Euro „um die Ohren gehauen“. Jetzt liegt ein Kostenvoranschlag vor. Ein Zahnrad hat sich herausgedreht und packt nicht mehr wie es soll. Dies soll eine Fiat-Krankheit sein... Hans EU hat im Forum einen Bericht eingestellt, bei dem dieser Schaden nach 20.000 km erneut auftrat. Das wollen wir aber nun wirklich nicht hoffen!!!!

Unsere „Dolmetscherin“ machte ihre Sache sehr gut. Sie fuhr hinter uns her, denn den Fiat-Händler kannte sie auch nicht. Dort angekommen, erfragte sie alle für uns wichtigen Dinge. Telefonnummern wurden ausgetauscht. Unser Womo musste also den ganzen Tag dort bleiben. Er sollte irgendwann im Laufe des Tages angesehen werden. Wann das sein sollte, konnte man uns nicht sagen. Man wollte anrufen und Bescheid sagen. So war Zeyno so lieb, und nahm uns vier, 2 Hunde und zwei Menschen in ihrem winzigen Corsa mit zu sich nach Hause. Nein, auf dem Werkstatt-Gelände sollten wir nicht bleiben. Es sah witzig aus, unsere große Lisa schaute hinten aus dem Rückfenster heraus. Bis zur Brust war sie sehr gut zu sehen, da sie ja ein großer Hund ist. Und die kleinere Emma quetschte sich geduldig daneben. Im Auto hat Emma – sonst eine wilde Hummel und fast durch nichts zu erschüttern (außer Donnern und Knallen) - großen Respekt vor Lisa, da sie in jungen Jahren von dem älteren Hund ganz schön „untergebuttert“ wurde, wenn es darum ging, wer hier ins Auto darf und wer nicht. Aber stoisch lässt sich Lisa heute darauf ein, dass auch Emma mitfahren kann. Aber niemals ein anderer Hund!!!
Die Wohnung von Zeyno – einer Künstlerin angemessen.... Liebevolle Details am und im Haus die das alles gemütlich und fast schon urwüchsig erscheinen ließen. Bilder in ihrem Atelier, die ein Normalbürger einmal wegen der Größe und auch wegen der abgebildeten „Körper“ nicht ins Wohnzimmer hängen würde.
Ein sehr großer Kamin (mit viel Brennholz vor der Tür) schmückte den Küchenteil. Ein großer Spiegel stand an der Wand mit einem sehr alten Rahmen: es fehlt halt ein Mann, der ihn aufhängen kann, besser noch 2 Männer, da einer allein ihn nicht heben kann. Aber dieser ist bereits in Sicht.....
Die Koordinaten von Zeynos Wohnung: stehen in unserem Reisetagebuch (25.10.2011), werden hier aber nicht niedergeschrieben!!!

Eine dreibeinige Perserkatze strolchte durch die winzige Wohnung und eine „normale“ Katze (mit 4 Beinen). Unsere beiden Hunde mussten deshalb auch draußen bleiben, was bei dem heutigen Wind ganz schön unangenehm war. Natürlich haben die Katzen Hausrecht und somit ein Recht auf eine warme Wohnung.
Im Nachbarhaus war also ihr Atelier. Auch hier war der Charakter einer Ausstellung zu spüren. Riesige Bilder hingen an den Wänden. Und zu jedem gab es auch wieder eine Geschichte, die die Künstlerin zu diesem Thema animierte. Das alte Gemäuer des Hauses – nicht durch Putz verdeckt - wurde in den Innenräumen hervorgehoben. Alles passte wiederum zu den Bildern. Die Struktur der Steine, mit den Lehmgebinden dazwischen, hob das Altertümliche bestens hervor. Hier tummeln sich in den Sommermonaten die Akteure, die der Künstlerin bereitwillig ihre Nacktheit zum Porträtieren anbieten – aber ohne pornografisch zu sein. Es kommt natürlich auf die Sichtweise des Betrachters an. Ein Mütterchen aus Schongau (bitte, nichts gegen den Ort!) sieht das halt anders als ein Staranwalt aus Paris.
Zu Mittag wurde ein Salat mit einem interessanten Dressing angeboten. Bereits fertig gebratene Hähnchenteile gab es dabei. Und Nudeln, die im Hähnchensud einen köstlichen Geschmack annahmen. Gabriele machte einen Obstsalat zum Nachtisch. Es war alles lecker - und die Gespräche bei Tisch sehr informativ.

Gegen 15:30 Uhr rief dann die Werkstatt an und gab oben bereits beschriebenen Bericht zum Besten. Nun aber flugs ins Auto und ab die Post zur Werkstatt. Wir konnten es fast nicht glauben, dass das alles für den genannten Preis gemacht werden sollte. Hatten wir doch andere Summen im Kopf. Allerdings behielt sich der Werkstattmensch vor, dass die Rechnung evtl. doch größer ausfallen könnte, falls bei der Reparatur unerwartete Schwierigkeiten auftreten würden, wie Abreißen von Schrauben und dgl. Dann würde sich die Arbeitszeit verlängern. 400 Euro mussten wir anzahlen, damit die Ersatzteile bestellt werden können.
Die Koordinaten von der Werkstatt in Perpignan: N 42°40’20“ E 2°53’35“

Und so sitzen wir heute am Abend wieder in unserem Womo auf dem CP. Gabriele schläft bereits, anstrengend war es natürlich!!! Ein aufregender Tag geht zu Ende. Wir sind glücklich, dankbar und geschafft. Die Koordinaten vom CP in Perpignan, auf der D 1 „Route de Pompas“: N 42°43’46“ E 2°55’19“

Aber es ist immer wieder beeindruckend, wie uns geholfen wird, von fremden Menschen...... Das müssen wir doch irgendwie weitergeben..... Was wir auch in der Vergangenheit bereits öfter praktizierten (aber darüber sprechen wir natürlich nicht)!
Solch eine Kettenreaktion von Hilfeleistung wünsche ich jedem Leser und auch die Weitergabe solcher Maßnahmen.....

Im Internet kann man über Zeyno Arcan (der Vater ist Türke und die Mutter kommt aus Pommern) viel Interessantes lesen. Einfach den Namen ohne Länderkennung eingeben und es kommen Beschreibungen teils in Deutscher – teils in Französischer Berichterstattung

Fortsetzung folgt

Gruß Hannibal alias Eva-Maria


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