Montag, 14. Dezember 2015
Meine langjährige Bergwanderfreundin, die leider vor 3 Jahren auch verwitwete, und ich beschlossen im März, dass wir in diesem Jahr Weihnachten und Silvester zusammen verbringen wollten - irgendwo, wo schönes Wetter ist, wo es was zu Wandern gibt und das ganze zeitmäßig großzügig bemessen. Nach einiger Rumsuche kam uns Madeira in den Sinn. Hier war noch keine von uns - die Kanaren kamen nicht in Frage, weil Renate da in den letzten Jahren schon genug herumgeturnt war. Schnell sind die Flüge von und nach Düsseldorf gebucht, deutlich günstiger als von München oder Nürnberg - außerdem stammt meine Freundin aus Düsseldorf und hat dort auch noch eine gute Freundin, bei der wir gerne Unterschlupf finden sollten. Die Flüge kosten hin und her pro Person 320€. Mehr machen wir erst mal nicht, das Jahr ist noch jung - Hauptsache, wir haben die Flüge.
Wie das Leben so spielt - fragen mich meine Kolleginnen im Büro im April, ob ich in der nächsten Woche nicht für 2 Wochen nach Madeira und dort für jeweils eine Wander- und eine Ausflugsgruppe für je eine Woche Reiseleitung machen könnte. Die Wanderer bekämen Wanderführer und mir würde ein einheimischer Ortsreiseleiter an die Seite gestellt. Na hallo - was ist das für ein Glück? Manchmal muss man halt dann einfach nur zugreifen.....
Nachdem ich von dort zurückkam, war ich umfassend aufgeklärt, wusste, dass Weihnachten und Silvester die Hauptreisezeit auf der Insel ist und die Hotels rar. Hatte mich auch in Funchal ausführlich umgesehen - und ein Hotel vom 23.12. bis 2.1. gebucht. Ein kleines familiäres mit Schwimmbad und Frühstück für 550€ pro Person im Einzelzimmer. So sehen unsere Vorbereitungen aus. Wenige Tage vor Abfahrt daheim buche ich nach Rücksprache mit Renate noch ein Hotel in Machico, weil ich eine ganz bestimmte Wandertour im Hirn habe und es gut ist, wenn man ein Ziel nach Ankunft auf einem Flugplatz hat. So treffen wir uns morgens um 9h am Nürnberger Bahnhof, sie wird von ihrem Liebsten gebracht, der ihr Kofferkuli ist - meiner hatte mein Haus schon morgens um 6.30h verlassen, um ins Büro zu fahren. Abschied - machts es gut - bis nächstes Jahr.... Keine von uns kannte ihren Liebsten bereits im März, als wir Madeira buchten - das muss die Beziehung halt nun aushalten. Wir werden auch älter und wissen nicht, ob und wie oft wir noch zusammen verreisen können und wir haben aneinenader die "älteren Rechte" - so sind Renate und ich übereingekommen. Gut so.
Mit 24€-pro-Person-Fahrkarte geht es dann von Nürnberg nach Düsseldorf. Wir hatten uns auf einen schönen silbernen ICE gefreut - aber das war nur einer der alten Sorte . Absichtlich hatten wir keine Sitzplatzreservierung vorgenommen - damit wir uns mit den grossen Koffern da hinsetzen können, wo wir wollen. War besser so. Fahrt gut und ruhig - gut eineinhalb Stunden vor Ankunft in Düsseldorf wechseln wir den Sitzplatz und begeben uns ins Bordbistro. Dort ordern wir bei einer Dame, die nicht sprechen kann, weil sie offenbar sehr heiser ist, Flammkuchen und Weissbier.
