Kurz nachdem der Kühler unseres Ducato 244 den Geist aufgab und ausgetauscht wurde, stellten wir fest, dass die Temperaturanzeige keine realistischen Werte mehr anzeigte, sie ging bei Drehen des Zündschlüssels direkt auf mittlere Stellung. Bei einer Nachfrage bei ATU (die hatten unseren im Zubehör gekauften Kühler eingebaut), ob dieses Manko mit dem Einbau zusammenhängen könne, erfuhren wir nur, dass am Fühler oder an sonstigen Teilen, die für die Anzeige verantwortlich sind, nichts gemacht worden sei. Man konnte uns nicht einmal sagen, wo sich der Fühler oder die Sicherung für dieses Teil befindet. Da sollten wir doch lieber mal eine Fiat-Werkstatt aufsuchen.
Wir fuhren erst einmal in Deutschlands Norden, um dort den langersehnten Urlaub zu verbringen. Berge sind dort bekanntermaßen nicht zu erwarten, zu heiß würde der Motor unbemerkt also kaum werden.
Vorgestern war der große Tag gekommen. Schleswig hat eine Fiatwerkstatt, in der man sich auch nach recht kurzer Wartezeit auf uns und unseren Detlef einließ.
Das Untersuchungsergebnis brachte einen neuen Kühlmitteltemperatursensor für schlappe 35,78 Euro + MWSt und 0,9 Stunden Arbeitszeit für Fehlersuche und Einbau des Sensors.
Hannes stellte fest, dass die Anzeige immer noch dasselbe anzeigte. Ja, das läge an der Temperatur. Der Motor sei ja nun heiß wegen der Ausprobiererei. Nach längerer Standzeit gebe sich das. Immerhin sagten die schlauen Messinstrumente der Werkstatt ja, dass nun alles gut sei.
Netterweise gab uns einer der Mechaniker noch einen Stellplatztipp in Schleswig, weil wir nicht sehr gern an den Jachthafen zum teuren Kuscheln wollten.
Am Abend - wir hatten einige Stunden gestanden und es hatte sich auch eh draußen merklich abgekühlt - war der Motor kalt und Hannes drehte erwartungsvoll den Zündschlüssel. Der Zeiger stieg, wie in den letzten Tagen gewohnt, bis zur Mitte. Nichts war anders als vor unserem Werkstattbesuch.
Diese Nacht schliefen wir nicht besonders. Welche Kosten würden denn nun noch auf uns zukommen, so dachten wir.

Am nächsten Morgen testete Hannes zur Sicherheit noch einmal: Alles wie gehabt.
Hannes rief in der Werkstatt an und kündigte unseren nächsten Besuch an.
Nelly, die endlich wieder einmal einen vernünftigen Empfang mit ihrem Aldi-Stick hatte, surfte derweil ein wenig in der Welt. Und siehe da: Im Ducatoforum gab es meeeeehrere Threads, die sich mit unserem Problem befassten, einen ganz besonders ausführlichen. Und bei späterem MF-Besuch fand Nelly denn auch, dass vor Ewigkeiten Balluba schon dieselben Frage stellte, die uns beschäftigte, und auf das Ducatoforum verwiesen wurde.
Die Lösung war sehr einfach: Sicherung raus oder Batterie abklemmen. Danach sei der verantwortliche Microchip resettet und alles arbeite normal.
Und so war es auch. Die Anzeige zeigte brav nach dieser Aktion, was sie zeigen sollte.
Hannes wollte es nun ganz genau wissen. Er baute den neuen Sensor – der übrigens ziemliche Riffel von Werkzeugen zeigte und nicht 100%ig neu aussah – aus und unseren alten, den er wohlweislich in der Werkstatt eingesteckt hatte, ein. Das Ergebnis war dasselbe. Unser alter Sensor arbeitete einwandfrei, zeigte nach einer Probefahrt auch brav einen normalen Temperaturanstieg an.
Am frühen Nachmittag empfing uns der Meister in der Werkstatt und hörte unsere Geschichte an. Also, das mit den Foren sei sehr gefährlich. Es gebe schließlich viele verschiedene Ducatomodelle. Bei einem anderen Fahrzeug dürfe man auf keinen Fall resetten! Da hätten wir aber Glück gehabt! Er habe im Übrigen seine Mechaniker angewiesen, die Instrumententafel abzuschrauben, den Zentralstecker abzuziehen (somit die ganze Tafel stromlos zu machen und dadurch ein Reset durchzuführen), falls wir tatsächlich wiederkämen. Genau das, was Hannes gemacht hatte, wäre also der nächste Arbeitsschritt gewesen. Aber nun sei das ja erledigt.
Ja, meinte Hannes, das sei erledigt und der neue Sensor ja eigentlich vollkommen überflüssig, da der alte einwandfrei arbeite.
„Sie wollen ihn also zurückgeben. Ja gut, das ist kein Problem. Lassen Sie sich den Kaufpreis erstatten.“
Ja aber, mischte sich nun das Nelly ein, wenn man in der Werkstatt den ersten Schritt vor dem zweiten gemacht hätte, hätte man doch nach viiiiiel kürzerer Zeit als nach 0,9 Stunden den Fehler gefunden!
„Hätte, hätte, Fahrradkette!“ - Nein, das rief der Meister nicht aus. Er sah Nelly nur ganz seltsam an. Er habe uns ja soeben erklärt, dass er nun – nach unserem Anruf – nachgelesen und seinen Mitarbeitern den nächsten Arbeitsschritt empfohlen habe.
Der nette Herr verriet uns nicht, wo er denn nachgelesen hatte (vielleicht in einem Forum?

Hannes hatte tatsächlich bei unserer Ankunft am Vortag die Vermutung geäußert, es könne der Fühler sein. Aber schließlich sei er kein Mechaniker.
Und das sagte er jetzt auch. Da müsse man sich doch bitte auf einen Fachbetrieb verlassen können, oder?
Wieder hub das Nelly an und frug, warum man denn nicht eher nachgelesen habe.
Daraufhin schaute der Meister des Betriebs mit ganz doll zusammengekniffenen Augen auf das Nelly: „Was wollen Sie?“
Nun ja, meinte Nelly, es sei doch eigentlich fair und rechtens, wenn man nur einen Teil der Fehlersuche berechnete und einen Teil zurückerstattete.
Da wurde der Herr über Mechaniker aber ganz böse. Er habe keine Zeit, sich mit uns über sowas zu unterhalten. Er habe anderes zu tun. Und wir sollten reingehen zu der netten Dame an der Kasse und die Rechnung stornieren lassen.
Na also, geht doch!

Und das Ganze wäre uns erspart geblieben, wenn wir von vornherein mit einem guten Internetzugang in Foren hätten stöbern können, wollnich?!
