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Live aus dem Gailtal - Jahreswechsel 2009/2010

Verfasst: Di 29. Dez 2009, 21:32
von Ulrike M.
Hallo,
Isa (Lira) ist mir Vorbild und ich werde versuchen, diesmal einen Reisebericht quasi „live“ zu schreiben. Bitte messt mich nicht an ihr, weil an sie komme ich nicht heran! ;)

29. Dezember 2009

Unsere Entscheidung, den Jahreswechsel hier auf dem Campingplatz Schluga bei Hermagor im Kärntner Gailtal westlich von Villach zu verbringen, fiel Mitte September. Ein Wunschstellplatz war frei, der Platz wurde angezahlt und bestätigt. Ende November wurden wir dann gefragt, ob es möglich wäre, auf einen anderen Stellplatz zu wechseln. Ja, das war es, allerdings mussten wir da noch das Problem der Wasserversorgung lösen. Hier gibt es nämlich ein paar Winterbrunnen, nur haben wir keine Lust, unseren Wasserbedarf mit der Gießkanne zu holen. Also kauften wir heute hier im Baumarkt einen zusätzlichen 20-Meter-Schlauch mit Gardena-Kupplung, der zusammen mit dem bereits vorhandenen Schlauch die stattliche Länge von 40 m ergibt und so die Entfernung zum Sanitärgebäude locker überbrückt. Abwasser gibt es auch im Winter auf dem Stellplatz, Strom natürlich auch. WLAN war hier in dieser Platzecke immer schlecht, aber wir haben ja unseren eigenen Stick mit.

Die Fahrt hierher war problemlos und in ca. 2,5 Stunden absolviert - was war das doch in unserer kindheit für eine Tortur! Der Großteil des Weges ist Autobahn, nur die letzten 30 km sind Landesstraße. Die Straße war trocken, es gab auf der Pack, einem etwa 1000 m hohen Pass westlich von Graz, tolle Wolkenformationen, dann dicken Nebel, ab Villach kämpfte sich die Sonne wieder durch und im Gailtal begleitete uns wunderschöner Raureif.

Dann an der Rezeption das übliche Procedere, nur als die junge Dame uns erklärte, dass es von 8-10 Uhr frische Brötchen gäbe, musste ich erwidern, ich konnte einfach nicht anders: „Ich hoffe, es gibt auch Semmeln, so heißt das nämlich bei uns in Österreich.“ Ihr Blick zeugte von etwas Verständnislosigkeit.

Ich mag es nicht, wenn man vor lauter Tourismus auf die eigenen Wurzeln vergisst.

Auf dem Platz stehen viele Italiener, sie sind sehr unauffällig, was man von der Weihnachtsdekoration nicht behaupten kann. Da werden Wohnwägen, Wohnmobile und Vorzelte mit Unmengen von Lichterketten dekoriert, die in allen Farben und Geschwindigkeiten blinken.

Dann ging es ans Einkaufen nach Hermagor, was wir mit dem Zweitauto, das wir mitgenommen haben, erledigten. Na ja, nicht ganz: Als Roland das Chili con carne zubereiten wollte, merkte er, dass wir auf das Öl vergessen hatten. Also nochmals ab zum BILLA und ein Öl gekauft…

Was wir sonst noch vergessen haben, kaufen wir morgen. :D

Beste Grüße,
Uli

Re: Live aus dem Gailtal - Jahreswechsel 2009/2010

Verfasst: Mi 30. Dez 2009, 15:13
von Biggi & Reinhard
Hallo Uli,
Danke für den schönen Reisebericht,haste gut gemacht könnte ich nicht besser machen :good: :drinks:
Wünsche euch einen schönen Aufenthalt und einen guten Rutsch ins neue Jahr

LG. Reinhard

Re: Live aus dem Gailtal - Jahreswechsel 2009/2010

Verfasst: Mi 30. Dez 2009, 15:49
von Anne42
schön, das du einen live Bericht schreibst, gibt es auch noch Fotos? Schöne Tage noch und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Re: Live aus dem Gailtal - Jahreswechsel 2009/2010

Verfasst: Mi 30. Dez 2009, 15:53
von Aramis
Hallo Uli, weiter so. Vielleicht kannst du uns mal Bilder reinstellen vom
Camping Schluga im Winter, ich glaube das reizt mich auch mal.

LG Gabi

Re: Live aus dem Gailtal - Jahreswechsel 2009/2010

Verfasst: Mi 30. Dez 2009, 17:10
von mirazu
Hallo Uli, schön, dass Du uns auch mit einem Live-Bericht erfreust.
Vom Camping Schluga habe ich mal einen Bericht im TV gesehen, der machte einen sehr guten Eindruck.
Ich wünsche Euch einen schönen Jahreswechsel
und freue mich auf weitere Berichte und Fotos
liebe Grüße
mirazu

Re: Live aus dem Gailtal - Jahreswechsel 2009/2010

Verfasst: Mi 30. Dez 2009, 20:09
von Ulrike M.
Hallo,

Allem voran: Ich werde auch Bilder nachliefern, allerdings, wenn wir ein paar mehr haben. Das ist dann einfacher.