Das Weissbier schmeckt köstlich, die Flammkuchenstücke sind auch geniessbar, als das Bistro plötzlich schließt. Es ist noch nicht mal halb zwei, wir sind noch nicht mal in Köln und wir hätten noch gerne ein Weissbier zu zweit gepackt. Pah. War da nicht kürzlich was in der Presse, die Bahn möchte ihren Service verbessern? Da hätten wir schon weder eine wirklich wunderbare Anregung....... Köln Ausstieg - Weiterfahrt nach Düsseldorf - Anschluss-Intercity hat 10 Minuten Verspätung. Naja. Kennt man ja. Es werden 20, bis der Zug weiter fährt, macht ja nichts. Die Freundin meiner Freundin holt uns ab - und fährt uns zu meiner Freundin, die mit mir in Island dabei war. Wir werden erwartet, bewirtet, es gibt viel zu sehen in ihrer Galerie, zu genießen am Esstisch, wir wollen aber vielleicht noch am Flugplatz vorbei und die blöden wuchtigen Koffer aufgeben. Bis 20h hat der Schalter noch auf - also nix wie hin. Wir kriegen das Gepäck auch noch los gegen Löhnung von 8€ p.P. und fahren heim zu Rita. Dort Abendessen, Rotwein, Frauengespräche. Letztere natürlich intensivst. Der Tag geht dabei zu Ende. Schee wars.
Dienstag, 15. Dezember 2015
Um 5h mahnt uns der Wecker zum Ende der Ruhezeit - schnellen Kaffee, Körperpflege, letzte Gespräche, Verabschiedung, das Taxi ist pünktlich. Sicherheitskontrolle - die mir bissi lax erscheint, Einkehr zu Tee und Kaffee und warten. Dann Boardig - ich gehe wie immer als eine der letzten an Bord - huch - der Flieger ist ja lange nicht voll, schön. Wir sitzen in der zweiten Reihe, gut so. So können wir beobachten, wie die Techniker rein und rausflitzen, immer in das Cockpit rein und wieder raus, hm, dann Ansage - der Funk geht nicht, wird wohl noch dauern. Dauerte auch. Statt um halb acht fliegen wir um halb neun Uhr los.
Unterwegs packt man den Turbo aus und legt so zu, dass der erste Landeversuch beinahe planmässig kurz nach halb zwölf Ortszeit in Madeira stattfindet.
Aber es war ja nur ein Versuch. Also nochmal hoch mit dem Vogel - ein gutes Stück der Südküste entlang geflogen, gewendet, am Ostende nochmal gewendet und nochmal zur Landebahn. Diesmal setzt der Flieger auf. Erleichterung.
Zu Fuss über das Stückchen Rollfeld - pah - was für eine Luft!!! Die 22Grad fühlen sich RICHTIG warm an! Schön! Pah - alles muss runter, die Kniestrümpfe, die Strickjacke.... der Bus nach Machico fährt erst in gut einer Stunde. Das erlauben wir uns nicht, wir müssen eilen um genießen zu können. Das Taxi kostet 7,80€ - und bringt uns vor das White Water Hotel, weißer halbrunder, nicht zu grosser Bau zweite Straße hinter dem dunklen Strand in Machico. Vom eigenen kleinen Balkon aus kann man das Meer sehen, hören kann man es schon, es ist sehr windig. Der Rest ist schnell erzählt: Ortserkundung, Einkauf, später bissi rumkruscheln im Zimmer, dann gemeinsames erstes Abendessen im Zimmer, es gibt Brot, Birne, Käse, Rotwein, fast wie Camping, nett. Angekommen. Gute Nacht.
Winterwandern auf Madeira - ohne Womo....
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Winterwandern auf Madeira - ohne Womo....
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Re: Winterwandern auf Madeira - ohne Womo....
Mittwoch, 16. Dezember 2015
Das Frühstück im hellen Restaurant im Hotelerdgeschoss ist völlg ausreichend und beinhaltet doch auch solchen für uns völlig überflüssigen Schnickschnack wie Rühreier (die auch im Viersternehotel ja häufig aus dem Tetrapack kommen) und meine Freundin, die schon da sitzt, erfreut sich, dass immer wieder jemand von der Straße auf einen scnnellen Cáfe hereinkommt. Nett und authentisch. So mögen wir das.
