Nach Messina rein herrscht unsäglicher Stau. Wir brauchen für die letzten sizilianischen 6 Kilometer fast eine Stunde.
Bunte Szenen gibt es während dieser Zeit zu beobachten.
Ein gutgekleideter Herr holt sich in einem Tabakladen eine Schachtel Zigaretten, steckt sie ein, zieht aus seiner Tasche gleichzeitig eine andere Schachtel, nimmt eine Zigarette heraus - und wirft die wohl leere Schachtel auf den Boden.
Auf der anderen Straßenseite sitzt eine junge Frau auf dem Gehsteig, hochhakige glänzende Schuhe hat sie an zu ihrer engen, beinahe ordinären Hose, sie ist auffallend geschminkt, neben ihr liegt Müll. Sie raucht.
Junge Frauen bringen ihre Kinder in den Kindergarten der an der Hauptstraße liegt und von dem der Putz großflächig abbröckelt. Ich war als Kind auch im Kindergarten und meine Kinder auch - wir hatten so Umhängetaschen, in die das Vesper gepackt wurde. Und einen Stoffbeutel für die Turnsachen, wenn sowas anstand. Drei verschiedene Frauen beobachte ich, die ihren Kindern eine Plastiktüte mit in den Kindergarten geben.
Auf der Straße kämpft offenbar jeder um sein Überleben. Einer kommt mit einer Ape angefahren, hat ein paar Plastikkästen drauf, in denen aal-ähnliche silberne Fische liegen, schnell ist der Verkaufsstand aufgebaut.
An jeder nur denkbaren Ecke stehen sie, die Apes, die fahrenden Verkaufsstände für Obst und Gemüse.
Noch nie habe ich eine Frau eine Ape fahren sehen, immer sind es Männer, vorwiegend alte. In Messina sitzen sie zu dritt vorne drin in der Ape, ich verspreche Andreas, baldmöglichst zu recherchieren, wieviel Zuladung überhaupt so eine Ape hat. Mein Traumfahrzeug.
Nach dem unsäglichen Stau kommen wir dann in einer "besseren" Gegend an, der Müll wird weniger, die Straßen breiter. Auch hier gilt - schnell auf einen Café in die Bar - und das Auto in zweiter Reihe abgestellt, womöglich noch mit laufendem Motor.
Wir müssen eine halbe Stunde auf die Überfahrt warten, gehen auch nochmal in die Bar neben dem Anlegesteg.
Wehmütig sitze ich auf einer Bank auf dem Schiff in der Sonne, ich fahre nicht gerne heim. Es graust mich vor dem Winter und der Kälte.
Andreas hat es noch schlimmer, er wird -10° daheim antreffen, aber wir wissen das jetzt noch nicht. Oder besser wollen es nicht wissen.
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193-Das Festland und die Wolken warten schon auf uns.JPG
Diesmal fahren wir Autobahn, Autobahn, Autobahn. Bis Salerno kostet sie ja nichts, ist allerdings von vielen Baustellen unterbrochen, die zeit- und nervenraubend sind. Und durch teilweise grandiose Landschaften führt.
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