Mobile Freiheit

Am Besucherzentrum in Skaftafell angetroffen, finde ich erst mal keinen Parkplatz fürs Kästchen, die beiden Kerle steigen aus, dankeschön, war ganz toll, bitteschön, habt eine gute Tour und ein gutes Leben und kommt gut heim. Etwas weiter entfernt bringe ich Kästchen doch noch unter und marschiere mal zum Besucherzentrum dort. Es ist allerhand los, es werden geführte Gletschertouren verkauft und offensichtlich auch gut angenommen, es gibt einen ca. 2km langen Weg zur Gletscherzunge des Skaftafellsjökull, einem Teil des Oræfajökull, den ich mal entlang gehe. Das Wetter ist nun richtig schön geworden, die Sonne strahlt mit Kraft, aber der Gletscher verbreitet doch Kälte, klar. Richtig hin bis zur Gletscherzunge kann man nicht, da ist Wasser davor, macht ja nichts, bei dem schönen Wetter ist mir fürwahr nicht nach Gletscher. Ich gehe also zurück. Nachdem ich so schön am Rand des Parkplatzes stehe, bietet es sich an, das Stühlchen rauszuholen und was zu vespern, bissi Reiseführer zu studieren, Sonne zu genießen.
So vertrödle ich den Nachmittag, gegen 16h mache ich mich dann mal auf, den Svartifoss, den schwarzen Wasserfall aufzusuchen, es geht natürlich bergauf, klar – und ich mache einen Rundkurs draus, auf dem ich dann doch ca. 2 Stunden unterwegs bin – mit vielen Pausen natürlich. Nebenan ist der Campingplatz, auf dem Parkplatz ist – natürlich – Übernachten verboten, klar, verstehe ich schon.

Rundspaziergang bei Skaftafell - hügelauf und hügelab....

Also fahre ich weiter – auf der Ringstraße Richtung Osten – die Gletscherseen sind mein Ziel. Im Reiseführer steht, dass die Fahrt mit einem Boot um die Eisbatzen herum auf dem Fjallsarlon günstiger sein soll, also fahre ich da mal hin und schaue mir das an.

Ja. Gut – der Jökullsárlon wird wohl größer sein, ist nicht weit, also weiter. Natürlich ist der größer – klar. Es gibt viele geschotterte Parkflächen, auf der Meerseite, also jenseits der Ringstraße, beziehe ich Stellung,neben mir ein Kasten aus der fränkischen Heimat, mit einem Nachbarlandkreis-Nummernschild. Kalt mit nur 4Grad und ziemlich bedeckt ist es wieder geworden, oder ist es doch wieder bloss die Nähe zum Gletscher, ich weiss es nicht. Später am Abend gibt es noch eine schöne Färbung, das sieht über dem Gletschersee bestimmt Klasse aus. Ich kann mich aber nicht aufraffen, mich nochmal dick anzuziehen und dorthin zu gehen. Ist auch besser so, denn am nächsten Morgen wird nach ganz wenigen Aufnahmen meine Speicherkarte voll sein, das hätte sich also dann auch gar nicht mehr gelohnt.

Hallo Isa,
Danke fürs mitnehmen und den schönen Bilder und den Tollen Reisebericht

... aus meiner Sicht, der bisher tollste Bericht des Forums!
Und das trotz nicht optimalen Wetters.

Gruß, Heinz

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Klasse Isa!!!! Dank Dir...

Superschöner Bericht, ich bin echt begeistert, Danke dir sehr dafür.

Ich danke für eure netten und zustimmenden Kommentare, klar, Island bietet wirklich unglaubliche Ansichten, das muss man einfach so sagen.
Muss mal sehen, dass ich weiterkomme......

Montag, 27. Juli 2015

Wieder grau und trüb und bäh und kalt. 8 Grad sind es, als ich nach draußen trete und mit den Nachbarn mehr als eine halbe Stunde ratsche. Dann bin ich ziemlich ausgefroren, gehe aber trotzdem noch zu Fuss rüber zum Gletschersee, um die Lage zu peilen. Pah, bei dieser Kälte – soll ich mir eine Fahrt mit dem Amphibienfahrzeug auf dem kalten Wasser antun? Lustig wäre das ja schon, für eine 40minütige Fahrt sind 4300Kronen zu berappen, knapp 30€ also. Ums Geld ist es mir nicht – aber um die Kälte. Ich mach mal noch ein Bild. Denkste. Speicherkarte voll. Pah. Das ist die Entscheidung, ich fahre nicht mit dem Amphibienfahrzeug auf dem See herum, sondern mit dem Kästchen nach Höfn zum Einkaufen.

Bevor ich aber nach Höfn komme, biege ich nach links ab, dort soll es frei zugängliche Hotpots geben, das ist doch was. Als ich hinkomme, steigen grade zwei junge Frauen in einen Kleinwagen, sie sehen aus als seien sie beim Joggen gewesen und hätten sich dann in den Heisswasserbecken erwärmt. Gute Sache. Besehe mir das alles, wird für gut empfunden, Badeanzug an, Bademantel drüber, die geforderten 500Kronen in die aufgestellte Kasse gesteckt – und erst unter die Dusche und dann rein ins Becken. Ins wärmste natürlich, wird so um die 40 Grad haben, wenn es erst mal wieder reicht, sich an den Rand gesetzt, vom kalten Wind ein paar Minuten abblasen lassen und dann zum Wärmen wieder in das Becken. Köstlich, das tut gut. Danach nochmal eine Dusche im Freien, ohne Badeanzug, es ist kein Mensch da, nur ein paar Pferde stehen nebenan auf der Weide und schauen neugierig herüber. Ein tolles Gefühl, die Luft auf der nackten Haut zu spüren, die seit Wochen immer wieder mit Skiunterwäsche und 2-3 Lagen Fleece und Goretex drüber abgedeckt war. Als ich mich ins Kästchen verziehe, dort weitere Körperpflege betreibe, kommen plötzlich rund 8 Fahrzeuge an – es springen Asiaten raus und bevölkern die Badeanstalt. Da hab ich aber ganz schön Glück gehabt, dass ich alleine da war.

Also auf nach Höfn. Da gibt es einen Netto-Markt – und in dem gibt es auch sogar eine Speicherkarte für die Kamera, sehr gut. Dazu noch Lebensmittel und im Alkoholladen noch eine Flasche Wein, mein Aufenthalt neigt sich ja langsam aber sicher dem Ende zu. Meine beiden mitreisenden Alleinfahrer sind gemeinsam unterwegs, die sind schon deutlich weiter als ich, wir stehen natürlich in Kontakt, auch wenn ich ganz alleine herumeiere. Klar, meine Hochlandtouren haben ja zwei Tage Zeit gekostet. Die Gruppe möge sich am Dienstag abend am Karáhnjúkur-Stausee treffen, hieß es.

Dann überlege ich, was zu tun ist und trödle ein wenig rum. Wie weit will ich denn heute fahren, was will ich denn noch tun. Das Wetter ist mal so, mal so, mal ziemlich grau und eiskalt, mal kommt die Sonne raus, das Thermometer schafft es auf nicht mehr als 9Grad. Nicht einladend, nein, ich kann diese Kälte langsam aber sicher nicht mehr aushalten. Aber bei Lón soll es bunte Berge geben, die man erwandern kann. Das wäre doch was, also fahr ich halt mal dahin. Es geht an Lavafeldern vorbei, beeindruckende Landschaft, in der Tat. Es soll irgendwo einen schwer zugänglichen Campingplatz in den Bergen geben, es fehlt mir der Mut und die Lust, zu diesem hin zu fahren.