Um 9.45h stehen wir an der nahen Bushaltestelle, der Bus der Linie 113 kommt auch pünktlich und ist zur Hälfte gefüllt, teils Einheimische, die von Ort zu Ort fahren, aber die Mehrzahl Wanderer, die bis zur Endstation, einem kreisrunden Wendeplatz genannt Baia d'Abra fahren (einfache Fahrt Machico-Baia d'Abra 1,30!!) Der Bewuchs hört sofort auf, als wir uns auf den angelegten Wanderweg aufmachen. Zunächst geht es Steintreppen abwärts, dann weiter über einen Holzbohlenweg, insgesamt sei die Strecke bis zum Ende, dem Aussichtspunkt auf dem Morro do Furrado (160m) ca. 3km lang, so weisen es die Schilder. Bis dahin geht es aber mit herrlichsten Aussichten immer wieder auf und ab auf gut gesichertem Weg. Es ist auch etwas Betrieb, allerdings nicht soviel wie auf den Wanderwegen auf Madeira, die von den Wanderagenturen angepeilt werden. Es ist überaus windig, wir setzen gar die Mützen auf, weil einem der Wind im Ohr Schmerzen bereitet und die Haare ständig im Gesicht sind auch nicht lustig. An den ganz wenigen windgeschützten Stellen ist es richtiggehend heiss. Wir besichtigen ausführlich die Casa do Sardinha, die auf einen Manuel Bettencourt zurückgeht und wohl ein Informationszentrum darstellt, das aber geschlossen ist. Die ganze Anlage ist recht hübsch gemacht und von weitem an den angepflanzten Palmen im ansonsten schroffen vulkanischen Gelände erkennbar.
Insgesamt ist der gesamte Wanderweg sehr gut ausgebaut - ein Phänomen, das mir schon auf meinem ersten Madeira-Aufenthalt aufgefallen ist. Die Erschlossenheit der Landschaft. Wir gehen also die Tour Nr. 12 im Rother Wanderführer, die dort mit 3 Stunden angegeben ist.
Das Frühstück im hellen Restaurant im Hotelerdgeschoss ist völlg ausreichend und beinhaltet doch auch solchen für uns völlig überflüssigen Schnickschnack wie Rühreier (die auch im Viersternehotel ja häufig aus dem Tetrapack kommen) und meine Freundin, die schon da sitzt, erfreut sich, dass immer wieder jemand von der Straße auf einen scnnellen Cáfe hereinkommt. Nett und authentisch. So mögen wir das.
Um 9.45h stehen wir an der nahen Bushaltestelle, der Bus der Linie 113 kommt auch pünktlich und ist zur Hälfte gefüllt, teils Einheimische, die von Ort zu Ort fahren, aber die Mehrzahl Wanderer, die bis zur Endstation, einem kreisrunden Wendeplatz genannt Baia d'Abra fahren (einfache Fahrt Machico-Baia d'Abra 1,30!!) Der Bewuchs hört sofort auf, als wir uns auf den angelegten Wanderweg aufmachen. Zunächst geht es Steintreppen abwärts, dann weiter über einen Holzbohlenweg, insgesamt sei die Strecke bis zum Ende, dem Aussichtspunkt auf dem Morro do Furrado (160m) ca. 3km lang, so weisen es die Schilder. Bis dahin geht es aber mit herrlichsten Aussichten immer wieder auf und ab auf gut gesichertem Weg. Es ist auch etwas Betrieb, allerdings nicht soviel wie auf den Wanderwegen auf Madeira, die von den Wanderagenturen angepeilt werden. Es ist überaus windig, wir setzen gar die Mützen auf, weil einem der Wind im Ohr Schmerzen bereitet und die Haare ständig im Gesicht sind auch nicht lustig. An den ganz wenigen windgeschützten Stellen ist es richtiggehend heiss. Wir besichtigen ausführlich die Casa do Sardinha, die auf einen Manuel Bettencourt zurückgeht und wohl ein Informationszentrum darstellt, das aber geschlossen ist. Die ganze Anlage ist recht hübsch gemacht und von weitem an den angepflanzten Palmen im ansonsten schroffen vulkanischen Gelände erkennbar.
Insgesamt ist der gesamte Wanderweg sehr gut ausgebaut - ein Phänomen, das mir schon auf meinem ersten Madeira-Aufenthalt aufgefallen ist. Die Erschlossenheit der Landschaft. Wir gehen also die Tour Nr. 12 im Rother Wanderführer, die dort mit 3 Stunden angegeben ist.
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Zuletzt geändert von Lira am Fr 1. Jan 2016, 09:26, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Winterwandern auf Madeira - ohne Womo....
