60- An der Gumpe mit den sogenannten 25 Quellen.jpg
61- Viel los hier.jpg
Zahlreiche Wanderer sitzen auf den Steinen, uns wundert, was sie immer alles zu essen dabei haben, es ist grade mal Mittag, haben die nicht gefrühstückt? Wir gehen ein Stück weg, wo wir dann auch eine Handvoll Nüsse essen und unseren Tee trinken und dann überlegen, wie wir weiter verfahren wollen. Wir sind von dem Weg nicht begeistert, zum einen führt er durch dichten Wald, wenn es auch UNESCO-Gebiet ist, aber dadurch wortwörtlich "aussichtslos" ist, den Kessel mit den Wasserfäden finden wir auch nicht das Nochniedagewesene - und die Menge an Wanderern, hauptsächlich in Gruppen, nervt. Das sind wir so nicht gewöhnt. Wir gehen zurück - steigen nicht aufwärts in Richtung Forsthaus Rabacal, sondern folgen der Beschilderung "Calheta 3,4km", stehen nach ca. eineinhalb Kilometer vor dem bewussten "Reitertunnel", durch den die Levada verrohrt führt und daneben ein etwa 1m breiter gepflasterter Weg hindurchführt. Stockdunkel ist es im Tunnel, nicht grade meine Spezialität. Ich finde meine Taschenlampe im Rucksack und Renate will schon losgehen, als mir ein Klaustrophobie-Anfall hochkommt. Ich kann das nicht, ich drehe um, Renate auch. Wenn es nicht geht, dann geht es nicht, dann lassen wir das und steigen halt die Höhenmeter hinauf, was soll das.
Da kommt eine 12köpfige deutsche Wandergruppe, Renate fragt, ob man da durchgehen würde, dann meine ich, wenn wir uns da mit anhängen, könnte es gehen. Der Wanderleiter erklärt sein Einverständnis. 10 Minuten später ist es geschafft, wir treten auf der anderen Seite aus dem Tunnel. Den letzten knappen Kilometer bis zu dem kleinen Bus, der auf die Gruppe wartet, unterhalte ich mich mit dem Wanderleiter, ausgewanderter Deutscher, der auf Madeira lebt und sich so seinen Unterhalt verdient. Natürlich mit dem Ergebnis, dass wir mit im Bus sitzen und in die Zivilisation gebracht werden. Das Programm der Reisegruppe sieht noch eine Besichtigung der Zuckerrohrfabrik in Calheta vor sowie eine Poncha-Verkostung in der dortigen Bar, das müssten wir halt abwarten. Klar, machen wir. Die Alternative wäre gewesen, unseren Taxifahrer anzurufen oder noch einige Kilometer entlang an der Straße zu einer Bushaltestelle zu traben und auf einen Bus nach Jardim do Mar oder Prazeres, das 500m oberhalb unseres Ortes der Steilküste liegt.
Die Pause an der Zuckerrohrfabrik tut uns gut, es gibt ein kleines Stück unterhalb eine Bar, dort gibt es eine Poncha, die ich nach dem Tunnelerlebnis gut gebrauchen kann und eine anständige Toilette. Mit in die Zuckerrohrfabrik sind wir nicht, wir wollen uns nicht Leistungen eines Reiseverantalters erschleichen, sondern geben Wanderleiter und Busfahrer je 5€ als kleines Dankeschön fürs Mitfahrendürfen.
Wie das bei Männern halt oft so ist, hören sie halt manchmal nicht so ganz genau hin, was Frauen sagen - und so hatte der Wanderleiter gemeint, wir seien am Hotel "Jardim Atlantico" oben auf der Steilküste untergebracht und nicht in Jardim do Mar. Hatte mich doch schon gewundert, dass er gemeint hatte, es seien auch 2 Leute aus der Gruppe in diesem Hotel, also unserem, untergebracht, die hatte ich nämlich noch nicht gesehen. So werden die letzten 2 Gäste am Jardim Atlantico ausgeladen und man schaut verdutzt, dass wir in Jardim do Mar wohnen. Macht ja nix. Vom Hotel aus gibt es einen steilen Abstieg hinunter zum Meer nach Paul do Mar, ein Stück weiter Richtung Prazeres gehts dann senkrecht an der Steilküste rund 500 Höhenmeter hinab nach Jardim do Mar.
62- Weg zum steilen Abstieg.jpg
63- Da müssen wir hin - rund 500 Höhenmeter runter.jpg
Wir bedanken uns nochmal ausführlich und versichern, gut aufzupassen und steigen aus dem Bus, um den Abstieg zu machen. Dieser Abstieg ist als Aufstieg Teil der scharzen Tou 55 "Rundweg Jardim do Mar" im Rother Wanderführer, der dazu schreibt "...empfiehlt sich die Tour nur in der beschriebenen Gehrichtung zu unternehmen, da der Abstieg nach Jardim do Mar vor allem bei Nässe noch mehr Aufmerksamkeit erfordert..." Naja, eine echte Herausforderung halt. Wie gut, dass wir nur eine Poncha und keine zweite getrunken haben, die erste wärmt und tut gut, die zweite beflügelt - was auf so einer Strecke verhängnisvoll werden kann. Zu allem Überfluss beginnt es tatsächlich zu nieseln, die schwarzen Steine werden sauglatt, mich donnert es zweimal hin, prelle mir ein wenig die linke Schulter, mehr passiert niicht, Renate nimmt dann hinter mir jeweils den anderen Stein zum Drauftreten.
Knapp eine Stunde hangeln wir uns so die Steilküste hinab durch unterschiedliche Vegetation, bis wir im Hotel ankommen und heilfroh sind.
64- Angekommen im Dorf - schönes Pflaster.jpg
Ja, fusslahm snd wir heute dann schon wieder. Reine Gehzeit dann gut 4 Stunden - davon 1 extrem abwärts und extrem anstrengend. 23.132 Schritte zählte der Schrittzähler. Es gibt zu Essen und zu Trinken im Hotel und Abendprogramm im Zimmer.
So haben wir aus einer der langweiligsten Wanderungen unseres Aufenthaltes doch noch "was" gemacht. War wieder ein schöner Tag, für morgen ist bis zum Mittag Regen angesagt, von da her wird es morgen keine große Tour mehr geben....