ich wollte es bald nicht glauben, unser Fahrzeug ist nicht mehr wieder zu erkennen, - aber alles der Reihe nach.
Nachdem ich meine hin und wieder aufkeimende Wut über die völlig unterdimensionierte Federung der Vorderachse des Fiat X 250/251 bei den VI´s von Hymer seit knapp 2 Jahren immer mal wieder Luft verschaffe, ist
"der Drops ist jetzt gelutscht".
Am Freitag hatten wir einen Termin in der neuen Goldschmitt-Zweigstelle in Polch, in der Nähe von Koblenz. Diese Niederlassung ist für den mittel- und norddeutschen Raum mit vertretbarem Aufwand zu erreichen.
Da unsere Problemachse die vordere ist, haben wir uns für den Einbau der relativ neu entwickelten Luftfederbeine für die VA entschieden, nicht zuletzt auch aus Kostengründen. Mit der Alko-Hinterachse sind wir soweit bestens zufrieden.
Da ich von Natur aus ein alter Skeptiker bin, hat sich Herr Z., der Geschäftsführer, immer wieder geduldig meine Fragen, Zweifel und auch Ideen zur Achsgeometrie anhören müssen und mich zielsicher beraten. Die Spurverbreiterungen wurden also auch eingebaut, alle Zweifel sollten sich später als überflüssig erweisen. Das Team hat selbstsicher mein begleitendes Interesse am Einbau geschultert und aufkommende Fragen beantwortet, einen herzlichen Dank für diesen besonderen Service, der nicht überall selbstverständlich ist.
Am Nachmittag war das Fahrzeug fertig, TÜV abgenommen, und die Probefahrt ging los. Nach 30 Sekunden und dem ersten Gullideckel wich mir mein Grinsen (bis zu den Ohren

1. Unser "neues" Fahrzeug fährt spontan dahin, wohin ich es lenke und ---
2. ohne sich erstmal gemütlich mit dem Aufbau auf die Seite zu legen und zu "überlegen", ob es auch dahin will (=geringe Wank- und Aufschaukelneigung).
3. Auf der Autobahn nach Hause macht sich die Fahrstabilität beim Überholen von LKW deutlich bemerkbar, ebenfalls war die Neigung des Ausscherens auf eingefahrenen Fahrspuren so gut wie weg. Die Spurverbreiterung auf annähernd Hinterachsniveau, war hier sicher förderlich.
4. Die Seitenwindanfälligkeit ist zu einer vernachlässigbaren Größe geschrumpft. Wir hatten ein sehr böiges und annähernd stürmisches Wetter (~6-7 Beaufort) und ich drehte das Lenkrad gegen den Seitenwind und hielt es in nahezu einer Stellung fest, die Fuhre lief unbeirrt geradeaus. Vor dem Einbau war das ein unzumutbares rum-ge-eiere; und ich weiß wovon ich rede, da ich auf See den Böen-Einfall vorher sehen und einschätzen kann, auf der Straße bleibt es mangels zuverlässiger Bezugspunkte eine Lotterie.
5. Der meditationsfördernde Innengeräuschpegel ist eine Wohltat. Ein Wahnsinn, wie uns das Geknalle der alten Federbeine an die Nerven gegangen ist. Auch schlechte Wegstrecken werden zum Genuss. Ich bin beim Fahren nun wirklich geräuschempfindlich; was sich da alles an Geschäpper, Geknartze und Gejibbel inzwischen erledigt hat, ist wirklich ein Zugewinn an Lebensqualität.
6. Von den lustvollen Vorteilen eines gefühlt waagerecht stehenden Fahrzeugs (zuvor 13 cm Differenz VA/HA), ohne ständige Keilnutzung, mit spontan abfließendem Wasser in der Küche und Dusche und angenehm schließender Kühlschranktür sowie Schubladennutzung will ich hier gar nicht reden. Auch wenn ich "nur" die VA umrüsten lassen habe, freue ich mich auf die Möglichkeiten der Einstellungen (durch Hoch- oder Runterfahren der VA an schiefen Ebenen). Für meinen Hecküberstand von nicht ganz 2 m bedeutet das, dass aus der Mittelstellung (Normal-Fahrstellung der VA) eine Veränderung der Bodenfreiheit in Höhe der unteren Rahmenverlängerung im Heck von ca. plus bzw. minus 4 cm erreicht wird. Nun bin ich gerade zu müde um das Delta in der Veränderung des Böschungswinkels anzugeben.
Nie werde ich das souveräne Statement von Herrn Z. vergessen, als ich schon restlos glücklich war: "Warten sie erstmal ab, wenn sie die Alkoachse auf Luftfeder umgerüstet haben"! Ein leichtes wissenendes, tiefgründiges Lächeln kam mir entgegen. Gemeint war die Option auf eine Vollluftfeder oder vielleicht besser eine "2 + 2 Lösung". So werden Visionen geboren!
Nachdem ich den Artikel in einem der beiden "Reisemobil-Bravos" mit dem Vergleich Originalfeder kontra Luftfeder gelesen hatte und nach eigenem Verständnis der dargestellten Messergebnisse keinen gravierenden Unterschied erkennen konnte, interessierte ich mich für jeden Bericht derer, die bereits umgebaut hatten. Alle Berichte kamen zwar zu der Quintessens "Nie wieder ohne Luftfeder" und waren in ihrer Darstellung meistens nüchtern und objektiv. Ich will heute zusätzlich die Leidenschaft in den Vordergrund stellen, die mein (unser) "Leiden abgeschafft hat". Das neue Fahrgefühl ist abseits von Messwerten ein Meilenstein der Fahrwerkskunst.
Wir genießen zunächst einmal das neue Reisen und sind gespannt, wann wir reif für die Visionen sind.
Gruß Mobilfred nebst Gattin