Und nun zum heutigen Tag:

30. Dezember 2009

Mist! Wieder einmal werde ich nachts mit migräneartigen Kopfschmerzen munter! Stress kann diesmal wohl nicht die Ursache sein, wird wohl der kommende Wetterwechsel seine Vorboten schicken. Eine Tablette lässt mich wieder schlafen, morgens ist es dann durchaus wieder erträglich. Kurz vor 8 Uhr mache ich mich auf den Weg zum Laden, der außerhalb der Saison ein kleines Sortiment an Nötigstem führt: Brot und Gebäck, Milch, Eier, Marmelade. Ich kaufe Semmeln, ein Kornweckerl, das sich später leider als zäh entpuppt, und Croissants. Einem gemütlichen Frühstück steht nun somit nichts im Wege.

Dann fahren Roland und ich abermals nach Hermagor zum Einkaufen. Bei BILLA ist die Hölle los, bei SPAR nicht viel besser. Immerhin kaufen wir nun für die nächsten Tage ein. Dann noch einen kurzen Halt beim Fleischhauer und im Zeitschriftenladen – nach eineinhalb Stunden haben wir diesen wichtigen Teil des Tagesprogramms geschafft.

Nun, was werden wir heute machen? Die Berge sind dick in Wolken und Nebel verpackt, Museen haben um diese Jahreszeit leider geschlossen. Im Sommer gäbe es hier unendlich viel zu tun, aber jetzt? Skifahren wollen wir bei dieser Sicht nicht, Eislaufen auf den Seen ist unmöglich, einen einsamen Eisläufer sahen wir auf einem vereisen Feld laufen.

Tarvis, Kanaltal, das wäre doch was! Und so bummeln wir langsam auf Nebenstraßen nach Tarvis und dann weiter auf der Staatsstraße. Tarvis selbst hat außer Einkaufsläden ja nicht viel zu bieten, die Seilbahn auf den Luschariberg, den Monte Lussari, wie er offiziell natürlich heißt, wollen wir bei guter Aussicht nehmen. Da soll man ja in die Julischen Alpen sehen, das muss sehr schön sen. Also fahren wir weiter, machen in Ugovizza einen kleinen Abstecher ins Dorf. Hier hatte im August 2003 ein enormes Unwetter über Stunden gewütet und den kleinen Bach in eine riesige Mure verwandelt, die sogar den Kirchturm in den Bach gespült hatte. Inzwischen ist der Wiederaufbau beendet, sieht man von einigen Schutzbauten ab, die fast fertig sind.

Weiter geht es durch das enge Tal der Fella bis Pontebba. Hier war bis zum Ersten Weltkrieg die Grenze zwischen Österreich und Italien, hier findet man an der Brücke noch alte Grenzsteine mit eigentümlichen Längenmaßen.

Es sieht aus, als würde es gleich regnen. So kehren wir wieder um und versuchen noch in Tarvis Nudeln zu kaufen, die es bei uns in Österreich nicht gibt – doch alle Läden und Supermärkte haben Mittagspause.

Ein kleiner Umweg führt uns über Villach nach Bad Bleiberg. Hier gibt es neben einem Thermalbad auch ein Schaubergwerk, das natürlich im Winter geschlossen hat.

Um 15 Uhr erreichen wir das heimatliche WoMo. Ein Keks, ein Fruchtsaft, ein Tee – das muss reichen, denn wir wollen schon um 17 Uhr zum Essen ins Restaurant auf dem Campingplatz. „Monarchie“ heißt das von einem Ungarn geführte Lokal, es bietet einige typische ungarische und altösterreichische Speisen. Wir entscheiden uns für einen Grillteller: Das Fleisch ist gut, die Kartoffel dazu sind es auch. So kann man auch den Regen (fast) vergessen, der in der Zwischenzeit immer wieder vom Himmel prasselt. Winterstimmung kommt halt keine auf.

So haben wir auch keine Lust, bei strömendem Regen dem Perchtenlauf beizuwohnen, der durch das Dörfchen geht. Aber während ich diese Zeilen schreibe, höre ich die dröhnenden Kuhglocken der Perchten…

Beste Grüße,
Uli

Re: Live aus dem Gailtal - Jahreswechsel 2009/2010

Verfasst: Mi 30. Dez 2009, 20:14
von Lira
Hallihallo und Servus Ulrike,

seeehr schön, wie Du die Stimmung beschreibst - und überhaupt. Bin echt begeistert. Du bringst die Stimmung sehr schön rum.
Ihr haltet euch auch in einer sehr interessanten Gegend auf.
Wenn Bilder kommen - heieiei, dann wirds wirklich recht Klasse!!
Guten Appetit, bei uns gibt es auch grad was ...