Es war ein wunderbarer Wandertag mit grandiosen Aussichten, der Schrittzähler kam bis kurz vor 14.000. Wir erhoffen uns mehr solche schönen Touren während unseres Aufenthalts, dann wird das gelungen sein.
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Re: Winterwandern auf Madeira - ohne Womo....
Wir sind hier ja eine Stunde hinter euch her, darum geht's jetzt grad auf 18h.
Wünsche euch allen einen wunderbaren Jahreswechsel und ein gesundes, glückliches und fröhliches Jahr 2016!!
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Re: Winterwandern auf Madeira - ohne Womo....
17.12.2016
Heute steht die schwarze Tour Nr. 14 aus dem Rother Wanderführer auf dem Programm.
Da gilt es, den Einstieg in die Levada do Canical zu finden, die am Westportal des Canical-Tunnels der Landstraße liegt. Während wir uns noch vor der Hoteltüre in der Sonne beratschlagen, tritt der Hotelchef an uns heran und bietet uns an, uns dahin zu bringen.
Super!!! Welch ein Service. Er erspart uns einen bestimmt 20minütigen Stadtrundgang samt Aufstieg. Der Einstieg zur Levada am Wasserhaus ist schnell gefunden, benahe ebenerdig gehen wir so eine halbe Stunde oberhalb von Machico an der Levada entlang, bis wir auf eine Touristengruppe und einen einheimischen Führer treffen, der gerade die Gegend erklärt. "Boca do Risco" ist uns ein Begriff, der Rother Wanderführer beschreibt einen Abzweig rechts aufwärts, der menschliche Führer erklärt uns, ui, das sei aber eine sehr gefährliche Tour, die wir da vor hätten (der Rother Wanderführer stösst ins gleiche Horn) - und wir sollten da vorne dann links runtergehen zur Boca da Risco. Machen wir. Immer an der Levada lang, bis es mir irgendwie zu blöd wird. Renate verschwindet zur Landschaftspflege, ich studiere die Wanderkarte, da kommt ein Einheimischenpaar vorbei und ich frage nach Boca do Risco. Die Frau bedeutet mir, wir sollten zurückgehen (also das so angehen wie das im Rother beschrieben war), der Mann weist auf einen Trampelpfad, der beinahe senkrecht hier weggeht und einigermaßen zugewachsen ist. Ich schaue noch ein wenig ungläubig, doch er versichert uns, doch, ja, das würde schon gehen. Renate ist auch wieder da - und wir gehen los - und kommen auf wilder und verwilderter Wegstrecke ca. 20Min später oben an. Scheeee wars, ein Weg, wie er mir taugt. Wild, ungestüm und einsam. Studium des Wanderführers. Aha. Von hier aus erst noch gemässigt immer an der Hangkante entlang, später gibt es wohl eine lebensbedrohende Schlüsselstelle am Klippenweg, der 300m hoch über dem Meer verlaufen soll. Ein Paar gibt auf, geht zurück, wir gehen erst mal ganz hinauf auf ein Plateau, um uns einen Überblick zu verschaffen und können den in die Felswand geschlagenen Klippenweg ausmachen. Sieht sehr nteressant aus. Wir sind halt nicht mehr so in Übung mit solchen Wegen und haben deswegen ein paar Bedenken. Aber wir gehen mal los. So sagen wir das auch einem anderen Paar, das ebenfalls wild entschlossen ist, auf diesem Weg nach Porto da Cruz zu gelangen. Zunächst ist es noch ein schöner waldiger Weg, schmal zwar, aber wir gehen eh hintereinander, wie man das halt beim Wandern so macht. Fröhlich schwatzend, aber doch die böse böse Schlüsselstelle erwartend, gehen wir zu.
