k28
Meine Stromboli-Nächte liegen auch schon lange zurück: August 1996 + August 1998. Wir sind auch alleine und ohne Führer raufgegangen, das erste Mal 4 Erwachsene + 4 Kinder von 6 bis 12 Jahren.
Oben, also so etwa 150m Luftlinie vom damaligen Ausbruchskrater und knapp 100hm drüber waren so runde Steinkreise, die Generationen von Stromboliwanderern vorher aufgeschichtet hatten, wir nahmen den vorletzten, also am zweitdichtest gelegenen in Beschlag. Kamen ca 21h oben an, es war eine Vollmondnacht mit klarer Sicht übers Meer, unten sah man die Blitzlichter von den Ausflugsbooten wenn ein Ausbruch war - und da war alle 10min. ca. einer. Geschlafen haben wir nicht, als es gegen halb sechs hell wurde, sind wir wieder runter und haben uns die Asche im warmen Meer am schwarzen Strand aus den Haaren gespült. Am Mittag dann in Vulcano ein Schlammbad genommen und über die Straße rüber im natürlichen Whirlpool, entstanden durch die vielen Fumarolen am Meeresgrund, wieder abgewaschen.
Das war die intensivste Nacht meines Lebens, unvergessen, so nah und dicht an der wahren Natur der Erde.
Im September 1996 kamen genau in diesem Steinkreis zwei Leute um, als der Vulkan nicht nur Asche und kleine Schlackebröckchen spuckte, sondern richtige Lavabrocken.
Im August 1998 waren die Steinkreise zerstört und wir sind nur ein paar Stunden oben geblieben, die Sicht war nicht gut, es war sehr neblig. Dann sind wir mit den Stirnlampen wieder abgestiegen. Da hatten wir in einer Pension ein Zimmer, andernfalls hätten wir halt in den Schlafsäcken am Strand übernachtet, warm genug war es ja.
Die Führer, die mit Horden von Menschen am späten Abend jeweils hinaufgekommen sind, hatten uns zwar angemault, aber unsere Italienischkenntnisse beschränkten sich damals auf das, was wir auf die Pizza wollten und so haben wir uns nicht angesprochen gefühlt.
Soweit ich weiss, DARF man mittlerweile gar nicht mehr ohne Führer rauf. Warum auch - wo es doch gilt, was zu verdienen. Zugegeben, war das vielleicht schon riskant was wir gemacht haben, aber wir waren auch nicht allein. Aber die Natur ist halt unberechenbar und der Vulkan auch.
Aber dieses Erlebnis kann einem keiner mehr nehmen und auch meine Kinder erinnern sich noch in aller Deutlichkeit daran und sind um das Erlebte froh.
Die Führungen rauf sind meiner Meinung nach brutal. Da wird alles hochgeschleppt, egal ob in Wander- oder Turnschuhen, egal, ob die Leute das konditionell packen oder auf der Hälfte umkehren, es ist ja kein Spaziergang, sondern es gilt 900 Höhenmeter zu überwinden, wobei ein Viertel der Strecke im Sand verläuft, das heisst, von dem einen Schritt den man nach oben tut, rutscht man fast die Hälfte wieder ab. Das strengt schon an und wir haben etliche Leute gesehen, die kurz vorm Kollaps waren. Ob man da was davon hat - sei dahingestellt. Da hat man dann als Erinnerung wohl nur die große Mühe.
Der langen Rede gar kein Sinn:
Tolle Inseln, jede ein eigener Charakter, aber kein Wohnmobilurlaub.
