Re: Winterwandern auf Madeira - ohne Womo....
Verfasst: Mo 11. Jan 2016, 10:19
Es ist zum Verzweifeln. Irgendwie kommt man nach über zwei Wochen über dieses Bussystem immer noch ins Staunen und Straucheln und beinahe Verzweifeln. Heieiei. Egal, wir sitzen drin und der Fahrer fährt los.
Dieser hier ist ein besonderes Kerlchen, mit der alten Schepperkiste heizt der die Bergrücken hinauf und hinunter, die Leute hinter uns schreien mehrmals vor Angst - mittlerweile konnte ich auch "schlampige" skandinavische Sprachfetzen erkennen, es scheinen Dänen zu sein. Kein Wunder, solche Strecken kennen die ja mal gar nicht - und die Art und Weise, wie der Fahrer die absolviert, das ist schon abenteuerlich, tatsächlich. Ein wenig Vertrauen zum Fahrer und Gerät gehört schon dazu, fürwahr. Einmal kommt das Gefährt ruckartig an einem Steilabhang zum Stehen, er hatte nicht gehupt und es war ein Kleinlaster an der scharfen Kurve entgegengekommen und man stand plötzlich voreinander, rechts ging es wohl 200m steil die Klippe runter, am Rand nur kniehohe Mäuerchen, die einen Bus am vermeintlichen Absturz nicht allen Ernstes hindern könnten. Bissi Rangieren - geht doch - die verlorene Zeit meint der Fahrer, wieder aufholen zu müssen, die nächsten Kurven werden mit noch mehr Schmackes genommen, die angsterfüllten Rufe der Dänen kommen in immer kürzeren Abständen, wir halten uns mit beiden Händen fest, um irgendwie auf den Sitzen zu verbleiben, wir "reiten" den Bus und das muss man auch.
Eine wahre Höllenfahrt, ein Höllenritt, aber ich muss gestehen, dass ich es bis auf wenige kurze Momente eigentlich lustig fand. Nein, mit einem solchen Kollegen möchte ich nicht als Bustrulla unterwegs sein müssen - und eine solche Fahrweise würde in unserer Firma nicht im geringsten toleriert. Mit einem scharfen Ruck - wir sind in Camara do Lobos - hält der Fahrer den Bus an und bedeutet uns, man solle aussteigen, in ein paar Minuten käme ein anderer Bus und würde uns gar bis Funchal bringen, er habe nun Feierabend. Auch schön. Mit einem aufbrausenden Motor schießt der Bus davon und wir, ohne so recht zu wissen, was da so für ein Geheimnis im Busfahrplan ist, das wir einfach nicht ergründen können, stehen etwas ratlos da. Die Dänen sind beinahe grün im Gesicht und hörbar erfreut, dem Inferno entronnen zu sein, nach nicht mal 5 Minuten kommt tatsächlich ein anderer Bus, diesmal System Reisebus, der Fahrer chauffiert uns im gefederten Gerät bequem nach Funchal. Das mit der Busfahrerei - dieses Buch mit sieben Siegeln - ist eine ganz harte Nuss, die wir einfach nicht knacken können.
Am Abend sind wir schnell wieder einsatzbereit für unseren genussreichen Abend in der Stadt bei Lifemusik, Temperaturen knapp unter 20 Grad - Flanieren, Sitzen, Genießen - herrlich. Urlaub, richtig Urlaub ist das. Klasse.