Das Gestrüpp lichtet sich - aha - jetzt sind wir an den Klippen, die beinahe senkrecht Hunderte Meter ins Meer stürzen. Ein südländisch aussehendes Paar kommt uns entgegen, wir müssen das Entgegenkommen deichseln, weil man einfach nicht nebenenander gehen kann. Schaffen wir, klar. Renate fragt die Leute, wie denn der weitere Weg so sei, die da so antworten - achja, nein, das sei gar nicht gefährlich, alles gut. Dann meint sie zu mir: "Wenigstens kommen uns Überlebende dieser Tour entgegen" - wir lachen uns schier kaputt und gehen weiter. Und genießen - es ist himmlisch, traumhaft. Was wieder mal mehr albtraumhaft ist - meine Kamera macht schlapp. Hat sich doch tatsächlich der Akku verabschiedet? Hat er vorher gar nicht gesagt. Komisch. Aber wir gehen weiter, immer weiter, um den nächsten Felsbatzen rum und um einen weiteren. Der Weg ist offenbar stellenweise neu aufgeschüttet aber auch sonst nicht so, dass man gleich in die Tiefe stürzen müsste. Es gibt ein paar ganz schmale Stellen, die überquert werden müssen, ja, jeder kann das dann nicht und den Blick in die Tiefe dazu - aber in uns ist längst schon der Bergfex wieder erwacht, der uns früher solche Touren pah machen liess und schwierigere sowieso. Natürlich muss der Wanderführer polarisieren - nicht alle können das machen. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind absolut gut. Irgendwann fragen wir uns - sind wir jetzt über das gefährliche lebensbedrohende Stück schon drüber?
Heute steht die schwarze Tour Nr. 14 aus dem Rother Wanderführer auf dem Programm.
Da gilt es, den Einstieg in die Levada do Canical zu finden, die am Westportal des Canical-Tunnels der Landstraße liegt. Während wir uns noch vor der Hoteltüre in der Sonne beratschlagen, tritt der Hotelchef an uns heran und bietet uns an, uns dahin zu bringen.
Super!!! Welch ein Service. Er erspart uns einen bestimmt 20minütigen Stadtrundgang samt Aufstieg. Der Einstieg zur Levada am Wasserhaus ist schnell gefunden, benahe ebenerdig gehen wir so eine halbe Stunde oberhalb von Machico an der Levada entlang, bis wir auf eine Touristengruppe und einen einheimischen Führer treffen, der gerade die Gegend erklärt. "Boca do Risco" ist uns ein Begriff, der Rother Wanderführer beschreibt einen Abzweig rechts aufwärts, der menschliche Führer erklärt uns, ui, das sei aber eine sehr gefährliche Tour, die wir da vor hätten (der Rother Wanderführer stösst ins gleiche Horn) - und wir sollten da vorne dann links runtergehen zur Boca da Risco. Machen wir. Immer an der Levada lang, bis es mir irgendwie zu blöd wird. Renate verschwindet zur Landschaftspflege, ich studiere die Wanderkarte, da kommt ein Einheimischenpaar vorbei und ich frage nach Boca do Risco. Die Frau bedeutet mir, wir sollten zurückgehen (also das so angehen wie das im Rother beschrieben war), der Mann weist auf einen Trampelpfad, der beinahe senkrecht hier weggeht und einigermaßen zugewachsen ist. Ich schaue noch ein wenig ungläubig, doch er versichert uns, doch, ja, das würde schon gehen. Renate ist auch wieder da - und wir gehen los - und kommen auf wilder und verwilderter Wegstrecke ca. 20Min später oben an. Scheeee wars, ein Weg, wie er mir taugt. Wild, ungestüm und einsam. Studium des Wanderführers. Aha. Von hier aus erst noch gemässigt immer an der Hangkante entlang, später gibt es wohl eine lebensbedrohende Schlüsselstelle am Klippenweg, der 300m hoch über dem Meer verlaufen soll. Ein Paar gibt auf, geht zurück, wir gehen erst mal ganz hinauf auf ein Plateau, um uns einen Überblick zu verschaffen und können den in die Felswand geschlagenen Klippenweg ausmachen. Sieht sehr nteressant aus. Wir sind halt nicht mehr so in Übung mit solchen Wegen und haben deswegen ein paar Bedenken. Aber wir gehen mal los. So sagen wir das auch einem anderen Paar, das ebenfalls wild entschlossen ist, auf diesem Weg nach Porto da Cruz zu gelangen. Zunächst ist es noch ein schöner waldiger Weg, schmal zwar, aber wir gehen eh hintereinander, wie man das halt beim Wandern so macht. Fröhlich schwatzend, aber doch die böse böse Schlüsselstelle erwartend, gehen wir zu.
