Benoir erzählt mir, dass er in einer Rucksackunterkunft die Nacht verbracht hätte, rund 20km von hier entfernt, er sei hierher gelaufen. Tüchtig, tüchtig. Ich biete ihm Tee an und Kekse, die ich noch dabei habe, so als eiserne Ration quasi, dies wird dankbarst angenommen, er hat an Proviant nichts dabei. Die Busfahrt wird wieder „verschärft“ rumpelig, immer noch schlechte Sicht, immer wieder Regen.
Nochmaliger Zwischenstopp am größten Krater, in dem sich ein See befindet.
406- Schön angelegter Weg.JPG
407- Bis zum Kratersee.JPG
Mein Sitznachbar wird ganz wuschig, als er erfährt, dass ich mit dem Camper auf dem Campingplatz stehe und er nicht weiss, wo er die Nacht zubringen soll. Ich überlege hin und her – soll ich den jungen Mann beherbergen, uns Pasta kochen und den Abend mit ihm verbringen, damit er nur zum Schlafen in sein Zelt muss? Ich kann mich nicht allen Ernstes dazu durchringen, habe eigentlich keine Lust, den Abend in Englischer Konversation zuzubringen und womöglich meinen sehr begrenzten Weinbestand zu teilen. Bin ich schon so ein Eigenbrötler geworden? Erschreckend – oder ist es doch nur Selbstschutz? Wir verabschieden uns an der Tankstelle – er wollte dort erst mal was essen und dann zusehen, wo er unterkäme. Später denke ich mir, habe ich mich wirklich doof verhalten, was wäre dabei gewesen, ihn noch zwei, drei Stunden im Kästchen aufwärmen zu lassen und ihn ein wenig zu bewirten. Blöd. Es war trotzdem ein ganz netter Tag, aus dem schlechten Wetter doch was gemacht. Na, geht doch. Tut mir leid, Benoir, sorry. Ich tu es nie wieder - bin nie mehr so abweisend, versprochen!
Sonntag, 26. Juli 2015
Der nächste Morgen schaut gleich wieder besser aus. Es wäre wirklich besser gewesen, ich hätte den Regen- und Nebeltag irgendwie abgesessen und wäre heute ins Hochland gefahren. Wäre-hätte, HAB aber nicht. Ich geh mal am Camping zum Duschen, danach Kästchen versorgen, ins Dorf fahren. Der Lebensmittelladen ist geöffnet, ich kaufe bissi was ein, was so nötig ist. Es gibt nur abgepacktes Brot, ich wähle eines, das wie Vollkornbrot ausschaut, schaue mir noch schnell den Wasserfall an, den man von der Ringstraße auch sehen kann und fahre weiter in östlicher Richtung.
408- Wasserfall bei Kirkjubaer.JPG
Nach Skaftafell will ich. Unterwegs halte ich an einem Parkplatz an und schaue ein wenig herum. Ein Kleinwagen, vollgestopft mit allerlei Gepäckstücken, hält auch, ein Paar springt heraus, besieht sich die Informationstafel und zwei junge Männer, mit Rucksäcken bepackt, treten auf die zwei zu. Kurzes Gespräch, dann kommen die jungen Männer zu mir. Es sind – Franzosen – richtig – solche, die Englisch sprechen. Warum hab ich hier in Island eigentlich nur mit Franzosen zu tun? Die beiden sehen ziemlich abgerissen aus, trotz der hervorkommenden Sonne ist es saukalt, immerhin erst 5Grad. Ob ich sie mitnehmen könnte. Kann ich eigentlich ja nicht, Kästchen ist ja nur für 2 Personen zugelassen. Aber hatte ich mir nicht vorgenommen, das nächste Mal mehr Menschenfreundlichkeit walten zu lassen?
Die beiden erzählen mir, dass sie die Nacht neben der Ringstraße zugebracht hätten, die wenigen Fahrzeuge, die vorbeigekommen waren, hätten sie mit Daumen nach oben anhalten mögen, aber hier in der Pampa hätte keiner angehalten, auch der Pkw eben sei schon rappelvoll, sie kämen da mit dem Gepäck nicht unter. Ich erkläre ihnen, dass ich nach Skaftafell wolle, das sei nicht weit, aber von dort aus könnten sie evtl. weiterkommen, dort gäbe es auch eine Bushaltestelle. Gut, übermorgen ginge ihr Flieger, sie wollten irgendwie Richtung Reykjavik kommen und den letzten Tag noch dort in der Hauptstadt zubringen und dann mit dem Bus zum Flugplatz fahren. So weit so gut. Meine guten Vorsätze kann ich nun in die Tat umsetzen. Ich koche den beiden Kaffee und haue ihnen paar Eier in die Pfanne, das gekaufte Brot gibt es dazu und Käse und Butter, sie essen und trinken mit großem Appetit, ein Liter Tee geht auch noch drauf, dann fahren wir halt mal los. Fritzi wurde kurzerhand aufs Bett hinten gesetzt, der eine Junge sitzt am Beifahrersitz, der andere auf der Dinette, sie genießen sichtlich die Wärme und die warmen Getränke. So. Habe ich hoffentlich meine gute Tat für heute vollbracht. Sie sind begeistert, sie wollen daheim erzählen, was es für freundliche deutsche Camper gäbe, sie können sich nicht vorstellen, dass ihnen sowas in Frankreich widerfahren wäre, die Franzosen seien soviel engstirniger und weniger aufgeschlossen. Na, da schau her, ich staune. Ob das der „französische Charme“ ist, einem Honig ums Maul zu schmieren?
410- Reste einer Brücke, dievon den Wassermassen des Gletschers beim Vulkanausbruch weggeschwemmt wurde.JPG
409- Gletscherzunge.JPG