Re: Live aus dem Gailtal - Jahreswechsel 2009/2010

Verfasst: Do 31. Dez 2009, 15:14
von Gitte
Hallo Uli,

sehr schön dein Bericht, ich kenne den Schluga auch vom Fernsehen. Die Familie machte damals ja ein riesiges Spektakel mit.

Ich freue mich auch auf weitere Berichte und wünsche euch einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Ich mußte gestern auch zu 3 Lidl bis ich meinen Baconschinken bekommen habe. Die Läden sind ganz schön ausverkauft.

Re: Live aus dem Gailtal - Jahreswechsel 2009/2010

Verfasst: Fr 1. Jan 2010, 14:55
von matsches
Hallo Uli!
Dein Reisebericht ist doch super und ich kann mir alles sehr bildlich vorstellen. Ich finde es toll wenn man so schön schreiben kann. Danke und mache bitte weiter so!!!
Gruß Martina

Re: Live aus dem Gailtal - Jahreswechsel 2009/2010

Verfasst: Fr 1. Jan 2010, 16:39
von Ulrike M.
Hallo,

erstmals ein herzliches Danke für die Wünsche, die auch in diesem Thread an uns ergangen sind! Wir erwidern sie von Herzen!

Nachdem es von gestern ja nicht so viel Berichtenswertes gab, habe ich heute zwei Tage zusammengefasst.

31. Dezember 2009

Nebelschwaden im Tal, ein wenig Sonne auf den Berggipfeln – so beginnt der Tag. Und die Straße, die ich auf dem Campingplatz zum Einkaufen der Semmeln nehmen muss, ist spiegelglatt, aber sie wird gerade mit frischem Schotter bestreut. Am Vormittag wird mit dem neuen Schlauch Frischwasser gebunkert und das Abwasser entsorgt, wir besuchen die Ziegen, Hängebauchschweine, Kaninchen und Ponys im Kleintiergehege und kommen drauf, dass unsere Nachbarn hier am Campingplatz in Graz zwei Straßen weiter wohnen - so klein ist die Welt.

Der Nachmittag wird verbummelt, die Nacht wird ja noch lang. Abends gibt es Käsefondue, mit süßem Nichtstun ist Mitternacht bald erreicht. Als Animation wird hier zu Silvester angeboten: Fackelwanderrung, dann großes Lagerfeuer mit Glühwein und Kinderpunsch und Feuerwerk um Mitternacht. Wir bevorzugen allerdings „unsere“ Variante des Jahreswechsels: Roland öffnet rechtzeitig den von uns in Frankreich beim Produzenten selbst gebunkerten Champagner, im Radio, das erst kurz vor Mitternacht eingeschaltet wird, werden die Sekunden heruntergezählt, dann ertönt die Pummerin, die Glocke vom Wiener Stephansdom – so muss das neue Jahr beginnen! Und da stoßen auch Papa und Roland an auf das neue Jahr, auf dass es ein gutes werden möge. Und dann geht das eherne Tönen der Glocke über in den Donauwalzer, auch das ist ein Muss! Und währenddessen sehen wir vom WoMo aus dem Feuerwerk zu, diesmal sieht man allerdings vor lauter Nebel fast nichts, aber das Krachen von rundum ist deutlich zu vernehmen. Müde fallen wir um 1.30 Uhr in unsere Betten.

1. Jänner 2009

Neujahrstag – um 8 Uhr schläft fast alles. Ich hole in aller Ruhe die Semmeln, lasse dann meine beiden Männer bis 9 Uhr schlafen, dann gibt es ein üppiges Frühstück. Ein Blick in den Wetterbericht sagt uns, dass man sich heute durchaus wegzufahren trauen kann. So geht es nach einem kurzen Fotostopp in Hermagor nach Kötschach-Mauthen, wo das Museum zum Ersten Weltkrieg im Rathaus im Winter geschlossen hat. Das verrostete Gerippe eines Bootes aus der Zeit und die Versteinerung eines Kopffüßlers – etwa 40 cm lang – erregen unsere Aufmerksamkeit.

Wohin soll es weitergehen? Von den vier Möglichkeiten entscheiden wir uns für die Fahrt über den Plöckenpass nach Italien. Auch auf dem Pass gibt es wenig Schnee, die Straße ist allenfalls nass. Über Tolmezzo geht es wieder ins Kanaltal und wie schon vor zwei Tagen wieder auf der Staatsstraße „nach Hause“ zum WoMo. Was uns diesmal ganz besonders auffällt, sind die vielen, vielen verfallenen Gebäude auf italienischer Seite. Sie wirken bei diesem nebelig-trüben Wetter besonders trist. Warum wurden die Häuser aufgegeben, warum überlässt man sie einfach dem Verfall? Fragen über Fragen…

Beste Grüße,
Uli