Das Gestrüpp lichtet sich - aha - jetzt sind wir an den Klippen, die beinahe senkrecht Hunderte Meter ins Meer stürzen. Ein südländisch aussehendes Paar kommt uns entgegen, wir müssen das Entgegenkommen deichseln, weil man einfach nicht nebenenander gehen kann. Schaffen wir, klar. Renate fragt die Leute, wie denn der weitere Weg so sei, die da so antworten - achja, nein, das sei gar nicht gefährlich, alles gut. Dann meint sie zu mir: "Wenigstens kommen uns Überlebende dieser Tour entgegen" - wir lachen uns schier kaputt und gehen weiter. Und genießen - es ist himmlisch, traumhaft. Was wieder mal mehr albtraumhaft ist - meine Kamera macht schlapp. Hat sich doch tatsächlich der Akku verabschiedet? Hat er vorher gar nicht gesagt. Komisch. Aber wir gehen weiter, immer weiter, um den nächsten Felsbatzen rum und um einen weiteren. Der Weg ist offenbar stellenweise neu aufgeschüttet aber auch sonst nicht so, dass man gleich in die Tiefe stürzen müsste. Es gibt ein paar ganz schmale Stellen, die überquert werden müssen, ja, jeder kann das dann nicht und den Blick in die Tiefe dazu - aber in uns ist längst schon der Bergfex wieder erwacht, der uns früher solche Touren pah machen liess und schwierigere sowieso. Natürlich muss der Wanderführer polarisieren - nicht alle können das machen. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind absolut gut. Irgendwann fragen wir uns - sind wir jetzt über das gefährliche lebensbedrohende Stück schon drüber?
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Re: Winterwandern auf Madeira - ohne Womo....
Ja, sind wir. Es wird wieder bewaldet, dann kommen wir oberhalb eines Ortschäftchens raus und müssen eine supersteile Teerstrasse abwärts gehen. Pah - was für eine Plage.
Bis es wieder ins Gelände geht, dauert es über eine Viertelstunde, eine wirklich harte Viertelstunde. Naja. Porto da Cruz liegt vor uns, wir müssen bloss noch hin und das schaffen wir auch. Laufen am Strand ein - und fallen ins erste Lokal auf der Suche nach einem sonnigen (für mich) und schattigen (für Renate) Platz . Da gibt es Essen und Trinken, auch das Gegenteil davon und später noch einen Rundgang um das kleine Halbinselchen, hinter dem die Zuckerrohrfabrik liegt, die als Museumsbetrieb zwischen April und Juni Zuckerrohr zu Saft und später zu Schnaps werden lässt.
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Re: Winterwandern auf Madeira - ohne Womo....
Jetzt ist es hier ruhig und beschaulich, man kann wirklich alles beschauen - und ich überzege Renate, dass wir in der angegliederten Bar unbedingt eine Poncha, das Nationalgetränk Madeiras, trinken müssten.
Diese hier besteht aus Maracujasaft, Honig und reichlich Zuckerrohrschnaps. Nach dreien solcher Getränke solle man Portugiesisch sprechen können heisst es.
Wir möchten heute nicht mehr fremd-sprechen und gehen nach dem einen um die kleine Tuffsteinnase herum, an die der Atlantik randonnert und dann hinauf zur Kirche, dort ist die Bushaltestelle, von wo der Bus um 17.30h wegfährt und uns für 1,90€ nach Machico bringen wird.
Aber irgendwie ist noch viel Zeit, uns ist nach einem Kaffee und den nehmen wir auch ein - und übermütig darüber, dass wir diesen ach so fürchterlichen Weg so gut überlebt und überstanden haben - fragen wir die Chefin nach Poncha. Sie ist es nicht leid, unter sichtlicher Anstrengung Zitronen und Orangen auszupressen (weil ich nach "Limone") fragte, was es auch als Poncha gibt - und uns ein köstliches Getränk zu kredenzen. Für alles miteinander bezahle ich mit großzügigem Trinkgeld dann 5€ Wir waren in einer authentischen Bar, haben authentisch getrunken, uns mit den Einheimischen unterhalten, das ist doch supi.Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
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Re: Winterwandern auf Madeira - ohne Womo....
Der Schrittzähler zeigte bis zum Einsteigen in den Bus 23.994 Schritte.
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Re: Winterwandern auf Madeira - ohne Womo....
18. Dezember 2015
Heute lassen wir es mal gemütlich angehen. Wir gehen erst um 10h los, nachdem wir uns beim Frühstück getroffen und uns unsere Erlebnisse und Neuigkeiten des nicht gemeinsam verbrachten Abends erzählt hatten Renate hat Bedarf an einer Käppi und Sonnencreme, ich an einem Haargummi und einer Sonnenbrille, weil ich sowas daheim vergessen habe - irgendwas fehlt ja immer. Wir kommen an sowas wie einem Einkaufscenter vorbei und schlagen gnadenlos zu. Ich kaufe mir gleich noch einen Pullover, in den ich mich ratzfatz verschaut habe und trage den auch tapfer den ganzen Tag im Rucki mit rum, macht nix, ist ja leicht das Ding.
Die rote Tour Nr. 11 über den Pico do Facho nach Canical aus dem Rother Wanderführer, angegeben mit 2.10 Stunden ist das heutige Wanderthema. Deshalb suchen wir das sechsgieblige Haus, welches das Altersheim am Hang darstellt - und finden es natürlich - und steigen von da auf steinigem Weg ziemlich steil aufwärts, bis wir am Sattel oben die Fahrstraße zum Pico Facho queren. Erst gehen wir aber gar ganz hinauf auf den Pico . und das lohnt sich!!! Es gibt einen Verkaufswagen mit Getränken und eine Grillstelle, Picknickdinger und tolle Aussicht. Wir vertrödeln ca. dreiviertel Stunden, während der ich entsetzt feststelle, dass meine Kamera sich verabschiedet hat. Erst lassen sich Zeit und Datum nicht mehr einstellen, dann kann das Objektiv nicht mehr raus- und reinfahren. So ein Mist. Ich muss mit dem blöden Ding von Mobiltelefonkamera fotografieren. Das passt mir ja so gar nicht. Pah.
Heute lassen wir es mal gemütlich angehen. Wir gehen erst um 10h los, nachdem wir uns beim Frühstück getroffen und uns unsere Erlebnisse und Neuigkeiten des nicht gemeinsam verbrachten Abends erzählt hatten Renate hat Bedarf an einer Käppi und Sonnencreme, ich an einem Haargummi und einer Sonnenbrille, weil ich sowas daheim vergessen habe - irgendwas fehlt ja immer. Wir kommen an sowas wie einem Einkaufscenter vorbei und schlagen gnadenlos zu. Ich kaufe mir gleich noch einen Pullover, in den ich mich ratzfatz verschaut habe und trage den auch tapfer den ganzen Tag im Rucki mit rum, macht nix, ist ja leicht das Ding.
Die rote Tour Nr. 11 über den Pico do Facho nach Canical aus dem Rother Wanderführer, angegeben mit 2.10 Stunden ist das heutige Wanderthema. Deshalb suchen wir das sechsgieblige Haus, welches das Altersheim am Hang darstellt - und finden es natürlich - und steigen von da auf steinigem Weg ziemlich steil aufwärts, bis wir am Sattel oben die Fahrstraße zum Pico Facho queren. Erst gehen wir aber gar ganz hinauf auf den Pico . und das lohnt sich!!! Es gibt einen Verkaufswagen mit Getränken und eine Grillstelle, Picknickdinger und tolle Aussicht. Wir vertrödeln ca. dreiviertel Stunden, während der ich entsetzt feststelle, dass meine Kamera sich verabschiedet hat. Erst lassen sich Zeit und Datum nicht mehr einstellen, dann kann das Objektiv nicht mehr raus- und reinfahren. So ein Mist. Ich muss mit dem blöden Ding von Mobiltelefonkamera fotografieren. Das passt mir ja so gar nicht. Pah.
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Re: Winterwandern auf Madeira - ohne Womo....
Ein Ankunftsgetränk am Hotel aussen, danach Körperpflege und Kofferpacken - und dann Vernichtung überflüssIger Lasten wie Rotwein, Wasser und Erdnüsse.
Heute zeigt der Schrittzähler knapp 11.500 an - aber es ist der dritte Tag, an dem normal immer ein Druchhänger ist.. Alles gut.
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